"Deutschen Experten würde Demut gut tun" – Bayern ist keine Bestia Negra
Am Mittwochabend trifft der FC Bayern im Halbfinale der Champions League auf Real Madrid. Das Duell der beiden europäischen Schwergewichte findet zum 25. Mal statt.
Real Madrid will im Endspiel am 26. Mai den dritten Champions-League-Triumph in Serie feiern. Es wäre für die Spanier die "Decimotercera" – der 13. Titel in diesem Wettbewerb.
Doch dafür müssen sie erstmal den deutschen Rekordmeister ausschalten. Die Münchner sind in Madrid als "La Bestia Negra" ("Schwarze Bestie") gefürchtet.
Oder ist die Bestie längst gezähmt? Ist der Mythos vom bayerischen Angstgegner nach fünf Real-Siegen in den letzten fünf Aufeinandertreffen vorbei?
Wenn es einer wissen muss, dann ist es Nils Kern. Er ist Chefredakteur von "realtotal.de", dem deutschen Online-Fachmagazin rund um den spanischen Rekordmeister Real Madrid. Nils hat uns erklärt, ob der Mythos "La Bestia Negra" überhaupt noch angebracht ist.
Gibt es "La Bestia Negra" überhaupt noch?
Aber 'La Bestia Negra' ist einfach komplett überholt. Madrid ist nicht umsonst zwölffacher Champions-League-Sieger, hat nicht umsonst die letzten fünf Spiele gegen die Bayern gewonnen.
Inzwischen hat Bayern nicht mehr den Ruf des Angstgegners. Wenn überhaupt ist eher Real gerade der Angstgegner der Bayern.
In Spanien benutzt den Begriff 'La Bestia Negra' keiner mehr. Weder die 'AS' titelt damit, noch die Fans reden davon. Aber in Deutschland wird der Begriff immer noch gerne genutzt."
Woher kommt dieser Mythos eigentlich?
Das klingt erstmal martialischer als es ist. Das ist nach der Jahrtausendwende entstanden, 2007 und 2012 kam das wieder auf, als Bayern Real in den K.o.-Runden ausgeschaltet hat. 2014 war das erste Mal, dass Madrid in München gewonnen hat. Da kam ein gewisses Angstgegner-Image auf."
Dennoch hat man in Madrid laut Nils immer noch großen Respekt vor dem FC Bayern:
Die Real-Fans liegen Jupp Heynckes immer noch zu Füßen, der ja 1998 mit Madrid die Champions League gewonnen hat.
Man zittert ein bisschen vor Lewandowski, nachdem der 2013 mit Dortmund vier Tore gegen Real geschossen hat. Ich habe auch schon ein paar Fans gehört, die James ein Tor gönnen. Es wird ein Duell auf Augenhöhe."
Während man also in Deutschland immer noch von Bayern als Reals Angstgegner spricht, die Zeitungen vor den Duellen mit Madrid gerne mit "La Bestia Negra" titeln, spricht Nils eher von einem "Duell auf Augenhöhe".
Werden die Bayern in Deutschland größer gemacht als sie international sind?
Andererseits: Im internationalen Vergleich gab es in den vergangen Jahren aber 'nur' den Champions-League-Titel 2013. Trotzdem sind sie auf einer Ebene mit Barcelona und noch weit vor Manchester United, die in der jüngeren Vergangenheit noch weniger gerissen haben.
Manchen deutschen Experten würde etwas mehr Demut gut tun. Denn Real Madrid ist einfach zurzeit die beste Mannschaft der Welt. Sie haben drei Champions-League-Titel in den vergangenen vier Jahren gewonnen. Sie sind auch kein Klub mehr, der nur teure Stars kauft. Im Gegenteil: Sie haben viele Eigengewächse!"
So oder so: Es wird ein spannendes Spiel werden und wenn man sich die Bilanz von Real Madrid gegen deutsche Teams (außer Bayern) in den vergangenen Jahren ansieht, fällt auf, dass einige Niederlagen dabei waren:
So schlug beispielsweise Schalke "die Königlichen" im März 2015 mit 4:3, im April 2016 verlor man 0:2 in Wolfsburg und gegen Dortmund flog man 2013 aus der Champions League.
Und wie geht das Halbfinal-Hinspiel gegen Bayern aus?
(mit SID)