Jürgen Klopp war für viele deutsche Fans für lange Zeit nicht nur "The Normal One", sondern gewissermaßen auch "The Chosen One". Der Ex-Trainer von Mainz, Dortmund und Liverpool genoss breite Sympathie und viele wünschten sich aufgrund seiner Nahbarkeit und seiner Qualität, dass er eines Tages deutscher Nationaltrainer wird.
Seit ein paar Wochen hat sich diese breite Zustimmung zumindest verkleinert. Denn Klopp hat angekündigt, einen Job ausgerechnet bei Red Bull zu starten, dem Konzern, der in den Augen vieler Traditionalist:innen den modernen Fußball kaputtmacht.
Nun hat Klopp im Podcast "Einfach mal Luppen" der Brüder Felix und Toni Kroos ausführlich seine Entscheidung erklärt – und sich unter anderem zu seinem Gehalt bei Red Bull und der Kritik einiger Fans geäußert. Auf einen ehemaligen Mitspieler von Toni Kroos war er nicht gut zu sprechen.
Denn als Kroos und Klopp über ihre Aufeinandertreffen mit Real Madrid und Liverpool sprachen, war Klopp leicht frustriert. Zweimal trafen beide Teams im Champions-League-Finale aufeinander, zweimal gewann Real mit Toni Kroos gegen Liverpool mit Jürgen Klopp.
Mit dem Finale 2022 kann Klopp leben, damals habe Reals Torhüter Thibaut Courtois exzellent gehalten. Mit der Partie vier Jahre zuvor im Finale 2018 tut sich Klopp schwerer. Unter anderem, weil damals Real-Verteidiger Sergio Ramos mit einem harten Foul an Liverpools bestem Spieler Mo Salah eine Verletzung vom Flügelflitzer mindestens in Kauf genommen, wenn nicht sogar mit Absicht verursacht hat.
Klopp fragte Kroos daher zu Ramos leicht ironisch: "Ist das eigentlich ein netter Kerl?" Dieser entgegnete, Ramos sei "ein sehr guter Teamkollege". Klopp hingegen falle dies "schwer zu glauben".
Natürlich wurde Klopp von den Kroos-Brüdern auch lang und breit zu seinem kontroversen Job befragt. Er erklärte erneut, dass er "die Geschichte Red Bull nie so kritisch begleitet" habe. Mittlerweile sei es ein "Fußballprojekt auf jeden Fall geworden".
Die Anfänge könne er hingegen nicht beurteilen. In England sei der Eigentümer seines Ex-Vereins Liverpool auch ein Hedgefonds. "Die werden auch nicht durch Charity-Aktionen reich."
Zu der Entscheidung für Red Bull habe ihn hingegen bewogen, dass er nicht Trainer werden wollte, aber dennoch einen Job gesucht habe. All die Jahre habe er immer Antworten parat haben müssen, nun hingegen dürfe er als Berater von Red Bull Fragen stellen "und mir selber Fragen stellen". Dementsprechend geht er davon aus, dass er bei der neuen Erfahrung "so viel lernen" werde.
Klopp scherzte zudem, er habe seine bisherigen Stationen auch "nicht nach dem Wetter ausgesucht", weder in Dortmund noch in Mainz oder in Liverpool. "Jetzt kann ich mir die Welt angucken und meine Erfahrungen teilen. Also ich finde den Haken für mich nicht."
Natürlich sehen das viele Fans seiner Ex-Vereine Dortmund und Mainz jedoch weitaus kritischer. Die Mainzer hatten nach Klopps Ankündigung im Spiel gegen RB Leipzig mit Plakaten ihren Unmut geäußert.
Unter anderem referierten sie auf ein Zitat, das ausgerechnet Klopp bei seinem Abschied aus Mainz äußerte: "Alles, was ich bin, alles, was ich kann, habt ihr mich werden lassen." Sie fragten daher auf einem Plakat: "Alles, was wir dich haben werden lassen, hast du vergessen?"
Im Podcast hatte Klopp darauf eine klare Antwort: "Dass ich das vergessen hätte – das habe ich eben nicht." Weiter führte er aus, dass die meisten der derzeitigen Fans auf der entsprechenden Tribüne doch eh zu jung seien, um zu seiner Mainzer Zeit dabei gewesen zu sein:
Nach Klopps Bekanntgabe seines neuen Jobs wurde in der Fußballwelt auch fleißig spekuliert, wie es dazu kommen konnte. Warum geht er, Kloppo, der doch bisher für traditionelle Werte im Fußball stand, ausgerechnet zu Red Bull?
Viele vermuteten als Erklärung, dass er beim Brausekonzern natürlich ordentlich verdienen würde. Doch Klopp erteilte dieser Interpretation im Kroos-Podcast eine Absage. Er erklärte, dass er natürlich seit etlichen Jahren gutes Geld verdiene. Doch bei Red Bull bekomme er demnach weniger, als viele erwarten: "Bei jedem Verein hätte ich definitiv mehr Geld bekommen." Dies sei "ganz bestimmt nicht der Grund gewesen".