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Frauen-Bundesliga: TV-Experte fällt klares Urteil zur Entwicklung der Liga

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Eintracht Frankfurt hat in der kommenden Saison durchaus Erfolgschancen.Bild: imago images/ eu-images
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Frauen-Bundesliga: TV-Experte sieht Vorteil gegenüber den Herrenwettbewerben

29.08.2024, 18:23
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Mehrere Jahrzehnte lang spielten Frauen im Fußball eine komplett nebensächliche Rolle. In Deutschland gibt es zwar bereits seit den 1990er-Jahren ebenfalls eine Bundesliga, auf Vereinsebene sah es allerdings lange dürftig aus. Erst in den vergangenen zwei Jahren wurde das Image der Liga hierzulande so richtig gewandelt, gerade Mitglieder der Nationalmannschaft konnten sich durchaus einen Namen machen.

Trotzdem beschränkt sich die Leistungsstärke auch in der Bundesliga weiter auf eine Handvoll Vereine, vor allem der FC Bayern beweist hier ähnlich wie bei den Männern ein (finanzielles) Gespür für die Toptalente.

Vor dem Start in die neue Saison am Freitag hat watson mit dem Sport-1-Experten Maik Franz darüber gesprochen, was in der Liga schon gut läuft, welche Gefahren das mit sich bringt und wer sein Tipp für den diesjährigen Meistertitel ist.

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Watson: Maik, was hat sich in den vergangenen Jahren in deinen Augen in der Frauen-Bundesliga verändert?

Maik Franz: Sie haben es geschafft, die Euphorie hochzuhalten, die Liga attraktiver zu gestalten, die Medienpräsenz zu steigern und das alles führt zu einer positiven Gesamtwahrnehmung. Man merkt, dass es vorangeht und das ist schön zu beobachten.

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Maik Franz ist bei Sport 1 als Experte tätig. Bild: imago images / Tim Rehbein/RHR-FOTO

Was macht die Liga besonders?

Der Frauenfußball ist noch sehr bodenständig und nahbar. Ich denke, dass das eines der Hauptmerkmale der Liga ist. Gefühlt haben sie dahingehend momentan einen kleinen Vorteil gegenüber den Männern. Das dürfen sie auf gar keinen Fall verlieren, sondern sollten das eigentlich noch weiter ausbauen.

Wie kann dieser positive Trend fortgesetzt werden?

Große Worte und Versprechungen müssen auch in die Tat umgesetzt werden. Sei es vonseiten der Vereine oder auch vom Verband aus. Du brauchst eine große, breite Basis, um oben an der Spitze die Top-Spielerinnen ausbilden zu können.

Wie lässt sich dieses Fundament vergrößern?

Um die Basis zu erweitern, gilt es die Aufmerksamkeit zu halten und weiter auszubauen. Dann können die Profispielerinnen in den unteren Ligen und teilweise sogar in der Bundesliga zukünftig Gelder verdienen, von denen sie gut leben können und die es ihnen auch ermöglichen, die ganze Woche zu trainieren und präsent zu sein.

"In diesem Jahr muss ich sagen, dass Bayern auch für mich der klare Favorit ist."

Aber wenn die öffentliche Wahrnehmung nicht da ist, wer soll dann investieren?

Deswegen ist es wichtig, dass die Bundesliga der Frauen ein cooles und besonderes Produkt ist, bei dem die Leute Lust haben, dabei zu sein oder auch einzuschalten. Da sind alle gefragt: Vereine, die Spielerinnen, wir Medien, die Zuschauer. Wenn es dauerhaft etwas Besonderes werden soll, sitzen alle in einem Boot, um das zu realisieren.

Nach der Pleite im Supercup hat Wolfsburg-Coach Tommy Stroot die Bayern als klaren Favoriten für diese Saison bezeichnet. Was ist dein Tipp für den Meistertitel?

Eine Chance für die Wolfsburgerinnen gibt es natürlich immer. Im Fußball ist alles möglich. Letztes Jahr konnte ich mich nicht entscheiden, da war es für mich eine 50:50 Sache zwischen Wolfsburg und den Bayern. In diesem Jahr muss ich sagen, dass Bayern auch für mich der klare Favorit ist. Wolfsburg wird aber natürlich auch wieder oben dabei sein. Die beiden gehören durch ihre Top-Spielerinnen immer zu den gesetzten Favoriten.

