Das Verlieren ist man beim FC Bayern nicht gewohnt, weder auf dem Spielfeld noch am Verhandlungstisch. Und doch muss der Rekordmeister in letzter Zeit immer öfter zugucken, wenn begehrte Kicker sich für einen anderen Verein entscheiden: Den heiß begeehrten Jung-Nationalspieler Nico Schlotterbeck verpflichtete zuletzt der BVB, obwohl ihn auch Bayern-Trainer Julian Nagelsmann gerne in seiner Mannschaft gehabt hätte.
Wie "Sport Bild" berichtet, soll Nagelsmann sogar selbst zum Telefon gegriffen haben, nachdem der Vorstand es versäumt hatte, beim Werben um den 23-Jährigen Ernst zu machen. In einem persönlichen Gespräch mit Schlotterbeck versuchte er vergeblich, diesen doch noch von einem Wechsel nach München zu überzeugen.
Eine ähnliche Situation gab es demnach schon im vergangenen Sommer, als Nagelsmann mit dem Franzosen Amine Adli telefoniert haben soll. Ein offizielles Bayern-Angebot ging in Toulouse jedoch nie ein, Adli wechselte letztendlich für 7,5 Millionen Euro zu Bayer Leverkusen.
Dem Bericht der "Sport Bild" zufolge soll der 34-Jährige zunehmend frustriert sein über die zurückhaltende Transfer-Politik der Bayern, insbesondere da er wohl regelmäßig Wunsch-Transfers bei der Führungsetage anmeldet. Das Sportmagazin zieht sogar den Vergleich zum Disput zwischen Sportdirektor Hasan Salihamidžić und Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick.
Die beiden Persönlichkeiten waren seinerzeit immer wieder wegen unterschiedlicher Ansichten zu Transfers aneinandergeraten – ein Konflikt, der an der Säbener Straße gern kleingeredet wurde, aber in der Öffentlichkeit für umso mehr Aufregung sorgte. Letztendlich konnten beide Parteien ihr Gesicht wahren: Flick wurde der Job des Bundestrainers angeboten, die Bayern konnten Großmut demonstrieren, indem sie einer vorzeitigen Vertragsauflösung zustimmten und dem Erfolgscoach keine Steine in den Weg legten.
Genau wie damals soll es laut "Sport Bild" nun zwischen Trainer und Sportdirektor "brodeln". Allerdings hat Salihamidžić nur begrenzt Handlungsfreiheit: Im vom Aufsichtsrat verabschiedeten Transfer-Budget sind bisher wohl nur die Transfers von Noussair Mazraoui und Ryan Gravenbrech eingeplant.
Finanzmittel für weitere Verpflichtungen müssen individuell freigegeben werden. Wie der einstige Champions-League-Sieger schon im März enthüllte: "Wir haben eine schwierige Phase, finanziell."
Trotzdem reiste Salihamidžić zuletzt extra nach Mallorca, um dort die Transfers von Konrad Laimer und Borna Sosa voranzutreiben. Im Idealfall muss Nagelsmann diesmal nur noch zum Telefon greifen, um seine Neuzugänge willkommen zu heißen.
(kpk)