Am vergangenen Bundesliga-Wochenende holte der FC Bayern bei RB Leipzig einen 0:2-Rückstand auf und nahm so noch einen Punkt aus Sachsen mit. Am Dienstag liefen die Münchener auch in der Champions League einem Rückstand hinterher, gewannen beim FC Kopenhagen letztlich aber mit 2:1.
Allzu große Aufmerksamkeit haben diese neu entdeckten Comeback-Qualitäten allerdings nicht erfahren. Das liegt weniger am nächsten Bundesliga-Spiel, das Medienschaffende und Vereinsverantwortliche vollumfänglich vereinnahmt. Es liegt vielmehr an Jérôme Boateng, der momentan die Schlagzeilen rund um den FCB dominiert.
Der langjährige Bayern-Verteidiger, von 2011 bis 2021 stand er in München unter Vertrag, trainiert derzeit wieder beim Rekordmeister mit. Genauer gesagt spielt er bei der Regionalliga-Mannschaft vor, bewirbt sich dort aber für einen Kontrakt bei den Profis.
Eine Vertragsentscheidung wird bis zum Ende der Woche erwartet. Spannend wird dann auch, wie lange Boateng an seiner alten Wirkungsstätte unterschreibt. Hilft er nur bis zum Winter aus? Oder doch gleich für die ganze Saison?
Letzteres könnte die Unruhe, die schon jetzt rund um eine Rückkehr des 35-Jährigen aufgekommen ist, noch weiter befeuern. Denn spätestens im Frühjahr des kommenden Jahres könnte er wieder vor Gericht landen.
Momentan ist das Verfahren wegen Körperverletzung und Beleidigung gegenüber seiner Ex-Freundin ausgesetzt, spätestens im April könnte der Prozess am Landgericht München I aber neu aufgerollt werden.
Die Fanszene des FC Bayern wird allerdings nicht bis dahin warten, um ihren Unmut kundzutun. Bereits in den vergangenen Tagen haben sich auf X oder Instagram wütende Kommentare der Anhänger gefunden. Am Sonntag gegen Freiburg wird sich dies fortsetzen.
Denn laut der "Abendzeitung" plant die aktive Fanszene, die in München als links-liberal gilt, "einige Meinungsäußerungen". Boateng und die Bayern-Bosse dürfen sich also wohl auf Banner mit klaren Botschaften einstellen.
Dass der Unmut des eigenen Anhangs noch etwas an der Entscheidung der Bosse ändert, erscheint gemessen an den Aussagen von Thomas Tuchel und Christoph Freund eher unwahrscheinlich. Der Trainer hatte sich auf die Unschuldsvermutung berufen, der Sportdirektor von einer "privaten Geschichte" gesprochen.
Dem Sportdirektor dürfte es bei der Thematik indes nicht nur darum gehen, dem ausgedünnten Kader mehr Breite zu verpassen. Dem Bericht der "Abendzeitung" zufolge ist Tuchel die treibende Kraft hinter dem geplanten Boateng-Deal. Schon zu PSG-Zeiten hatte er auf eine Zusammenarbeit mit dem Verteidiger gehofft.
Nach dem Debakel im Transfersommer – der FCB-Trainer bekam trotz lautstarker Forderungen keinen Sechser und keine zusätzliche Verstärkung für die Abwehr – könnte es für die Bosse nun also auch darum gehen, den Coach nicht weiter zu verärgern. Bei den eigenen Fans verlieren die Bayern dafür nach den lange währenden Diskussionen um Qatar Airways aber weiter an Kredit.