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Handball-EM: Juri Knorrs Weg vom Fußballtraum beim HSV zum DHB-Leistungsträger

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Juri Knorr gilt mit 23 Jahren als einer der Leistungsträger im deutschen Team. Aktuell steht er bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag.Bild: www.imago-images.de / IMAGO/nordphoto GmbH
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Handball-EM: DHB-Star statt Bundesliga-Fußball – die besondere Karriere von Juri Knorr

24.01.2024, 17:21
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An Juri Knorr scheiden sich die Geister. Einerseits ist er neben Torhüter Andreas Wolff das Gesicht und der Star der Mannschaft. Der 23-Jährige ist der Fixpunkt im Angriffsspiel des DHB-Teams. Mit 40 Toren nach sechs Spielen liegt er auf Rang 3 der Torschützenliste bei der aktuellen Heim-EM.

Die Erwartungen an den Jungstar sind riesig, mit Kritik am Spielmacher wird nicht gespart.

Knorr selbst reagierte nach dem Unentschieden gegen Österreich darauf ziemlich angefressen. "Ich weiß nicht, was ihr wollt. Ich glaube, ihr wollt, dass wir erfolgreich sind, oder? Dass wir wieder ein Wintermärchen für die Leute schaffen, einfach schöne Momente für jeden schaffen, der da draußen ist."

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Und das Wintermärchen soll mit einem Einzug ins Halbfinale weitergehen. Ein Sieg im letzten Hauptrundenspiel gegen Kroatien am Mittwochabend (20.30 Uhr, ARD, Dyn) und das DHB-Team steht sicher unter den besten vier Teams. Dann wird es auch auf Juri Knorr ankommen.

Doch der könnte aktuell wohl auch genauso gut mit dem Hamburger SV um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga kämpfen.

Juri Knorr: DHB-Star spielte mit Vagnoman und Arp beim HSV

Denn nicht nur im Handball zeigt Knorr enormes Talent. Lange spielte der Rechtshänder auch erfolgreich Fußball. In der Jugend lief er unter anderem für den Hamburger SV auf und spielte mit den aktuellen Profis Josha Vagnoman (VfB Stuttgart) und Jann-Fiete Arp (Holstein Kiel) zusammen.

Im Interview mit der ARD verriet der Rückraumspieler, weshalb er sich im Alter von 15 Jahren für Handball und gegen Fußball entschied: "Ich habe mich beim Handball wohler und familiärer gefühlt. Da hatte ich das Gefühl, dass ich mit meinen Freunden unterwegs bin auf einer Klassenfahrt. Im Fußball war es eher so, dass auch im jungen Alter mehr Druck dabei war. Das kannte ich im Handball in dem Alter nicht."

Eine gewisse Verbindung zum Fußball besteht bei ihm aber auch heute noch. Bei seinem Verein, den Rhein-Neckar Löwen, trägt Knorr die Rückennummer 10 – wie zu seinen Kindheitszeiten im Fußball. Zudem trägt im Fußball diese Nummer meist der beste Spieler oder Spielgestalter einer Mannschaft. Eben genau die Rolle, die er im DHB-Team einnimmt.

Den Druck, den er sonst nur vom Fußball kannte, erlebt Knorr aber aktuell bei der Heim-EM. Auf den Schultern des 23-Jährigen lasten die Erwartungen, in allen Spielen mit ganz besonderen Leistungen voranzugehen. Für den ehemaligen Weltmeister Florian Kehrmann ist die Kritik am Spielmacher ohnehin überzogen.

Juri Knorr: Vater Thomas als Ex-Handball-Profi mit Mentoren-Rolle

"Je höher es hinausgeht, desto mehr Kritik wird es an Juri Knorr geben. Ich fand diese Kritik an einem Einzelnen aber nicht angebracht. Er ist zu unglaublichen Leistungen fähig, aber es darf nicht alles an ihm festgemacht werden", sagte der Trainer vom TBV Lemgo der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Und für Juri Knorr ging es bereits in jungen Jahren hoch hinaus. Bereits mit 18 Jahren wagte er im Sommer 2018 den Schritt nach Barcelona, zunächst um in der zweiten Mannschaft zu spielen – wenige Monate später, im Dezember, debütierte er in der Profi-Mannschaft und absolvierte auf dem Weg zur Meisterschaft sechs Spiele.

Ein Jahr später traute sich Knorr den Schritt in die Bundesliga zu. Ging nach Minden, überzeugte und steht deshalb seit Sommer 2021 bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag.

Besondere Unterstützung erhält er dabei stets von seinem Vater Thomas Knorr, der selbst über 500 Partien in der Handball-Bundesliga bestritt, viermal deutscher Meister wurde und 83 Mal für das DHB-Team auf der Platte stand.

Im Fitnesscenter des Vaters trainierte er schon zu Schulzeiten und arbeitete an der Profi-Karriere. "Er hatte für mich schon immer die Mentoren-Rolle. Er hat aber nie geurteilt, ob es gut oder schlecht war, was ich gemacht habe, sondern ihm war wichtig, dass ich mich wohlgefühlt habe", erzählt er über die Rolle seines Vaters in einer ARD-Dokumentation.

Juri Knorr: Umgang mit Corona sorgt für ersten Karriere-Knick

In seiner noch jungen Karriere hat Knorr aber auch schon Gegenwind erhalten.

Als 2022 die Europameisterschaft unter scharfen Corona-Regelungen stattfand, konnte Knorr aufgrund seines Impfstatus' nicht in die Slowakei reisen. Gegenüber watson kritisierte DHB-Trainerlegende Heiner Brand Knorr dafür damals scharf: "Ich hatte mir gedacht, ein junger Spieler macht alles, um so eine Chance wahrzunehmen."

Knorr äußerte sich zur öffentlichen Kritik und distanzierte sich von Corona-Leugnern. "Mich hat es selbst schwerer erwischt als andere in meinem Alter. Deswegen nehme ich diese Krankheit ernst. Zudem war ich einer der ersten, die sich im Profi-Handball infiziert hatten, was meine Angst nicht gerade minimiert hat – besonders in Bezug auf mögliche Folgekomplikationen."

Er hatte sich im November 2020 mit dem Virus infiziert, schwere Symptome entwickelt und musste mehrere Wochen pausieren.

Juri Knorr schaut reflektiert auf eigene Karriere

Dass ein besonderes Augenmerk auf ihm liegt, ist dem 23-Jährigen bewusst. "Natürlich hab ich mir das auch erarbeitet. Ich will Verantwortung übernehmen, auf der Platte stehen und der Mannschaft helfen."

Gleichzeitig wirkt er mit Blick auf die Entwicklung seiner Karriere sehr reflektiert. In einer ARD-Dokumentation sagt er:

"Ich weiß, irgendwann wird der Moment kommen, da werden nicht mehr so viele Leute sich an einen erinnern oder erkennen. Aktuell ist es aber irgendwie cool und man freut sich darüber."

Gleichzeitig ist er froh, dass er im Leben als Handball-Profi noch eine gewisse Privatsphäre habe. "Das sind keine Dimensionen, die annähernd an den Fußball herankommen." Für den hätte sich Knorr auch entscheiden können.

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