Man werde zum ersten WM-Spiel bereit sein – dieses Mantra haben Bundestrainer Jogi Löw und seine Spieler nach den bescheidenen Testspielen gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) häufig wiederholt. Ein Irrtum. Beim 0:1 gegen Mexiko im ersten WM-Spiel lieferte die Nationalelf eine der schwächsten Leistungen seit Jahren ab.
Bundestrainer Jogi Löw muss die Mannschaft bis zum zweiten Spiel gegen Schweden am Samstag (20 Uhr MESZ) aufrichten.
Doch wer darf noch dabei sein? Einige Wechsel bieten sich an.
Ilkay Gündogan wirkte zuletzt verunsichert und gehemmt. Nach seinem Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist er auch von den eigenen Fans ausgepfiffen worden. Gegen Mexiko hätte die Nationalelf einen selbstbewussten Gündogan im zentralen Mittelfeld aber dringend gebraucht.
Sein großer Vorteil: Er ist deutlich beweglicher als seine Konkurrenten auf dieser Position, findet auch in Bedrängnis meistens eine gute Lösung und kann laufstark auch selbst viel Druck auf seine Gegner ausüben. Jetzt könnte seine Chance kommen.
Denn in allen drei Bereichen hatte Sami Khedira gegen Mexiko erhebliche Probleme. Khedira ist ein Mittelfeldspieler mit viel Wucht und körperlicher Präsenz, dem allerdings in den vergangenen Länderspielen auch immer häufiger technische Fehler und schlechte Abspiele passierten. Gegen Mexiko resultierte daraus der Gegentreffer.
Die Position im zentralen offensiven Mittelfeld war in den Tagen vor dem Spiel die umstrittenste. Reus hatte im Testspiel gegen Saudi-Arabien stark gespielt, Özil musste zudem in der Vorbereitung mit kleineren Verletzungen mehrfach pausieren. Trotzdem spielte letzterer gegen Mexiko. Er war nicht der schlechteste deutsche Spieler, konnte aber auch keine entscheidenden Akzente setzen. Zeit für einen Wechsel?
Alle Spieler waren sich nach dem Spiel einig. Die Ursache für die Niederlage war die mangelhafte Absicherung gegen Konter. Wenn die deutsche Elf den Ball verlor, und das tat sie häufig, liefen die Mexikaner in Überzahl auf die deutsche Abwehr zu. Kroos, Khedira &. Co. kamen kaum hinterher. Besonders hinter dem sehr offensiv spielenden Rechtsverteidiger Joshua Kimmich entstanden große Lücken.
Die Lösung könnte die Umstellung auf eine Dreier- bzw. Fünferkette in der Abwehr sein. Als erster Kandidat käme hier wohl Niklas Süle vom FC Bayern infrage. Er könnte zwischen Boateng und Hummels in der Innenverteidigung spielen, und somit als zusätzliche Absicherung dienen.
Der Haken: Einer der offensiven Mittelfeldspieler Julian Draxler, Mesut Özil oder Thomas Müller müsste in diesem System weichen.
Eine andere Abwehrformation könnte allerdings auch Julian Brandt von Bayer Leverkusen in die Startelf befördern. Er spielte im Verein schon einige Male erfolgreich als Außenverteidiger in einer Fünferkette, auch Jogi Löw testete ihn bereits in dieser Rolle. Brandt ist vor allem stark im Dribbling. Damit könnte er die linke Außenbahn beleben, wo die etatmäßigen Außenverteidiger Hector und Plattenhardt meist zurückhaltend agieren.
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