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DFB-Frauen: Janina Minge gibt detailliert Einblick in Arbeit mit Wück

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Janina Minge hat bei der EM eine entscheidende Rolle im DFB-Team. Bild: imago images / BEAUTIFUL SPORTS
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Frauen-EM: Janina Minge erklärt spezielle Eigenheit von Coach Christian Wück

Vor zwei Jahren noch offensive Mittelfeldspielerin, jetzt Abwehrchefin und Vize-Kapitänin bei der Frauen-EM: Janina Minge ist für DFB-Coach Christian Wück eine Schlüsselspielerin auf dem Weg zum Titel.
03.07.2025, 19:0303.07.2025, 19:03
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Am Ende der Saison 2022/23 war Janina Minge mit neun Treffern noch beste Torschützin des SC Freiburg. Im Verlauf der vergangenen beiden Jahre rückte sie immer weiter nach hinten. In der Nationalmannschaft ist sie als Innenverteidigerin mittlerweile unverzichtbar. Auch bei der EM.

Die erste Wahl sei die Position für sie "natürlich" nicht gewesen. Aber mittlerweile ist es ein "extrem schönes Gefühl, dass so viel Wertschätzung und Vertrauen in mich gesetzt wird", sagt sie.

Im watson-Interview im Rahmen des Mediadays beim DFB-Team spricht die 26-Jährige, die beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht, über die Euphorie nach Zweikämpfen, die größten Probleme als ungelernte Verteidigerin und bei welchem Thema Christian Wück sehr penibel ist.

watson: Janina, vermisst du es, Tore zu schießen?

Janina Minge: Toreschießen ist immer cool und macht extrem Spaß. Es ist einfach etwas Besonderes, ein Tor zu erzielen – vor allem, wenn man nicht mehr so oft in der Rolle ist. Mittlerweile verhindere ich genauso gern ein Tor, wie selbst eins zu schießen.

Der Jubel nach einer gelungenen Abwehraktion muss nur deutlich kürzer ausfallen.

Das stimmt. Obwohl wichtige Klärungsaktionen mindestens genauso entscheidend sind, werden sie häufig nicht ganz so gefeiert.

Wie oft beobachtest du die Offensivaktionen von hinten und fragst dich, warum eure Offensivspielerinnen den Ball nicht reingemacht haben?

Das zu beurteilen ist immer einfacher, wenn man selbst nicht in der Situation ist. Deswegen kein Vorwurf, wenn der Ball mal nicht reingeht. Außerdem haben wir viele gute Stürmerinnen, die es schaffen, ein Tor zu machen. Es ist aber wirklich witzig, weil ich die Situationen von hinten wie ein Zuschauer miterlebe.

Du hast als offensive Mittelfeldspielerin angefangen, wurdest dann ins zentral-defensive Mittelfeld gezogen und bist jetzt Abwehrchefin beim DFB-Team. Wusstest du schon immer, dass du auch Innenverteidigerin kannst?

Ich glaube, es ist nichts Besonderes, dass defensive Mittelfeldspielerinnen auch mal in der Innenverteidigung spielen. Daher ist es für mich nicht völlig überraschend und vom Spiel ist es schon sehr ähnlich. Der größte Unterschied ist, dass du wirklich die letzte Person bist.

Wie sehr musstest du dir deinen Offensivdrang nach Ballgewinnen abgewöhnen?

Anfangs habe ich schon etwas Zeit gebraucht. Ich habe angefangen zu dribbeln und dann hieß es: "Jani, bleib hier!" Aber ich glaube, das ist völlig normal. Ich habe solche Situation auch immer noch in meinem Spiel, aber dann sichert mich eine andere Spielerin ab. Rebecca Knaak ist ja ein ähnlicher Spielertyp.

Deine Partnerin in der Innenverteidigung.

