Es war ein echter Krimi, den die deutsche Handballnationalmannschaft am Donnerstagabend in Köln gegen Island bot. Von der ersten bis zur letzten Sekunde war es beim ersten Spiel der Hauptrunde denkbar eng, die DHB-Auswahl aber hatte das bessere Ende für sich, setzte sich mit 26:24 durch.
Möglich wurde dieser wichtige Erfolg dank des einmal mehr hervorragend aufgelegten Andreas Wolff. Der Torhüter parierte in der spannenden Schlussphase mehrfach, darunter zwei Strafwürfe. Generell war er aus sieben Metern kaum zu überwinden, die Isländer verwandelten lediglich zwei von sechs Versuchen.
Folgerichtig wurde Wolff erneut als Spieler des Spiels ausgezeichnet und von den Fans sowie Kollegen gefeiert. "Was Andi heute gezeigt hat, ist unbeschreiblich – und doch fast schon Gewohnheit. Er ist zurzeit einfach da", jubelte DHB-Sportvorstand Axel Kromer nach der Partie.
Bundestrainer Alfred Gíslason schwärmte ebenfalls: "Andi war phänomenal. Mit Niklas Landin ist er momentan der beste Torhüter der Welt." In diese Schwärmerei stimmte mit Frank Buschmann schließlich auch ein Kultkommentator ein. "Ich will ein Kind von Andi Wolff, ich sage es dir, wie es ist", startete der 59-Jährige launisch in den Podcast "Lauschangriff", den er zusammen mit Florian Schmidt-Sommerfeld, besser bekannt als Schmiso, moderiert.
Das Kommentatorenduo begrüßte dabei mit Patrick Groetzki zudem einen namhaften Gast. Der DHB-Profi war eigentlich fest für die Heim-EM eingeplant, im letzten Testspiel vor dem Turnierbeginn brach bei ihm aber eine alte Fußverletzung wieder auf. Die EM im eigenen Land verpasst er daher – zumindest auf dem Parkett, denn als Beobachter und Fan ist er natürlich trotzdem dabei.
"Es ist wichtig, solche Scheißspiele zu gewinnen", ordnete er den Triumph über Island ein. Es ist ein Sieg, der sowohl mental auch als tabellarisch guttut. "Wir haben alles selbst in der Hand", weiß Groetzki und schob daher selbstbewusst nach: "Gemessen an den bisherigen Leistungen sind wir in unserer Hauptrundengruppe nach Frankreich die beste Mannschaft. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass es ins Halbfinale geht."
An der Stelle hakten beide Kommentatoren direkt ein. "Ich auch – ich habe gesagt, dass es vier Siege gibt", stimmte Frank Buschmann dem verletzten DHB-Profi zu. "Wir stehen jetzt auch dahinter", ergänzte Schmiso und spekulierte bereits: "Vielleicht brauchen wir den letzten gegen Kroatien gar nicht mehr, weil die sich selbst auffressen."
Entscheidend ist aber auch im Handball noch immer auf dem Platz. Dort geht es für die deutsche Mannschaft am Samstag gegen Österreich weiter. Der Underdog steht überraschend in der Hauptrunde, hat Spanien sensationell in der Vorrunde ausgeschaltet und am Donnerstag auch Ungarn geschlagen.
"Das wird das schwierigste Spiel, ich schwöre es dir", fürchtet Buschmann das Duell mit dem Nachbarland: "Das Momentum spricht total für die." Auch Groetzki erwartet daher ein "unangenehmes" Spiel: "Trotzdem habe ich ein gutes Gefühl für das Spiel."
Buschmann fand trotz der Ehrfurcht indes abschließend ganz deutliche Worte. "Wenn du ins Halbfinale willst und nicht in der Lage bist, sorry, Österreich zu schlagen, dann stimmt etwas nicht", sagte der Kommentator.
Mit einem Sieg im direkten Duell würde Deutschland an Österreich vorbeiziehen. Einem sicheren Halbfinaleinzug käme dies aber noch lange nicht gleich. Auch am Montag gegen Ungarn sowie am Mittwoch gegen Kroatien wird die DHB-Auswahl alles heraushauen müssen.