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Eintracht Frankfurt: Wie Lisanne Gräwe durch Sticheleien zur DFB-Hoffnung wurde

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Lisanne Gräwe spielt seit dem Sommer für Eintracht Frankfurt.Bild: IMAGO / Beautiful Sports
Interview

Eintracht Frankfurt: Wie Lisanne Gräwe durch Sticheleien zur großen DFB-Hoffnung wurde

05.11.2023, 08:59
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Die Frauen-Bundesliga erfreut sich immer größerer Beliebtheit, nahezu wöchentlich werden Zuschauerrekorde aufgestellt. Parallel wachsen die Strukturen, gerade im Oberhaus werden die Bedingungen für die Spielerinnen zunehmend professionell. Im Jugendbereich gilt dies hingegen noch nicht vollumfänglich.

So mangelt es vielerorts an Mädchenmannschaften, Spielerinnen müssen gerade außerhalb der Großstädte mit Jungs zusammen spielen. Diese Erfahrung hat auch Lisanne Gräwe gemacht, bis zum 17. Lebensjahr kickte sie in Jungs-Teams.

Sie hat sich dabei durchgebissen. In Leverkusen wurde die 21-Jährige zur Bundesliga-Spielerin, erhielt die Fritz-Walter-Medaille in Gold. Seit dieser Saison läuft sie für Eintracht Frankfurt auf. Vor dem Spiel der SGE am Montagabend gegen Werder Bremen hat watson mit Gräwe über ihre Entwicklung gesprochen.

Watson: Lisanne, du hast in der Jugend lange Zeit bei den Jungs gespielt. Gab es da oft dumme Sprüche?

Lisanne Gräwe: Manchmal habe ich beim Warmmachen die Gegner gehört, wie sie meinten: 'Guck mal, da ist ein Mädchen'. Das hat mir schon ein komisches Gefühl gegeben. In der Kabine dachte ich mir dann aber: Ich zeige es euch! Also man wird schon angeschaut und hört mal einen Spruch.

Hat dich das abgehärtet?

Rückblickend war das gut für meine Entwicklung. Du musst damit umgehen, irgendwann lacht man darüber. Auf dem Platz war ich immer selbstsicher, habe diese Sprüche vergessen und mein Können gezeigt. Der Trainer stand hinter mir, ich durfte jedes Spiel spielen.

"Auf dem Platz war ich immer selbstsicher, habe diese Sprüche vergessen und mein Können gezeigt."

2022 wurdest du mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als beste U19-Spielerin Deutschlands ausgezeichnet. Wie hat sich diese Ehrung angefühlt?

Das ist die größte persönliche Auszeichnung, die du als junge Spielerin in Deutschland erhalten kannst. Ich war sehr dankbar. Ich habe immer viel Zeit in den Fußball investiert, war als junges Mädchen aber ab und zu schon neidisch, wenn mein Bruder zum Beispiel feiern oder ins Kino gegangen ist. Ich hatte nie viel Zeit für meine Freundinnen außerhalb des Fußballs.

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Als du die Auszeichnung erhalten hast, warst du gerade verletzt.

Das war für mich eine schwierige Zeit. Mit der Auszeichnung habe ich nicht gerechnet. Die Medaille hat mir Kraft und Motivation für die restliche Reha gegeben.

Im vergangenen Sommer bist du von Leverkusen nach Frankfurt gewechselt. Welcher Gedanke steckte hinter der Entscheidung?

Frankfurt ist immer eine Mannschaft, die oben mitspielt, sodass der Wechsel aus Leverkusen nach zwei Jahren dort zur Eintracht der nächste Karriereschritt war, auch wenn ich Bayer viel zu verdanken habe. Nach den Gesprächen mit Niko Arnautis hatte ich ein gutes Gefühl. Es hat sich richtig angefühlt.

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Lisanne Gräwe (Mitte) spielt seit dem Sommer für Eintracht Frankfurt.Bild: IMAGO / foto2press

Aktuell spielt ihr noch nicht ganz oben mit, mit sieben Punkten seid ihr Sechster.

