
Thomas Tuchel bezeichnet seinen Kader beim FC Bayern als "dünn" und "mutig". Bild: imago images / Christian Kolbert
Fußball
05.09.2023, 13:0205.09.2023, 13:02
Der letzte Tag der Transferphase am vergangenen Freitag war für den FC Bayern ein ziemliches Debakel. Die Münchner wollten sich nach dem Abgang von Benjamin Pavard noch mit mindestens einem Spieler verstärken, der als Innenverteidiger und auf der rechten Defensivseite spielen kann. Zudem sollte Trainer Thomas Tuchel nach langen Diskussionen und zahlreichen Gerüchten doch noch der Wunsch nach einem defensiven Mittelfeldspieler erfüllt werden.
Mit João Palhinha war ein Wunschspieler sogar schon in München, absolvierte den Medizincheck und machte Fotos für die Klubmedien: doch der Deal platzte, weil sein Klub Fulham keinen Nachfolger finden konnte.
Die Bayern-Bosse aus der Transfer-Taskforce um Präsident Herbert Hainer, dem Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen, Trainer Thomas Tuchel, Kaderplaner Marco Neppe, Finanz-Chef Michael Diederich, Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge mussten viel Spott ertragen.
Wie das Sportportal "The Athletic" eine anonyme Quelle innerhalb des Klubs zitiert, sei die Trägheit des Komitees Schuld an den geplatzten Transfers. Die Arbeit in diesem Transfersommer sei ein "langsamer und verworrener Prozess" gewesen.
Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update! Hier findest du unseren Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne hier auch auf Instagram.
FC Bayern: Tuchels Fokus wurde von Bossen ignoriert
"Am Ende haben wir reagiert und uns in Dinge hineingestürzt", zitiert "The Athletic" die anonyme Quelle weiter.
So sollen die Münchner am sogenannten Deadline Day versucht haben, João Cancelo, der bereits das vergangene halbe Jahr leihweise in München spielte, wieder zu verpflichten. Er entschied sich jedoch für einen Wechsel zum FC Barcelona. Auch an Nationalspieler Armel Bella-Kotchap sollen sie interessiert gewesen sein, doch dieser ging zur PSV Eindhoven. Tuchel soll hingegen seinen Ex-Schützling Trevoh Chalobah vorgeschlagen haben. Die Bayern-Bosse waren wohl jedoch nicht vollends von seiner Qualität überzeugt und wollten ihn lediglich ausleihen. Am Ende blieb auch er beim FC Chelsea.
Noch mehr Uneinigkeit gab es beim Bedarf im defensiven Mittelfeld. Wie "The Athletic" berichtet, sei Trainer Tuchel von Beginn an fokussiert darauf gewesen, einen Spieler für diese Position und einen Stürmer zu verpflichten. Andere Mitglieder der Taskforce sollen hingegen konsequent in unterschiedliche Richtungen gehandelt haben. Es sei schwer gewesen, Einigkeit zu erreichen.

Konrad Laimer wurde von Uli Hoeneß als Lösung für das defensive Mittelfeld angepriesen – muss aber auch den Aushilfs-Rechtsverteidiger geben.Bild: imago images / Thomas Haesler
Uli Hoeneß hatte beispielsweise schon zu Beginn der Transferphase im Trainingslager am Tegernsee gesagt, dass er keinen Bedarf auf der Position im Mittelfeld sehe. Tuchel wiederholte seine Forderung nach Verstärkung auf der Position auf anschließenden Medienrunden hingegen immer wieder.
FC Bayern: Bosse bewerten Transferphase positiv
Erst Ende August hätten sich Hoeneß, Rummenigge, Dreesen und Tuchel geeinigt, dass es noch einen weiteren Spieler für das Zentrum brauche. Anschließend verging jedoch nochmal wertvolle Zeit, bis sie sich auf einen passenden Kandidaten festlegten.
Der 50-jährige Trainer soll über den Ausgang der Wechselphase frustriert sein, jedoch akzeptieren, dass ihm die Bosse widersprechen können. So bezeichnete der Coach seinen Kader rund um das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Samstag als "dünn" und "mutig". Vorstandsboss Dreesen sagte hingegen, dass der Kader "erstklassig" sei.

Bayern-Boss Herbert Hainer bewertet den Transfersommer als gelungen. Bild: dpa / Peter Kneffel
Präsident Hainer bewertete die Arbeit der Transfer-Taskforce im Fußballtalk "Doppelpass" als erfolgreich. Man habe wieder Ruhe reingebracht und hätte eine Mannschaft, die alle sportlichen Ambitionen erfüllen könnte.
Gleichzeitig verkündete er, dass das Gremium mit der Verpflichtung von Sportdirektor Christoph Freund aufgelöst wurde.
Ein neuer Name kursiert in Frankfurt: Die Eintracht soll mit einem anderen möglichen Ekitiké-Nachfolger im Gespräch sein – diesmal kommt er aus Belgien.
Eintracht Frankfurt gehört seit Jahren zu den verlässlichsten Adressen im europäischen Fußball, wenn es um das Entwickeln und Weiterverkaufen von Stürmern geht. Luka Jović, Sébastien Haller, André Silva, Randal Kolo Muani, zuletzt Omar Marmoush – und nun Hugo Ekitiké.