Genau. Bei ihr kann es auch passieren, dass sie mal Ausflüge nach vorne macht. Aber das ist in der Mannschaft akzeptiert und dann bleibt eine andere Spielerin hinten.

21.02.2025, Niederlande, Breda: Fu�ball, Frauen: Nations League A Frauen, Niederlande - Deutschland, Gruppenphase, Gruppe 1, Spieltag 1, Rat Verlegh Stadion. Deutschlands Janina Minge (l) im Zweikampf ...
Janina Minge versucht Lineth Beerensteyn vom Ball zu trennen.Bild: dpa / Toin Damen

Du hast gesagt, dass du als ungelernte Innenverteidigerin noch Probleme mit dem Stellungsspiel hast. Mit Kathy Hendrich hast du beim VfL Wolfsburg und hier im DFB-Team eine super erfahrene Spielerin auf der Position. Wie hilft sie dir?

Ich frage sehr, sehr oft nach. Mit ihr und Marina Hegering habe ich im Verein zwei optimale Spielerinnen neben mir, zu denen ich oft gehe und frage: "Wie hättest du es gemacht?" Es hilft mir natürlich extrem, die Erfahrungen der beiden mitzunehmen.

Verlangt Christian Wück von dir im Spielaufbau andere Dinge als dein Wolfsburger Trainer Tommy Stroot?

Christian Wück will, dass wir viel andribbeln und achtet extrem auf die Passqualität.

Wie sieht das konkret aus?

Er ist sehr, sehr kleinlich, dass der Ball mit der perfekten Schärfe und nötigen Härte in den vorderen Fuß gespielt wird. Das hat man immer im Hinterkopf, aber es ist eben auch entscheidend. Gegen die großen Gegner muss jeder Pass sitzen, um nach vorne zu kommen.

"Wenn mal kein Training ist, sollte man auch einfach mal abzuschalten und nicht durchgehend an Fußball denken."
DFB-Vizekapitänin Janina Minge

Hast du schnell gemerkt, dass ihr fußballerisch auf der gleichen Wellenlänge seid?

Ja. Ich finde seine Spielweise extrem cool. Dieses risikoreiche Spiel mit viel Ballbesitz und einfach zu zocken, tut uns sehr gut. Ich glaube, man sieht uns auch an, dass wir sehr viel Spaß auf dem Platz haben.

Wie oft seid ihr auch außerhalb des Trainings im Austausch?

Tatsächlich gar nicht so häufig, weil wir schon sehr viel auf dem Platz klären. Wenn mal kein Training ist, sollte man auch einfach mal abschalten und nicht durchgehend an Fußball denken.

Christian Wück brachte im vergangenen Sommer ein komplett neues Trainerteam mit. Wie wichtig war dieser klare Cut, um auch den Geist vom Vorrunden-Aus bei der WM 2023 abzuschütteln.

Das war schon extrem wichtig. In der Mannschaft und im Trainerinnen-Team haben sich viele Dinge geändert, wodurch wir einfach alles ein Stück neu aufbauen können.

Die Stimmung im Team wird von euch allen als überragend bezeichnet und der Titel ist das klare Ziel. Musst du manchmal noch auf die Euphoriebremse treten?

Nein. Wir sind uns alle bewusst, dass es kein Selbstläufer wird, sondern generell sehr schwierig, in der Gruppe weiterzukommen. Das Turnier ist mit sechs, sieben, acht Favoriten extrem stark besetzt. Wir müssen bei jedem Spiel 100 Prozent da sein, wenn wir was reißen wollen.

Du hast erzählt, dass Giulia Gwinn in ihrer Rolle als Kapitänin noch mehr auf andere zugeht. Wie ist das bei dir?

Bei uns spricht generell jeder mit jedem. Da ist es völlig egal, wer mit wem am Tisch sitzt oder etwas miteinander zu tun hat. Wir haben alle ein ähnliches Alter, wodurch eine gute Harmonie herrscht und man sich gar nicht viel darum kümmern muss.

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