25.08.2024, Sachsen, Dresden: Fu�ball, Frauen, DFB-Supercup, FC Bayern M�nchen - VfL Wolfsburg, Rudolf-Harbig-Stadion. M�nchens Glodis Perla Viggosdottir h�lt den Supercup-Pokal und jubelt mit den Spi ...
Die Frauen des FC Bayern holten vergangene Woche den Supercup-Sieg. Bild: dpa / Robert Michael

Welche Rolle spielt da der Transfer von Lena Oberdorf von Wolfsburg nach München auch mental für die Niedersachsen?

So machen das die Bayern eben, das haben wir bei den Männern ja auch über Jahre gesehen. Die holen sich immer die besten Spieler und jetzt halt auch die besten Spielerinnen. Für den VfL war das jetzt natürlich ein Brett, dass eine von deren besten Spielerinnen vom absoluten Konkurrenten abgeworben wird.

Es war nicht der einzige herbe Verlust in diesem Sommer.

Mit Ewa Pajor verlieren sie eine weitere Topspielerin nach Barcelona. Da hat man zwei absolute Top-Spielerinnen verloren, deswegen hat Tommy Stroot wahrscheinlich auch die Bayern als Favoriten genannt. Die beiden zu ersetzen, ist einfach brutal schwer.

Es gibt durchaus Kritik, dass die Liga durch die Dominanz des VfL und der Bayern ihren Reiz verliert. Wie kann man darauf reagieren?

Das ist bei den Frauen wie bei den Männern eine finanzielle Geschichte. Du bekommst nirgendwo etwas geschenkt. Eine ernstzunehmende Konkurrenzsituation schaffst du neben guter Vereinsarbeit vor allem auch durch wirtschaftliche Unterstützung für die Vereine. Dafür benötigen die Vereine finanzstarke Sponsoren. Da sind wir wieder bei der gesunden Basis mit vielen Zuschauern in den Stadien und der Wahrnehmung über die Medien.

Oder es braucht eine finanzstarke Herrenabteilung im Rücken.

Der VfL Wolfsburg und Bayern München haben im Verhältnis zu ihrer Konkurrenz viel Geld in ihre Frauenabteilungen gesteckt. Da kann man sich jetzt nicht hinstellen, sich beschweren und sagen, dass die beiden vorneweg marschieren. Da muss jeder Verein für sich selbst entscheiden, wie viel ihm seine Frauenabteilung am Ende des Tages wert ist.

"Frankfurt hat mit Neuzugängen wie Elisa Senß und Nina Lührßen eine gute Chance, wieder oben dabei zu sein."

Und sportlich gesehen, siehst du da eine Entwicklung in der Liga?

Spielerisch gesehen, wünsche ich mir manchmal noch etwas mehr Mut von den anderen Vereinen. Letztes Jahr fand ich zum Beispiel Leipzig super: Sie haben zwar 0:3 gegen die Bayern verloren, aber sie haben sich im Hinspiel nicht hinten reingestellt und Angst gehabt. Viele haben gegen die Topmannschaften Wolfsburg und Bayern immer nur gemauert und gehofft, so wenig Tore wie möglich zu kassieren. Klar sind sie überlegen, aber man kann da auch mal was ausprobieren.

Wer hat denn eine realistische Chance gegen die beiden Topfavoriten?

Ich glaube Frankfurt hat mit Neuzugängen wie unter anderem Elisa Senß und Nina Lührßen auch eine gute Chance, wieder oben dabei zu sein. Vielleicht können sie es sogar schaffen, vor Wolfsburg zu landen und Zweiter zu werden. Hoffenheim wird auch wieder eine gute Saison spielen, aber für mich sind die drei Top-Mannschaften Bayern, Wolfsburg und Frankfurt.

Auf welches Spiel freust du dich in der kommenden Saison denn am meisten?

Natürlich schon auch auf das Top-Spiel zwischen Wolfsburg und Bayern. Das macht eben richtig Bock bei so einem Spiel dabei zu sein. Aber auch auf die Spiele in Frankfurt freue ich mich, vor allem auf das Spiel Frankfurt-Bayern.

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