Carlotta Wamser waren die Aufregung und das Adrenalin nach dem Abpfiff im ARD-Interview anzumerken. Die 21-Jährige, eigentlich gelernte Stürmerin, feierte in ihrem dritten Länderspiel überhaupt ihr EM-Debüt als Rechtsverteidigerin.
Wenngleich die Umstände alle Beteiligten traurig stimmten. "Man kommt natürlich nicht gerne rein, wenn sich eine Mitspielerin verletzt", sprach sie im ARD-Interview über "kein schönes Gefühl", als sie nach 40 Minuten für die am Knie verletzte DFB-Kapitänin Giulia Gwinn ins Spiel kam. Mittlerweile teilte der DFB mit, dass es sich um eine Innenbandverletzung im linken Knie handelt und Gwinn den Rest des Turniers verpassen werde.
"Man hat gesehen, dass sie zurecht bei uns ist. Sie ist unheimlich körperlich, bringt Dynamik rein und hat ein gutes Zweikampfverhalten", lobte Bundestrainer Christian Wück nach Abpfiff. In den kommenden beiden Spielen gegen Dänemark (Dienstag) und Schweden (Samstag) wird sie im Fokus stehen.
Watson traf Wamser, die nach dem Turnier von Eintracht Frankfurt zu Bayer Leverkusen wechselt, noch vor Turnierbeginn beim Medientag des DFB.
watson: Carlotta, normale Kartoffeln auf die 1?
Carlotta Wamser: (überlegt lange) Wenn ich Kartoffeln esse, dann sind es Pommes. Also normale Kartoffeln bei mir auf die zwei.
Du kochst sehr gern. Was ist dein Go-To-Essen, was immer geht?
Mein Go-To-Essen ist ganz entspannt eine Reispfanne mit Gemüse. Ansonsten habe ich auch ein paar Kochbücher zu Hause, von denen ich mich inspirieren lasse.
Hältst du dich streng an einen Ernährungsplan?
Es spielt eine wichtige Rolle, aber ich habe keinen Essensplan. Ich versuche, sehr gesund zu kochen, aber einmal in der Woche ist ein Cheatmeal okay. Dann gibt es Burger mit Pommes, Sushi oder Döner.
Du hast in Frankfurt und Köln gelebt. Wo gibt es den besten Döner?
Das ist eine gute Frage.
Der Poldi-Döner?
Nee. Den fand ich gar nicht gut.
Ziehst du mit deinem Wechsel nach Leverkusen nach Köln zurück?
Nein, ich habe leider keine Wohnung in Köln bekommen. Meine Eltern sind aktuell (Ende Juni, Anm. d. Red.) in Leverkusen, um die neue Wohnung anzunehmen.
Du bist in einem kleinen Ort in Ostwestfalen aufgewachsen. Vermisst du das Dorfleben?
Wenn ich zu meinen Eltern nach Hause komme, dann ist es schon cool, dass sie einen großen Garten haben, man hört die Vögel zwitschern und kann mit dem Hund in den Wald gehen. Wenn ich älter werde, ist das sicherlich interessant für mich, aber aktuell ziehe ich das Stadtleben vor: Gym, Café, Restaurants ist alles in Reichweite.
Auf deinem Instagram-Account zeigst du regelmäßig deine ganz verschiedenen Outfits. Worauf legst du Wert?
Das Outfit ist immer gut, wenn meine Mama fragt: "Was hast du denn da an?"
Hast du ein besonderes Faible für Schuhe oder Jacken?
Ich shoppe echt sehr wenig. Wenn, dann ist es second hand. Und durch meinen Ausrüster-Vertrag mit Nike bin ich beim Thema Schuhe auch gut ausgestattet.
Du hast eine Grundausbildung bei der Bundeswehr absolviert. War das härter als ein Sommer-Trainingslager?
Nein, das Sportliche war für mich nicht so anstrengend. Aber man ist vom Kopf her müde, wenn man um 5 Uhr aufsteht, Unterricht hat und im Anschluss noch seine Sporteinheiten macht. Das ist über den Tag viel Input.
Wie fühlt es sich an, eine Waffe in der Hand zu halten?
Gefährlich. Ich habe auch einmal einen Anschiss bekommen, weil ich die falsch herum gehalten habe. Es ist schon gruselig.
Warum hast du dich dafür entschieden und nicht beispielsweise für ein Studium?
Man wird von der Bundeswehr finanziell gut unterstützt, aber ich könnte mir nach meiner Karriere auch vorstellen, dort zu arbeiten. Es hat mir gut gefallen. Aber das halte ich mir noch offen.
Machst du dir schon jetzt konkret Gedanken für die Zeit nach deiner Karriere?
Das sollte man irgendwann tun (lacht). Aktuell studiere ich im Fernstudium Sportwissenschaften und das macht mir auch Spaß.
Die Themen zyklusbasiertes Training und die stärkere Berücksichtigung des Körpers der Frau werden in den Sportwissenschaften immer relevanter.
Das stimmt. Ich schreibe gerade auch eine Hausarbeit zum Thema Kreuzbandrisse im Frauenfußball. Durch das Studium setze ich mich mit dem Thema auch noch etwas intensiver auseinander.
Wie läuft es mit der Hausarbeit?
Ich muss mir noch eine Forschungsfrage überlegen, aber habe schon einige Quellen rausgesucht. Da das meine erste Hausarbeit ist, muss ich erstmal schauen, wie ich das angehe.
Du hattest vor EM-Beginn nur zwei Länderspiele absolviert. Hast du noch eine gewisse Ehrfurcht vor Spielerinnen, die du seit Jahren aus dem Frauen-Fußball kennst?
Man hat Respekt vor jeder Spielerin, aber bei Lea Schüller dachte ich mir schon: "Krass, das ist Lea Schüller."
Was macht sie besonders?
Man kann sie als Person nicht so gut lesen. Aber sie ist super nett und hilfsbereit.