So richtig wusste Nuri Şahin nicht, was er mit der 2:3-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen anfangen sollte. Auf der einen Seite sagt er nach der Partie bei Sat.1: "Wenn acht Spieler krank ausfallen und die ganze Kette ausfällt, dann muss ich mich auch vor meine Mannschaft schützend stellen."
Aufgrund einer Grippewelle waren die etablierten Dortmunder Verteidiger Nico Schlotterbeck, Waldemar Anton, Emre Can und Ramy Bensebaini kurzfristig ausgefallen. Zudem fehlt Niklas Süle weiterhin verletzt. Mit dem gelernten Außenverteidiger Julian Ryerson und U23-Verteidiger Yannik Lührs kassierte der BVB drei Tore nach zwanzig Minuten.
Dann gibt es jedoch noch die andere Einordnung des BVB-Trainers.
Es sei "extrem bitter" gewesen, wie der BVB die Treffer kassiert hätte. Dass die Mannschaft in dieser Konstellation in der Defensive so noch nie zusammengespielt hätte, wollte er als Ausrede nicht akzeptieren. "Ich würde auch behaupten, dass wir auch unsere Aktien drin hatten, dass wir nicht gut verteidigt haben", pflichtete ihm Kapitän Julian Brandt bei.
Dennoch kam der BVB-Coach auch zu dem Fazit: "Leverkusen war heute schlagbar."
Schließlich waren die Schwarz-Gelben im Mittelfeld und der Offensive top besetzt. Lediglich Pascal Groß fehlte aufgrund seiner Rot-Sperre. Doch trotz deutlich mehr Ballbesitz konnten die Dortmunder sich kaum Chancen erspielen.
Daher gabt Brandt auch zu, dass "wir uns natürlich im eigenen Stadion mehr vorgenommen und aus den 70 Prozent Ballbesitz mehr Chancen rausholen hätten müssen. Das ist ein Punkt, den wir morgen sicherlich besprechen werden."
Und ohne konkreten Namen zu nennen, übte Nuri Şahin unterschwellig Kritik an seinen Top-Stars: "Einigen Spielern kann ich einen Vorwurf machen. Von einigen hätte ich heute 10 Prozent mehr erwartet – gerade in dieser Konstellation".
Der richtige Wille der gesamten Mannschaft sei erst nach dem dritten Gegentor erkennbar gewesen. "Das Stadion war da, Fans waren laut, wir haben gekämpft, Gas gegeben, alles reingehauen und haben danach eigentlich kein schlechtes Spiel gemacht", sagte BVB-Torhüter Gregor Kobel. Doch der 2:3-Anschlusstreffer durch einen Guirassy-Elfmeter in der 79. Minute kam zu spät.
Ob sich die Situation beim Auswärtsspiel am Dienstag in Kiel wieder entspannt, ist bisher noch unklar. "Wir müssen weitermachen", betonte Şahin, "mit Ball war das nicht schlecht." Er sei sicher, dass man beim Aufsteiger drei Punkte holen werde.
Und die wären auch dringend nötig, damit die Dortmunder das Minimalziel Champions-League-Qualifikation erreichen. Gewinnt RB Leipzig am Sonntag in Bremen, würde der Abstand auf Rang 4 bereits fünf Punkte betragen.