Bayern-Trainer Hansi Flick sprach von einer "absolut schönen Geschichte" und lobte: "Er ist ein Spieler, wenn er gebraucht wird, ist er auch zu hundert Prozent da." Gemeint war Javi Martínez, der mit seinem Treffer zum 2:1-Sieg in der Verlängerung (104. Minute) den Supercup-Sieg gegen den Europa-League-Sieger FC Sevilla am Donnerstagabend klarmachte.
Anschließend präsentierte der 32-jährige Martínez, der in der 99. Minute erst eingewechselt worden war, den silbernen Pokal in der Budapester Puskás Arena stolz vor den mitgereisten Fans. Dabei klopfte er sich mit der rechten Faust auf das Klub-Wappen über seinem Herzen. Der Spanier bezeichnete es als "Traum", wie er gegenüber Sky sagte: In seinem 239. und womöglich letzten Pflichtspiel für die Bayern war er am Ende der entscheidende Faktor.
"Immer wenn ich im Bayern-Trikot spiele, versuche ich, alles zu geben, mit 100 Prozent zu spielen. Das habe ich auch heute gezeigt", sagte er: "Ich will der Mannschaft immer helfen, heute mit einem Tor." Auch zum ersten Supercup-Triumph der Bayern 2013 gegen den FC Chelsea (5:4 i.E.) hatte Martínez schon entscheidend beigetragen, als er in der Nachspielzeit der Verlängerung das 2:2 köpfte (120.+1) und den Rekordmeister so ins Elfmeterschießen rettete.
Thomas Müller, der nach Abpfiff in das Live-Interview mit Martínez hineinplatzte, sagte über seinen Kollegen, der 2013 für 40 Millionen Euro aus Bilbao nach München kam:
Dabei gab der Ex-Nationalspieler auch noch bewegende Einblicke in das Gefühlsleben des Matchwinners. Martínez, zweimaliger Triple-Sieger mit dem FC Bayern, ist nach vielen Verletzungen nämlich keine Stammkraft mehr, was ihm sehr zu schaffen machte:
"Dass er nicht mehr alle drei Tage ans Limit gehen kann, hat ihm auch wehgetan. Wenn er aber reingekommen ist, hat er seine Zweikämpfe und Kopfbälle immer gewonnen. Heute hat er uns zum Titel geköpft, dafür kann man ihm nur danke sagen." Und weiter: "Er hat dem Verein sehr, sehr viel gegeben. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Aber: Er hat mir in den letzten acht Jahren geholfen, den einen oder anderen Titel zu holen. Danke, Javier!"
Nun steht Martínez nach acht Jahren vor der Rückkehr zu seinem Heimatklub Athletic Bilbao, wie man hört. Sein Vertrag in München läuft Ende Juni 2021 aus. Die Transferfrist endet am 5. Oktober. Der Verein will Martínez wohl für eine nicht zu hohe Ablösesumme gehen lassen. Ob der erwartete Wechsel noch vor dem Bundesliga-Spiel bei der TSG Hoffenheim am Sonntag (15.30 Uhr) erfolgt, ist unklar.
"Wenn ich am Sonntag dabei bin, werde ich alles geben", sagte der Routinier mit Blick auf die anstehende Bundesligapartie der Bayern.
Auch Trainer Hansi Flick gab jedenfalls noch keine endgültige Aufklärung über die Zukunft des defensiven Mittelfeldspielers, der auch in der zentralen Abwehr spielen kann: "Was seine Zukunft betrifft, so ist das heute nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen. Das muss er auch alleine entscheiden."
Wer weiß, vielleicht bleibt der Spanier dem FC Bayern ja doch noch bis zu seinem Vertragsende im kommenden Sommer erhalten. Eine gute Ergänzung wäre er sicherlich immer noch, und im Mittelfeld haben die Bayern nach Thiagos Abgang eine Kaderlücke. Nicht zuletzt ist Martínez eben ein Spieler, wie Flick ihn liebt: Wenn er gebraucht wird, ist er auch zu hundert Prozent da.
(as/mit Material von dpa und sid)