Die vergangenen Wochen waren anstrengend, ich kenne es noch nicht, in drei Wettbewerben mitzuspielen. Das ist für viele neu, nach vier zusätzlichen Spielen in der Qualifikation für die Gruppenphase kommen mindestens sechs Spiele dazu. Aber klar, darauf freuen wir uns am Ende.

Wie habt ihr die Auslosung für die Gruppenphase der Champions League verfolgt?

Es gab einen Zoom-Call, ich konnte leider nicht teilnehmen. Viele haben sich den FC Barcelona gewünscht, mein Bauchgefühl hatte hingegen Paris gesagt. Alle haben sich gefreut, das wird ein Highlight-Spiel. Jedes Mädchen träumt davon, mal gegen den FC Barcelona zu spielen.

Neben Barça geht es für euch auch gegen Benfica Lissabon und gegen den FC Rosengård. Was ist da drin?

Wir können die Gruppe überstehen, wenn wir unsere Leistung abrufen.

"Das wird ein Highlight-Spiel. Jedes Mädchen träumt davon, mal gegen den FC Barcelona zu spielen."

Und in den anderen Wettbewerben?

Wir wollen wieder unter die ersten Drei kommen, um uns wieder für die Champions League zu qualifizieren. Die Saison ist noch lang, wir haben das Potenzial dazu. Im DFB-Pokal ist alles möglich, da wollen wir nach Köln. Aber man muss von Spiel zu Spiel schauen.

Du hast diese Saison bis dato jedes Spiel gemacht, standest dreimal in der Startelf. Wie bewertest du deinen persönlichen Start in Frankfurt?

Ich bin zufrieden mit der Spielzeit, die ich bisher bekomme. Natürlich will man nach Möglichkeit immer mehr spielen, aber ich bin hier zu einer eingespielten Mannschaft gekommen und kann als junge Spielerin noch lernen, muss die Rolle akzeptieren. Ich muss verletzungsfrei bleiben und an mir selbst arbeiten.

Bei deiner Präsentation hat Katharina Kiel, eure Technische Direktorin, deine Variabilität im Mittelfeld betont. Auf welcher Position siehst du dich am ehesten?

Ich spiele am liebsten auf der Acht. Da fühle ich mich mit dem Zug nach vorne wohler, freier. Da denke ich weniger nach. Aber auf der Sechs kann ich auch spielen. Da wir mit einer Raute spielen, hat man auf der Sechs nur den defensiven Fokus. Da hat man mehr Verantwortung. Aber als Achter habe ich mehr Spaß und kann kreativer agieren.

Schaust du zu bestimmten Spielerinnen auf?

Wenn ich auf der Bank sitze, schaue ich auf die Spielerinnen auf meiner Position, insbesondere die im defensiven Mittelfeld, wie zum Beispiel auf Tanja Pawollek, die auf der Sechs spielt. Was machen die? Was kann ich mir da abschauen? Sie haben viel Erfahrung, da gucke ich auch im Training genau hin. Ich schaue auch, wie sie sich neben dem Platz verhalten.

Frankfurt, Germany, November 26th 2022: Tanja Pawollek 31 Frankfurt during the FLYERALARM Frauen-Bundesliga match between Eintracht Frankfurt and Bayer 04 Leverkusen at the Stadium at Brentanobad in F ...
Tanja Pawollek ist als Kapitänin bei Eintracht Frankfurt gesetzt.Bild: IMAGO / Sports Press Photo

Die Länderspielpause dürfte für dich zum Durchschnaufen gelegen gekommen sein. Oder nervt es eher, selbst nicht zu verreisen?

2022 war ich bei der U20 zuletzt dabei, Natio-Lehrgänge vermisse ich schon. Es gibt leider keine U23, der nächste Schritt wäre also die A-Nationalmannschaft.

Hast du die bereits im Blick?

Für die Zukunft spielt die Nationalmannschaft natürlich im Hinterkopf eine Rolle. Es wäre komisch, das nicht so zu sagen. Mal schauen, was die Zukunft bringt.

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