Alexander Bommes war für viele Handballfans mehr als nur ein Moderator – er war das Gesicht, das an der Seite von Experte Dominik Klein durch Welt- und Europameisterschaften führte. Oft unterhaltsam und kompetent, außerdem die ausbleibenden Erfolge des DHB-Teams immer kritisch hinterfragend.
Doch nach 15 Jahren im sportlichen Tagesgeschäft sei es nun an der Zeit, andere Schwerpunkte zu setzen. Dies teilte die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch mit.
Alexander Bommes verschwindet also aus dem Livesport und der Handball gleich mit. Denn wie am Donnerstagmorgen bekannt wurde, werden die wichtigsten Spiele der kommenden drei Handball-Weltmeisterschaften 2027, 2029 und 2031 nicht bei ARD und ZDF laufen.
Stattdessen sicherte sich ProSiebenSat.1 die Live-Übertragungen aller WM-Partien der deutschen Handball-Nationalmannschaften im Free-TV. Die Pay-TV-Rechte aller WM-Spiele hat Dyn erworben.
Ein Dämpfer für die öffentlich-rechtlichen Sender, die sich lange als verlässliche Heimat des Handballs verstanden haben. Und die Millionen Menschen an den Fernseher lockten, wenn Andi Wolff und Juri Knorr zur besten Sendezeit den mit Linoleum ausgelegten Hallenboden betraten.
Für das ZDF ist der Verlust der Rechte ein Einschnitt. "Das ZDF bedauert", heißt es auf Anfrage von watson, "dass der Rechtegeber sich für einen anderen Mitbewerber entschieden hat". Gleiches teilte das ZDF auch der Nachrichtenagentur dpa mit.
Zum Bieterverfahren und den Hintergründen der Entscheidung äußerte sich das ZDF gegenüber watson nicht. Auch offen blieb, ob bereits Gespräche mit ProSiebenSat.1 über mögliche Sublizenzen geführt wurden – und in welcher Form das ZDF künftig über die WM-Turniere berichten will.
Wie das ZDF mitteilte, wolle man sich nun auf die EM 2026 konzentrieren, "die bei ARD und ZDF zu sehen sein wird. Auch für die Handball-Europameisterschaften der Frauen und Männer in den Jahren 2028 und 2030 liegen die Übertragungsrechte bei ARD und ZDF". Eine Stellungnahme der ARD steht derzeit noch aus.
Dass ProSiebenSat.1 sich nun das Komplettpaket sichern konnte, wird vom Deutschen Handballbund als Erfolg gewertet. "Spitzenhandball werde mit Welt- und Europameisterschaften mindestens bis 2031 verlässlich im Free-TV zu sehen sein", sagte DHB-Vorstandsvorsitzender Mark Schober.
Die "kontinuierliche Präsenz" des Spitzenhandballs bis mindestens 2031 sei "eine gute Nachricht für unsere Handball-Familie und alle Sportfans sowie Partner".
Vor allem die erstmals vollumfängliche Einbindung der Spiele der Frauen-Nationalmannschaft, die Teil des Rechtepakets sind, sei ein Gewinn. Bislang ist einzig die Frauen-WM im Herbst 2025 ohne Abnehmer im deutschen Free-TV.
Auch Bundesliga-Chef Frank Bohmann bewertet den Deal positiv: "Es werden künftig in der Breite auch andere Zielgruppen angesprochen. Davon kann der Handball sehr profitieren – vorausgesetzt, dass die Umsetzung gut erfolgt."
Und Bob Hanning, Manager des Bundesliga-Spitzenreiters Füchse Berlin, sprach sogar von einer "einmaligen Chance". Die Zeit, in der man sich für wenig Geld an die Öffentlich-Rechtlichen verkaufen musste, sei vorbei. Das neue Gesamtpaket sichere dem Handball "unfassbare Möglichkeiten".
Und tatsächlich: Die Veränderung ist tiefgreifend. Seit dem Titelgewinn 2007 hatte sich die Handball-Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen professionalisiert, die WM-Turniere liefen regelmäßig bei ARD und ZDF, lockten teils bis zu zehn Millionen Zuschauer:innen an die Bildschirme.
Davor hatten der Pay-TV-Sender Sky (2015) und ein Internetstream eines DHB-Sponsors (2017) jeweils zu drastischen Reichweitenverlusten geführt. Jetzt also ProSiebenSat.1 – ein Medienkonzern, der bereits mit Basketball, Eishockey und der Fußball-Klub-WM Erfahrung in der Sportberichterstattung gesammelt hat.
(Mit Material von dpa/ SID)