Drei Spiele, zwei Niederlagen, ein glückliches Unentschieden. Die Form der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land erschreckend. Leon Goretzka bezeichnete sie nach der 0:2-Niederlage gegen Kolumbien am Dienstagabend im Interview bei RTL sogar als "dramatisch".
Nach dem erneuten WM-Vorrundenaus im vergangenen Winter werden aufgrund der aktuellen Leistungen die öffentlichen Zweifel an Bundestrainer Hansi Flick immer größer. Während der Partie gegen Kolumbien gab es nicht nur lautstarke Pfiffe, sondern sogar erste Plakate, die "Flick raus" forderten.
Nach dem Spiel äußerte sich auch Torhüter Marc-André ter Stegen zur Debatte um den Nationaltrainer.
Der Torhüter stärkte dem Bundestrainer nach dem Spiel demonstrativ den Rücken und sagte in der Mixed Zone: "Wir haben absolutes Vertrauen in ihn. Wir wussten ganz genau, was auf uns zukommt. Er hat gesagt, dass wir etwas ausprobieren werden und er wird seine Schlüsse daraus ziehen, genau wie wir auch."
Und die zog der Bundestrainer bereits nach Spielschluss sehr deutlich. "Es ist in die Hose gegangen. Wir sind wahnsinnig enttäuscht über die Art und Weise. Das tut mir leid für die Fans. Was wir ausprobiert haben, hat nicht funktioniert." Unter anderem meint er damit die defensive Dreierkette, die er in allen drei Testspielen schon während der Partie wieder auflöste.
Ein explizites Lob an den Torhüter als einer der wenigen Lichtblicke wollte er nach dem Spiel bei RTL nicht aussprechen. Zu enttäuscht sei er vom Ergebnis und dem Auftritt seiner Mannschaft.
Dennoch hält sich der Bundestrainer trotz der schlechten Ergebnisse für den richtigen für den Job. "Es hat dieses Jahr nicht ganz so funktioniert. Das hat mehrere Gründe. Wir ziehen die richtigen Schlüsse. Meine Idee vom Fußball ist für diese Mannschaft die richtige."
Auch Außenverteidiger Benjamin Henrichs sah Flick nicht in der Kritik, sondern nahm die Spieler in die Pflicht. "An erster Stelle müssen wir Spieler uns an die Nase fassen. Wir stehen auf dem Platz, wir sind für die Leistung verantwortlich."
Teamkollege Emre Can wurde da etwas deutlicher und äußerte Kritik an Flicks Experiment:
Stürmer Niclas Füllkrug war nach der Partie enorm ratlos. "Es ist schwierig zu beschreiben. Man hat nicht das Gefühl, dass keiner will, sondern aktuell werden uns ein paar Grenzen aufgezeigt, die für uns schwer zu erklären sind."
Der Angreifer verwies darauf, dass man mit einer ähnlichen Mannschaft schon ganz anderen Fußball gespielt habe. "Ich glaube, dass der Urlaub helfen wird, um neue Energie zu tanken, damit sich jeder in eine Top-Form bringt."
Für die kommenden Länderspiele im September gegen Japan und Frankreich will Flick dann auch am Team für die Heim-EM arbeiten. "Wir versuchen einen Stamm von zehn, zwölf, 14 Spielern zu benennen. Damit jeder weiß, auf welcher Position er spielt, wer ist die Nummer eins, wer die Nummer zwei. Das gibt vielleicht mehr Selbstvertrauen. Wir versuchen, es im September besser zu machen."