Tausende Deutschland-Fahnen schwingen durch die Straßen, Menschen malen sich die National-Farben ins Gesicht und aus ihren Kehlen ertönt: "Es wird Zeit, dass sich was dreht, was dreht, was dre-e-e-e-e-eht".
Es ist Sommer 2006. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft belegt nach einem 3:1-Sieg gegen Portugal den dritten Platz. Ein ganzes Land versammelte sich auf prall gefüllten Plätzen und jubelte ausgelassen, als Bastian Schweinsteiger der Befreiungsschlag zum 1:0 gelang.
Auch wenn es nicht für den WM-Titel reichte, Deutschland bekam sein Sommermärchen und Schweinsteiger, Lahm und Co. wurden wie WM-Helden gefeiert.
Nun, 18 Jahre später, hofft Deutschland auf ein zweites Sommermärchen. Dafür errichten Städte erneut große Fanmeilen und schaffen Orte, an denen Menschen Spiele der deutschen Nationalmannschaft gemeinsam verfolgen können – auf riesigen Leinwänden.
Public Viewing wurde 2006 zum Hype und hat bundesweit an Bedeutung gewonnen. Seien es einzelne Spiele der Bundesliga oder große Sportereignisse. Fußball oder American Football. Rudelgucken in Sportbars oder Public Viewing auf Fanmeilen. In der Gemeinschaft Sport zu schauen, macht glücklich – das bestätigen auch Ergebnisse eines Forschungsteams aus Japan.
Mitfiebern, jubeln und verzweifeln: das können Fußball-Fans auch gemeinsam während der EURO 24. Dafür musste der Bundesrat einer Verordnung der Bundesregierung zustimmen, die es ermöglicht, die Spiele der Männer auch nach 22 Uhr im Freien zu schauen. Denn 26 der 51 Spiele werden erst um 21 Uhr angepfiffen und finden damit während der gesetzlichen Nachtruhe statt.
Nachdem auch rechtlich der Weg frei ist, stecken die Städte nun mitten in der Planung. Doch mittlerweile zeichnet sich ab, dass es vielerorts wohl kein Public Viewing geben wird.
Wir geben dir einen Überblick, an welchen Orten du die Spiele verfolgen kannst und wo du vergeblich nach großen Leinwänden suchst.
In vielen Bundesländer haben sich Städte dazu entschieden, kein öffentliches Public Viewing auszurichten. Dazu gehören: Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Ulm, Mannheim, Augsburg, Potsdam, Duisburg, Essen, Wuppertal, Bielefeld, Bochum, Bonn, Münster, Dresden und Chemnitz. Fehlanzeige auch in ganz Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Schleswig-Holstein.
Die Stadt Bremen organisiert lediglich ein Public Viewing am Finaltag. Die Seebühne an der Waterfront soll vermutlich als Location herhalten. In Nürnberg könnte hingegen ein privater Veranstalter in die Bresche springen. Demnach soll ein Event am Flughafen geplant sein.
Berlin: Die Hauptstadt bekommt dieses Jahr gleich zwei Fanmeilen: eine am Brandenburger Tor und eine am Reichstagsgebäude. Dort soll nicht nur Fußball geschaut werden, auch ein Open-Air-Kino und Konzerte dienen der Unterhaltung. Dazu kommen einige Strandbäder und ein Klettergarten, die zu Schauplätzen der EM werden.
Hamburg: Auf Hamburgs "Festwiese", wo jährlich der Sommerdom stattfindet, werden alle 51 Spiele live übertragen. Darüber hinaus können sportbegeisterte Menschen das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld besuchen.
Dortmund: Im Westfalenpark werden alle Spiele mit deutscher Beteiligung sowie aller Partien aus dem Dortmunder Stadion übertragen. Für waschechte Fußball-Fanatiker bietet die Fanzone am Friedensplatz alle Spiele der EM an.
Köln: In der Kölner Altstadt wird der Heumarkt zur Fanzone. Auf insgesamt drei Leinwänden können Fans alle EM-Spiele verfolgen. Im Tanzbrunnen können bis zu 12.500 Zuschauer:innen live dabei sein, wenn die DFB-Elf spielt und der Ball im Kölner Stadion rollt.
Düsseldorf: Die Stadt am Rhein hat gleich drei Orte, an denen Menschen gemeinsam die EM-Spiele schauen können: am Burgplatz in der Altstadt, am Schauspielhaus und am Rheinufer.
Gelsenkirchen: Der Nordsternpark in Gelsenkirchen wird zur Open-Air-Sportsbar. Dort werden alle EM-Spiele live gezeigt. Auch weiter südlich, im Amphitheater, ist ein Public Viewing geplant. Hier werden alle Deutschland-Spiele und die Partien aus der Schalker Arena übertragen.
Leipzig: Das Areal auf dem Augustusplatz wird insgesamt 15.000 Menschen zum Public Viewing einladen. Alle Spiele auf zwei Leinwänden. Bei Regenwetter können Fans in das überdachte Zelt im Leipziger Zoo ausweichen.
Heringsdorf: Urlaubsfeeling und Fußball – das erwartet alle Fans, die auf Usedom die EM-Spiele verfolgen wollen. Am Strand an der Seebrücke werden zunächst alle Spiele mit deutscher Beteiligung gezeigt.
Frankfurt am Main: Am Mainufer in Frankfurt wird eine schwimmende Leinwand errichtet. Dort finden rund 30.000 Menschen Platz.
Stuttgart: Der Marktplatz, der Karlsplatz und der Schillerplatz wird zur Fanzone. Hier können Fans an zahlreichen Aktivitäten teilnehmen, Public Viewing gibt es dort nicht. Dafür wird es am Schlossplatz die Möglichkeit geben, alle Spiele zu verfolgen.
München: Anders als 2006, plant die Stadt eine Übertragung aller EM-Spiele im Olympiapark. Damals fand die Veranstaltung im Olympiastadion statt. Wegen Umbaumaßnahmen sei das dieses Jahr jedoch nicht möglich.
Frankfurt (Oder): In deutsch-polnischer Freundschaft soll in Frankfurt (Oder) gefeiert werden. Am Brunnenplatz können bis zu 8.000 Menschen die Spiele verfolgen.