Der VfB Stuttgart ist die größte Positivüberraschung der aktuellen Bundesliga-Saison. Standen die Schwaben letztes Jahr noch kurz vor dem Abstieg, sind sie nun auf bestem Wege, in der Champions League mitzuspielen. In einer normalen Saison wäre die Mannschaft von Sebastian Hoeneß mit der derzeitigen Ausbeute von 56 Punkten aus 26 Spielen gar Meisterkandidat. Allein die Leverkusener Ausnahme-Performance steht dem im Wege.
Die Stuttgarter werden es verschmerzen können. Sie eilen von Sieg zu Sieg und zeigen dabei nach Leverkusen den attraktivsten Fußball. Die Leistungen führten bei gleich mehreren VfB-Spielern sogar zu ihren Nationalmannschafts-Debüts – und womöglich auch in den DFB-Kader für die Europameisterschaft, die im Juni beginnt.
Bei den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande wusste Linksverteidiger Maxi Mittelstädt zu überzeugen, auch Chris Führich, Deniz Undav und Waldemar Anton wurden eingesetzt. VfB-Trainer Sebastian Hoeneß bremst die Euphoriewelle aber nun. Er machte seinen DFB-Stars eine Ansage.
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Heidenheim am Ostersonntag äußerte sich Hoeneß unter anderem zu den jüngsten Auftritten der deutschen Nationalmannschaft. Diese seien "großartig anzuschauen" gewesen.
Dabei lobte er auch die Leistung seiner eigenen Schützlinge, besonders die von Maximilian Mittelstädt und wie dieser auf höchstem Niveau bestehen konnte – etwa gegen Ex-Bundesliga-Star Ousmane Dembélé.
Dennoch richtete Hoeneß aber auch ernste Worte an die Rückkehrer. Er habe die "klare Erwartung", dass sie von der Nationalmannschaft wieder auf den Liga-Modus umswitchen. Das sei "alternativlos". Die Mannschaft wolle die "außergewöhnliche Saison vielleicht ganz außergewöhnlich zu Ende bringen".
Dazu müssten die Stuttgarter gegen Heidenheim 100 Prozent motiviert sein. Andernfalls werde es nicht klappen, dafür sei der Gegner einfach "zu unangenehm". Einen Spannungsabfall dürfe man sich daher nicht erlauben.
Nichtsdestotrotz betonte Hoeneß, er sei "optimistisch", dass die Stuttgarter DFB-Nationalspieler den "Schwung mitnehmen". Er zeigte sich auf der Pressekonferenz insgesamt sehr entspannt – und erlaubte sich einen kleinen Seitenhieb gegen Stürmer-Star Deniz Undav.
Dieser hatte gegen Frankreich sein erstes Spiel für die deutsche Nationalmannschaft absolviert und dabei auch fast direkt sein erstes Tor erzielt. Wer von Hoeneß nun aufbauende Worte in Richtung seines Spielers erwartete, wurde überrascht. Er sagte, ohne eine Miene zu verziehen:
Undav wird das Sticheln seines Coaches verkraften. Der vor der Saison von Brighton aus England gekommene Leihspieler hat gute Chancen, neben Kai Havertz und Niclas Füllkrug als dritter Stürmer zur EM im eigenen Land zu fahren.
Letzte Zweifel an seiner Eignung dürfte er ausmerzen, indem er sich an Hoeneß Rat hält und sich bis zum Sommer auf die Ziele mit dem VfB konzentriert. Mit einem weiteren Sieg gegen Heidenheim würden die derzeit drittplatzierten Stuttgarter einen weiteren Schritt Richtung Champions League machen. Denn die direkten Konkurrenten – Bayern auf Rang zwei und Dortmund auf Rang vier – treffen am Samstagabend aufeinander und nehmen sich gegenseitig die Punkte weg.