Am Mittwoch verkündete der FC Bayern, dass er sich am Ende dieser Saison von Thomas Tuchel trennen werde. Die Münchener planen demnach eine "sportliche Neuausrichtung" und wollen dies mit einem neuen Trainer angehen.
Tuchel selbst kam in der Mitteilung nur mit einem ebenso kurzen wie nüchternen Beitrag zu Wort. "Wir haben vereinbart, dass wir unsere Zusammenarbeit nach dieser Saison beenden. Bis dahin werde ich mit meinem Trainerteam selbstverständlich weiter alles für den maximalen Erfolg geben", wurde der Coach zitiert.
Weitere öffentliche Aussagen gab es von Tuchel zunächst nicht – bis zum Freitag. Denn zur Mittagszeit stand die Pressekonferenz vor dem anstehenden Bundesliga-Spiel gegen RB Leipzig an. Dieses stellte dabei allerdings kein allzu großes Thema dar.
Stattdessen ging es vornehmlich um die Trennung. "Es gibt Klarheit, und Klarheit gibt Freiheit. Hoffentlich auch für die Mannschaft", sprach der Cheftrainer über die Vorteile, die er sich von der Entscheidung erhofft. Diese ermögliche auch ihm "eine Freiheit in den Entscheidungen, wie man agiert. Man muss das nicht mehr abwägen, was das für eine Langzeitwirkung hat".
Tuchel könne nun jede Partie "wie ein Pokalspiel coachen" und im Umgang mit seinen Spielern "rücksichtsloser" agieren. Was er damit meinte: Er müsse jetzt nicht mehr vor unpopulären Maßnahmen, etwa bei seinen Aufstellungen, zurückschrecken.
"Das ist nichts Bayern-Spezifisches. Das ist in Paris, Dortmund oder London nicht anderes", erläuterte Tuchel und nannte das Alter sowie die Vertragslänge als Faktoren, die er nun außer Acht lassen könnte. Sky-Reporter Torben Hoffmann reagierte darauf mit Unverständnis, derartige Punkte seien "bei der Aufstellung doch vollkommen egal".
Diese Worte sollten den Startschuss für ein spektakuläres Wortgefecht darstellen. "Da würde ich euch nicht außer Acht lassen. Wenn Thomas Müller auf der Bank sitzt, wie sind da die Nachfragen? Und wie sind sie, wenn Raphaël Guerreiro auf der Bank sitzt?", verwies er auf die immergleichen Diskussionen, die aufkommen, wenn der Rio-Weltmeister draußen bleibt.
Hoffmann erwiderte daraufhin etwas, was akustisch nicht genau zu verstehen war. Tuchel hatte es aber wohl genau verstanden, klopfte verdutzt auf den Tisch und rang um die richtigen Worte. Pressesprecher Dieter Nickles wollte bereits intervenieren, dann aber holte Tuchel noch einmal mit Wut im Bauch aus.
Der Trainer fuhr dabei fort, dass er mit seinem Team im Training nun trotzdem nicht anders arbeiten werde. Der lange Monolog umfasste in der Folge auch noch Verletzungssorgen und die fehlende Breite des Kaders. Bis Tuchel irgendwann den Faden verlor.
"Ich weiß weder, wo ich angefangen habe, noch, wie ich aus der Antwort rauskomme. Torben Hoffmann ist schuld", schloss er schließlich mit einem breiten Grinsen. Die anwesenden Journalist:innen reagierten mit großem Gelächter.
Mit ernsterer Miene äußerte sich Tuchel indes zu den Vorwürfen, er sei mit dem Verein nie wirklich warmgeworden. Nach der entsprechenden Frage holte der Übungsleiter tief Luft, überlegte kurz und holte dann aus.
"Als Trainer beeinflusst man eine gewisse Kultur innerhalb des Vereins. Das beginnt beim Zeugwart, bei den Physiotherapeuten, beim Mediendirektor", erklärte der 50-Jährige: "Da setzt man den Ton für das Miteinander."
Im Klub werde man demnach nicht viele Personen finden, die die Vorwürfe so bestätigen können. "Das empfinde ich definitiv nicht so, es ist das Gegenteil", erwiderte Tuchel entschlossen.
Inwiefern die frühzeitige Verkündung der Trennung indes die richtige Entscheidung war, wird sich am Samstagabend zeigen. Die Bayern müssen dann bei RB Leipzig ran. Ein Sieg ist Pflicht, wenn der FCB an den acht Zähler besser platzierten Leverkusenern dran bleiben will.