
Johannes Golla ist als Kapitän eine feste Größe im DHB-Team.Bild: dpa / Sören Stache
Handball-WM
Als Kapitän des DHB-Teams ist Johannes Golla eines der Aushängeschilder des deutschen Handballs. Der 27-Jährige absolvierte kürzlich sein 100. Länderspiel, rein statistisch betrachtet zumindest. Im dritten Hauptrundenspiel der Handball-WM gegen Tunesien saß er über 60 Minuten draußen, wurde von Bundestrainer Alfreð Gíslason geschont.
"Wenn man sein hundertstes Länderspiel hat, will man auch spielen. Es dann nur von der Bank zu sehen, war natürlich ein bisschen seltsam. Zumal es auch mein erstes Länderspiel war, das ich 60 Minuten von der Bank verfolgt habe", sagte Golla im Gespräch mit der "Sport Bild".
Handball-WM: DHB-Team trifft im Viertelfinale auf Portugal
Gleichwohl dürfte ihm die Verschnaufpause aber auch gelegen gekommen sein. Vor dem Viertelfinale des DHB-Teams ermöglichte ihm dies eine Pause von insgesamt fünf Tagen. Inmitten der dichten Taktung eines Großereignisses wie einer Handball-WM kommt dies einem echten Luxus gleich.
"Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Spiele bei der Nationalmannschaft hinterlassen weniger Spuren als im Verein", meinte Golla zwar. "Aber natürlich spüre ich auch diese Spiele."
Und im Viertelfinale braucht das DHB-Team nun einen fitten Golla gleichermaßen wie den wieder genesenen Juri Knorr. Denn es geht gegen Überraschungsteam Portugal, das bei der laufenden Handball-WM noch kein einziges Spiel verloren hat. Auf dem Weg ins Viertelfinale haben die Iberer unter anderem Spanien und Schweden rausgeschmissen.
Konstanz als Schlüssel: So will DHB-Star Golla Portugal knacken
"Das Ziel ist, eine Konstanz über mehr als zehn Minuten – am besten von Anfang an – aufs Spielfeld bringen", gab Golla die klare Marschroute vor. In den vorherigen Spielen habe es genügend positive Dinge gegeben, die man mitnehmen könne: "Mal waren es die Torhüter, mal war es eine bessere Abwehr, mal war es der Angriff."
Ein Manko war in den Gruppenphasen aber noch die fehlende Konstanz. "Bislang hat selten alles über 60 Minuten zusammengepasst", merkte Golla an. "Genau das brauchen wir gegen eine Mannschaft wie Portugal, die mit maximalem Selbstvertrauen kommt und individuell sehr stark ist."
Über individuelle Qualität verfügt die deutsche Mannschaft freilich auch, gerade die Riege um Youngster wie Renārs Uščins, Justus Fischer, Marko Grgić und David Späth macht perspektivisch Hoffnungen. Weist das DHB-Team damit Parallelen zum DFB-Team auf, wo Florian Wirtz und Jamal Musiala begeistern? "Ich mag die Fußballvergleiche nicht so gern", sagte Golla.
DHB-Team: Golla vergleicht Gehälter im Fußball und Handball
"Aber man kann schon sagen, dass die Konstellationen ähnlich sind. Beide Mannschaften wachsen noch viele Jahre zusammen", führte der DHB-Kapitän aus. Die Youngster würden zudem ein ganz anderes Selbstvertrauen mitbringen.
Gar nicht vergleichbar muten indes die Gehälter von Fußball- und Handballprofis an. Laut "Sport Bild" verdient Golla im Monat genau so viel, wie Omar Marmoush bei Manchester City an einem Tag verdient – etwa 46.000 Euro. Der DHB-Kapitän würde trotzdem nicht tauschen wollen:
"Dass jeder Geld verdienen muss, um seiner Familie und sich ein sicheres und möglichst schönes Leben zu ermöglichen, steht außer Frage. Aber ich weiß es ganz gut einzuschätzen, dass wir hier Handball spielen, was wir am Ende verdienen und wie gut es uns damit geht. Deswegen bin ich sehr dankbar für die Position, in der ich bin, und für das Gehalt, welches ich mit meinem Traumberuf verdienen kann."
Dass im Fußball teilweise Gehälter von 20 Millionen Euro pro Jahr und mehr gezahlt werden, kann Golla nachvollziehen. "Was im Fußball gezahlt wird, das rechtfertigt auch die Position in der Öffentlichkeit. Ich würde da nicht tauschen wollen", erklärte der DHB-Kapitän.
Er könne sich vorstellen, unter "welchem Druck, unter welcher Öffentlichkeit die Jungs stehen und manchmal leiden. Deswegen sind wir in unserer Handball-Bubble ganz gut aufgehoben". Und finanziell kommt er dabei ja auch ganz gut über die Runden.
Dass Aymen Barkok in der Rückrunde für Schalke 04 auflaufen wird, war selbst für den 25-Jährigen überraschend. Am letzten Tag der Winter-Transferperiode unterschrieb er auf den letzten Drücker einen Vertrag bis zum Saisonende. "Der erste Anruf kam um 11 Uhr morgens, keine acht Stunden später war alles unter Dach und Fach", erklärte Barkok in einem Interview auf der Vereins-Webseite. Seinen Vertrag bei Mainz 05 hatte er aufgelöst, um ablösefrei wechseln zu können.