Mit erst 22 Jahren ist Schwimmerin Isabel Gose bereits mehrfache Europameisterin sowie Vize-Weltmeisterin.Bild: dpa / Andreas Gora
Interview
Mit ordentlich Rückenwind ist Schwimmerin Isabel Gose zu den Olympischen Spielen in Paris gereist. Bei der EM in Dublin im vergangenen Jahr hat die 22-Jährige in den Disziplinen 400, 800 und 1500 Metern Freistil den ersten Platz geholt und sich gegen namhafte europäische Konkurrenz durchgesetzt.
Ihren Run führte sie auch bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin im April fort: Mit vier Goldmedaillen war Gose die beste Schwimmerin der Wettkämpfe und qualifizierte sich so auf vier Strecken (200, 400, 800 und 1500 m Freistil) für ihre zweiten Olympischen Spiele.
Die gebürtige Berlinerin und Wahl-Magdeburgerin ist eine der großen Hoffnungsträger:innen des deutschen Schwimmteams.
Im Gespräch mit watson spricht Isabel Gose über Langeweile im Becken, ihren großen Ehrgeiz und ein persönliches Ritual an Wettkampftagen.
watson: Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber dem Schwimmen: Es sei langweilig, alles, was man sieht, sind die Kacheln am Beckenboden. Warum ist es aus deiner Sicht anders?
Isabel Gose: Es kann natürlich mal langweilig sein. Gerade die Langstreckenschwimmer können davon ein Lied singen. (Lacht.) Aber man hat ja seinen individuellen Trainingsplan, der Abwechslung hineinbringt. Und ja, ich musste mir sowas auch schon öfter anhören, aber auf solche Sprüche gebe ich nicht viel.
Was gibt dir das Schwimmen, dass du es zu deinem Lebensinhalt gemacht hast?
Mich hat das Wasser schon immer angezogen und Schwimmen ist etwas, was nicht jeder kann. Nicht jeder kann ins Wasser springen und damit so umgehen, wie wir es können. Und es macht schon viel aus, wenn man weiß, dass man ein Teil dessen ist.
Isabel Gose ist eine der besten deutschen Freistilschwimmerinnen.Bild: IMAGO/Laci Perenyi
Wann war für dich klar, dass du das Zeug hast, Profi zu werden?
Es gab nicht den einen Moment. Bei mir hat es sich step by step entwickelt. Man fängt klein an und entdeckt nach und nach das Talent und den Spaß daran.
Was sind deine Stärken, die dich zu so einer guten Schwimmerin machen?
Im Endeffekt ist es mein Ehrgeiz, der mich prägt. Man fängt in jungen Jahren an, hat verschiedene Trainingsgruppen, mit der Zeit hören immer mehr auf und auf einmal ist man die Einzige, die noch übrigbleibt. Natürlich gehört auch Talent dazu, aber ich war nie technisch besonders begabt, sondern habe mich durch mein Training und meinen Ehrgeiz nach vorne gekämpft.
Was ist dein tägliches Trainingspensum vor den Olympischen Spielen?
Zwischen 92 und 98 Kilometer in der Woche. Von den Mädels schwimme ich mit am meisten, doch ich weiß, dass es sich auszahlen wird.
Schaust du beim Wettkampfschwimmen viel nach links und rechts oder achtest du vor allem auf dich?
Aktuell schaue ich noch ein bisschen zu viel nach links und rechts, anstatt auf meine eigenen Stärken zu vertrauen. Das haben wir in den letzten Wochen und Monaten versucht zu verbessern. Aber gerade bei 1500 Metern ist man dann doch einige Minuten unterwegs und dann ist es völlig normal, auch mal die Konkurrenz abzuchecken.
Du stehst vor deinem zweiten Olympia. Inwiefern gehst du 2024 anders an als 2021?
Der Druck, den ich mir selbst mache, ist dieses Mal ein anderer. Die diesjährige Saison lief so gut für mich, dass ich jetzt das i-Tüpfelchen draufsetzen will. Ob das funktioniert, wird sich zeigen, noch weiß ich nicht, wie die anderen drauf sind und wie sie durchs Training gekommen sind.
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Was macht Olympia aus deiner Sicht so besonders?
Das olympische Flair. Alle Wettkämpfe finden innerhalb von wenigen Wochen statt, alle Athleten übernachten im olympischen Dorf und wollen, ganz im Sinne des olympischen Gedankens, das Beste aus sich herausholen.
Auf welche Sportarten freust du dich abseits des Schwimmens am meisten?
Auf die Leichtathletik-Disziplinen und auf Beach-Volleyball. Ich werde nach meinen Wettkämpfen noch ein paar Tage dableiben, um noch ein paar Dinge mitzunehmen und zu genießen.
Und eine letzte Frage: Hast du ein bestimmtes Ritual, bevor du ins Becken steigst?
Nein. Aber ich strukturiere den Tag immer genau durch, weil ich weiß, dass viele Informationen und viele Emotionen aufkommen werden. Ein genauer Plan gibt mir da die Sicherheit, die ich an Wettkampftagen brauche.
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