Wer als talentierter Fußballprofi in Deutschland nach dem Höchsten und Besten, nach Ruhm und Ehre strebt, der wechselt im Regelfall zum FC Bayern München, immerhin ist der Rekordmeister das Nonplusultra in der Bundesliga.
Die Kehrseite: Als Spieler macht man sich damit bei den eigenen Fans nicht sonderlich beliebt. Sie verzeihen einem den Wechsel zum Branchenprimus meistens nicht so einfach.
Jüngstes Beispiel: Alexander Nübel. Der Jungtorwart wird nach der Saison ablösefrei vom FC Schalke 04 zum FC Bayern wechseln. Damit hat er sich nicht gerade Freunde gemacht. Viele Fans nahmen ihm den Transfer krumm: Nübel bekam nach der Bekanntgabe Gegenwind in Form von Pfiffen und Beleidigungen. In der Folge zeigte der junge Torhüter Nerven, und landete nach folgenschweren Patzern auf der Ersatzbank.
Auch der Berater des ehemaligen U21-Nationaltorwarts, Stefan Backs, sowie dessen Familie bekamen Zorn ab: "Was rund um Alex passiert, ist von vielen Seiten verantwortungslos", sagte Backs dazu. Ein paar unverbesserliche, unverhältnismäßig erboste Schalker sollen sogar die Eltern von Nübel bedroht haben.
Leon Goretzka hat Ähnliches erlebt. Auch sein ablösefreier Wechsel nach München brachte viele Gelsenkirchener Fans auf die Palme. Als er im Januar 2018 ankündigte, seinen Vertrag auf Schalke nicht zu verlängern, um zum FCB zu wechseln, war er ebenfalls massiv angefeindet worden. Sogar S04-Boss Clemens Tönnies hatte den Mittelfeldspieler damals öffentlich kritisiert und ihm gedroht, unter Umständen den Rest der Saison auf der Tribüne zu verbringen.
In einem Interview mit der Wochenzeitung "Welt am Sonntag" hat der 25-Jährige seinem künftigen Teamkollegen Nübel nun Mut zugesprochen: "So eine Situation, durch so ein Stahlbad zu gehen, kann durchaus deinen Charakter formen. Ich habe das damals in meinem Fall nicht so dramatisch empfunden, denn es ist ja auch immer die Frage, wer die Kritik äußert oder woher sie kommt. Dann kann man das für sich auch richtig einordnen."
Außerdem sagte der Nationalspieler über Nübel, mit dem er insgesamt drei Jahre lang bei den Königsblauen zusammenspielte: "Ich hätte Alex, den ich ja gut kenne, natürlich sehr gewünscht, dass er die Saison auf Schalke zu Ende spielt, so wie ich das auch damals machen konnte. Ich hatte ja noch das große Glück, mit Schalke eine erfolgreiche Saison als Vize-Meister abschließen zu können." In Nübels Fall trage auch "die aktuelle schwierige Situation auf Schalke seinen Teil bei", wie Goretzka erklärt.
Außerdem stärkte er seinen ehemaligen Teamkollegen aus Schalker Tagen öffentlich, indem er betonte: "Wichtig für Alex zu wissen ist, dass wir uns hier in München sehr auf ihn freuen. Das habe ich ihm auch schon gesagt. Mit ihm kommt zusätzliche Qualität in unseren Kader."
Zusätzliche Qualität für den Kader erhoffen sich die Bayern auch durch einen Transfer von Offensivspieler Leroy Sané von Manchester City.
Das Interesse des FC Bayern am Nationalspieler ist längst kein Geheimnis mehr. Nach Informationen der "Sport Bild" sollen sich die Münchner sowie der 24-Jährige bereits auf einen Fünfjahresvertrag verständigt haben. In den Verhandlungen mit dem englischen Meister gehe es nun um die Höhe der Ablösesumme.
Sané hat, wie Goretzka und Nübel, ebenfalls eine königsblaue Vergangenheit. Im Sommer 2016 wechselte der damals 20-jährige Flügelstürmer von Schalke 04 nach England.
Im "WamS"-Interview verriet Goretzka auch, warum er besonders glücklich wäre, wenn Sané und er wieder das gleiche Trikot trügen: "Es ist kein Geheimnis, dass ich gerne mit Leroy zusammenspiele. Wir verstehen uns sehr gut. Unsere Freundschaft ist nicht allein durch den Fußball entstanden." Goretzka kenne Sané bereits seit der 5. Klasse. "Wir haben dadurch eine andere Ebene, als wenn wir uns nur über den Fußball kennen würden."
Von einer mangelnden Einstellung Sanés, wegen der die Bayern angeblich zwischenzeitlich an einem Transfer zweifelten, will Goretzka nichts wissen: "Ich attestiere Leroy einen Top-Charakter." Richtig sei zwar auch, "dass er ein ganz besonderer Charakter" sei. Doch Sané "ist ein Typ, den du in wichtigen Spielen neben dir wissen willst. Er kennt in solchen Situationen keine Angst, sondern ist bereit, Leistung zu bringen. In Leroys Kopf steht ganz vorne, dass er erfolgreich Fußball spielen und Titel gewinnen will." Sané sei gereift dadurch, dass er Vater geworden ist und bereits den Schritt ins Ausland gewagt hat.
(as)