Erstmals seit 18 Jahren sucht der DFB mal wieder nach einem Geschäftsführer für die Nationalmannschaft. Die Liste potenzieller Nachfolger von Oliver Bierhoff ist lang.
Matthias Sammer hat auf jeden Fall die Vita, aber keine Lust auf einen Job in der ersten Reihe. "Helfen für den Fußball, für die Sache, das ist mein Leben. Aber gewisse Positionen brauche ich nicht mehr", erklärte er zuletzt bei "MagentaTV".
Ralf Rangnick würde ebenfalls ins Profil passen, hat aber gerade erst den Job als Österreich-Nationaltrainer übernommen.
Diverse andere kursierende Namen – wie Ex-BVB-Sportdirektor Michael Zorc, Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, Ex-VfB-Chef Thomas Hitzlsperger oder Bayern-Legende Bastian Schweinsteiger – wären eine Überraschung. Auch eine interne Lösung wie Joti Chatzialexiou (Sportlicher Leiter Nationalmannschaften) wirkt unwahrscheinlich. Als Favorit auf den Bierhoff-Posten wird daher seit Anfang der Woche Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic gehandelt.
Laut "Berliner Kurier" soll Bobic bereits mit dem DFB in Kontakt stehen. Das Berliner Boulevardblatt berichtet, dass der Posten beim DFB ihn ebenso reizen könnte wie seinerzeit der Chef-Posten bei Hertha BSC. Damals hatte er Eintracht Frankfurt den Rücken gekehrt.
Auch Hertha würde der erneute Verlust eines Entscheidungsträgers weit zurückwerfen. Nachdem Michael Preetz in Berlin 13 Jahre lang die Geschäfte geleitet hatte, hatte Bobic erst im Sommer 2021 den Umbruch anstoßen sollen. Seitdem haben sich unter anderem Hertha-Präsident Werner Gegenbauer, Hertha-Investor Lars Windhorst und drei Cheftrainer verabschiedet. Sportlich steht die Hertha daher nach wie vor im Tabellenkeller der Bundesliga (Platz 15).
Da die Gerüchte über ein mögliches DFB-Engagement von Bobic seit Anfang der Woche eskalierten, bezog dieser auf einer Pressekonferenz am Mittwoch Stellung: "Du kannst im Fußball nichts ausschließen", hielt sich Bobic dabei bedeckt. Allerdings sei er aktuell nicht auf der Suche nach einem neuen Job.
"Mein Fokus ist momentan ein anderer. Ich habe hier [in Berlin] einen Job und fühle mich sauwohl", bekundete er zumindest bis auf Weiteres seine Treue zur Hertha. Nach eineinhalb Jahren in Berlin-Charlottenburg sehe er auch schon Fortschritte: "Ich merke, wie sich Dinge in die richtige Richtung drehen."
Zudem kann Hertha dem Kaderplaner wohl gute Voraussetzungen bieten: Beim Einstieg des neuen Investors "777" könnte sogar wieder reichlich Geld für Neuzugänge zur Verfügung stehen. Die wären dringend nötig, um den Kader des derzeitigen Abstiegskandidaten qualitativ aufzuwerten.
"Wir hatten im vergangenen Sommer einen großen Umbruch. Und den werden wir auch im nächsten Sommer wieder haben", kündigte Bobic am Mittwoch an. "Bild" berichtet, dass er bei der Gelegenheit auch den Kader ausmisten möchte, um die Gehaltskosten zu drücken. Demnach stünden ganze 20 Profis auf der Abschussliste des Geschäftsführers.
Allen voran die Spieler mit auslaufenden Verträgen: Kapitän Marvin Plattenhardt, Eigengewächs Maximilian Mittelstädt und Mittelstürmer Stevan Jovetić dürfen die Hoffnung auf eine Vertragsverlängerung wohl begraben. Davie Selke und Peter Pekarik suchen ihrerseit nach neuen Vereinen. Auch sie sind nur noch bis Sommer 2023 gebunden.
Zudem steht Vladimir Darida nach acht Jahren bei der Hertha wohl vor einem Wechsel zu Aris Thessaloniki. Ein weiterer Verkaufskandidat sei der einst für 4 Millionen Euro verpflichtete Deyovaisio Zeefuik. Nachwuchs-Verteidiger Lukas Ullrich würde Bobic demnach wohl gern halten, doch auch zahlreiche andere Bundesligisten sollen den 18-Jährigen auf dem Zettel haben.