Bernd Neuendorf hätte seinen Geburtstag gerne anders gefeiert. Der DFB-Präsident wurde am Tag nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien 63 Jahre alt und musste sich bei der Abschlusspressekonferenz des Deutschen Fußball-Bunds den Medienvertreter:innen stellen.
An seiner Seite saßen Bundestrainer Julian Nagelsmann und DFB-Direktor Rudi Völler, doch Neuendorf ergriff zuerst das Wort. Am Tag nach dem so bitteren Ende in der Nachspielzeit von Stuttgart wurde ein Fazit gezogen.
"Wir können stolz darauf sein, was die Mannschaft auf und neben dem Platz gemacht hat", sagte er, sprach von "einem Rausch" und betonte mehrfach, wie zufrieden er mit dem Turnier sei.
"Was mir wichtig ist", ergänzte er, sei, "dass wir eine Niederlage erlitten haben, aber wir nicht gescheitert sind. Wir werden diesen Weg fortsetzen. Wir bleiben positiv und greifen wieder an".
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Rudi Völler lobte die Mannschaft für die Euphorie, die sie entfacht hat. Die sei vor einiger Zeit noch "unvorstellbar" gewesen. "Die Menschen stehen voll hinter uns, das ist ein gutes Zeichen. Aber auch eine Verpflichtung."
Zudem unterstrich er, dass der Teamspirit echt gewesen sei. Das sei in der Vergangenheit nicht immer so gewesen, als er eher aufgesetzt oder gespielt gewirkt habe.
Dann ergriff Julian Nagelsmann das Wort und es wurde sofort emotional. Der Coach schluckte, er begann zu sprechen, doch ihm versagte die Stimme. "Ich kämpfe mit den Tränen", sagte er. Er sei bewegt davon, das Land und die Menschen bewegt zu haben, "wenn man die Videos von den Fanzones sieht, ist das emotional".
Zudem sprach er über die grundsätzliche Stimmung in Deutschland, gesellschaftliche Strömungen. Der Fußball sei davon nur ein kleiner Teil, weshalb er sich erhoffe, dass einige Dinge bei uns in Zukunft wieder gemeinschaftlicher laufen. Und nannte das Beispiel: "Wenn ich dem Nachbarn helfe, die Hecke zu schneiden, dann ist er schneller fertig, als wenn er es alleine macht."
Zum Abschluss des Statements musste sich Nagelsmann dann erneut die Tränen aus den Augen wischen: "Mir wurde gesagt, dass es nicht oft vorkam, dass fast jeder Spieler, der das Camp verlässt, Tränen in den Augen hat." Das ehre ihn, das bewege ihn, gemeinsam mit seinem Trainerteam. Und genau das sah man ihm an.
Selten bis nie ist ein deutscher Bundestrainer derart emotional vor die deutsche Presse getreten.
Anschließend richteten sich die Fragen der Journalist:innen vor allem in Richtung Zukunft. "Mit Toni Kroos bricht ein Pfeiler weg. Wir werden sehen, ob weitere Spieler aufhören", sagte Nagelsmann.
Nun gehe es darum, mit leicht veränderter Formation den Job so weiterzumachen, wie man das bisher getan habe. "Wir haben uns nicht als Feuerwehrmänner gesehen." Und: "Ich glaube, mein Job geht sehr ähnlich weiter, wie er begonnen hat."