Özil geht, der Hambacher Forst bleibt, Chemnitz schreckt auf – 2018 war turbulent. Auch für uns: watson.de startete im März. Auf einige Geschichten sind wir seitdem besonders stolz. Wie auf diese hier:
Es ist der Traum eines jeden jungen Fußballspielers, der eine Konsole hat: Im Simulations-Game "FIFA" dabei zu sein und sich selber einmal durch die virtuellen Stadien an den Avataren von Sergio Ramos oder Manuel Neuer vorbeizudribbeln.
Für Christoph Ehlich ist dieser Traum seit einem Monat real: Der 19-jährige Profi von der SpVgg Unterhaching ist zum ersten Mal dabei und kann sich auf FIFA 19 selbst spielen. "Das ist etwas Besonderes", sagt der Abwehrspieler des Drittligisten im Gespräch mit watson. Was ihn vielleicht ein bisschen ärgern könnte: Mit einem Rating von 47 teilt er sich mit ein paar anderen Spielern den schlechtesten Wert von allen Profis im Game.
Aber was für ein Spieler steckt hinter diesem geschätzten Wert? Wir sprachen mit Christoph Ehlich über die Reaktion seiner Mitspieler und haben ihn gefragt, warum er sich selber nur im echten Leben einwechseln würde.
Wie ist es, sich selbst
das erste Mal auf Fifa zu spielen?
Christoph Ehlich: Das ist ein Traum eines jeden Fußballers in einem Spiel zu sein, das einige
Millionen Menschen spielen. Das ist einfach geil, wenn Freunde dir sagen, dass
sie dich im Ultimate Team gekauft haben. Und es ist schon ziemlich geil, wenn
man sich selbst spielt und mit Größen wie Messi oder Ronaldo auf dem virtuellen
Platz steht.
Und wie hat sich dein
virtueller FIFA-19-Charakter im Laufduell mit Messi geschlagen?
Messi ist im Spiel
schneller gewesen. Aber die Werte stimmen auch nicht hundertprozentig mit der
Realität überein. (lacht) Aber so schlimm ist das auch nicht. Ich find es
einfach cool dabei zu sein. Das ist etwas Besonderes.
Passwert 38, Schusswert
42, Tempo 63: Mit welchem Wert bist du am meisten unzufrieden?
Die Ratings sind schon
extrem schlecht gemacht: Mein Tempo ist sehr langsam. Schuss, Abschluss und
Passrate sind auch nicht gut. Normalerweise hat ja kein Profispieler einen Wert
von unter 50. Der Unterschied zwischen Bundesliga- und Drittliga-Spielern ist
schon sehr groß. Jeder Drittligaspieler kann ja auch einen vernünftigen Pass
spielen. Die Werte sind mir aber völlig egal, ich bin eher stolz dabei zu sein.
Wurdest du im Team schon
geärgert, dass du der schlechteste Spieler auf FIFA 19 bist?
Nein, einige zocken das
Spiel gar nicht und auf die Werte schauen sie auch nicht so. Andere finden es
lustig, aber aufgezogen werde ich nicht. Ich bin nicht traurig, dass ich der
schlechteste Spieler bin. Ich finde es wie gesagt eher cool.
Wie entwickelt sich
Christoph Ehlich im Ultimate Team?
Ich habe mich selber mal eingewechselt beim Spielstand von 3:0. Da hab ich
gemerkt, dass ich mich so schnell nicht mehr einwechsle. (lacht) Das ging
wirklich gar nicht, die Karte ist wirklich schlecht. Es reicht mir also mich
selbst auf der Bank dabei zu haben.
Deine Card enttäuscht
vor allem, weil du auf echtem Rasen sehr vielseitig bist. Du warst in den
letzten Jahren 10er, Außenspieler oder Stürmer und spielst jetzt rechts hinten.
Wie kam es zum Positionswechsel?
Ich habe bei 1860
München acht Jahre als Rechtsverteidiger in der Jugend gespielt und wurde in
Unterhaching zum Außenbahnspieler umgeschult. Ich hab dann auch lange vorne
gespielt. Aber bei den Profis rechne ich mir mehr Chancen als
Rechtsverteidiger aus, weil wir vorne sehr gut besetzt sind. Rechts hinten
profitiere ich da sehr von, dass ich dort viele Jahre schon gespielt habe.
Du spielst seit dieser
Saison in der Dritten Liga. Wie schwer ist der Sprung aus der Jugend zu den
Profis?
Es ist nicht ganz
einfach sich durchzusetzen, weil es in Haching keine zweite Mannschaft gibt und
wir direkt von der U19 in die dritte Liga springen. Die Gegenspieler sind alle
größer, breiter, erfahrener, taktisch geschulter und körperlich weiter.
Wann peilst du an – wie
bei FIFA – gegen Messi aufzulaufen?
Mal sehen. Natürlich will ich noch in die Bundesliga oder noch weiter nach oben
kommen. Aber das ist nicht ganz einfach sich da durchzusetzen.
Also einen Schritt vor
dem anderen?
Ja genau... Erstmal will ich hier durchstarten. Aber ich mach mir da diese
Saison noch keinen Druck. Ich habe schon einige Minuten ran gedurft und bin
zuletzt im Kader gewesen. Das tut meiner Entwicklung sehr gut. Und mal sehen,
vielleicht geht es auch ganz schnell. Das weiß man nie.