
Christoph Kramer arbeitet aktuell am Trainerschein und könnte künftig nicht mehr nur als Experte am Spielfeld stehen. Bild: imago images / JOERAN STEINSIEK
Interview
Christoph Kramer sagte, dass er für seinen "inneren Seelenfrieden" eines Tages Fußball-Trainer werden möchte. Im watson-Interview spricht er über diesen Plan, tiefgreifende Veränderungen für Coaches und die Frage, warum er kein Vorbild hat.
22.05.2025, 07:2222.05.2025, 07:22
Mit ChatGPT konnte sich Christoph Kramer noch nicht anfreunden. "Aber ich probiere immer wieder, ein wenig an meinen Fertigkeiten zu feilen", sagte er im Gespräch mit watson.
Dennoch werden KI und Daten den Fußball auch künftig enorm beeinflussen. An das Tablet am Spielfeldrand hat man sich bereits gewöhnt, doch was kommt noch?
Watson: Christoph, bist du eines Tages eher Laptop-Trainer oder Team Taktiktafel?
Christoph Kramer: Es geht immer darum, wie man seine Idee präsentiert und visualisiert. Da finde ich die Taktiktafel nicht schlecht.
Ist Laptop-Trainer für dich ein positiver oder negativer Begriff?
In der heutigen Zeit wird er als Abwertung verstanden, aber es ist etwas ganz Normales. In der nahen Zukunft wird der Fußball enorm von der KI gesteuert. Dann wird es normal sein, dass ein zehnköpfiges Trainerteam auch zehn Laptops hat.

Bei der Baller League zeigte Christoph Kramer bereits vollen Einsatz an der Taktiktafel. Bild: imago images / Marco Bader
Wird die KI besonderen Einfluss auf einen bestimmten Bereich haben?
Das wird alle Bereiche umfassen, nicht nur den Fußball, sondern auch unser alltägliches Leben.
Und auf den Fußball heruntergebrochen?
Es gibt bereits jetzt schon die Möglichkeit, dass dir die KI sagt, wer am besten in ein Spielsystem passt. Und dabei stecken wir gerade einmal in den Kinderschuhen. Ich persönlich finde es gruselig, aber der KI-Einfluss lässt sich nicht aufhalten.
Wird es den Fußball künftig besser machen?
Ich glaube, dass es den Fußball nach vorne bringen wird. Auch, wenn man es vielleicht nicht möchte und es eine unromantische Vorstellung ist, muss man mit der Zeit gehen. Vor 25 Jahren hätte auch niemand gesagt, dass ein Laptop den Fußball nach vorne bringt. Aber es ist wie im realen Leben: Entweder man macht sich die Technik zunutze und gewinnt oder bleibt stehen und verliert eher etwas.
Wird das einen Trainer überflüssig machen?
Auf gar keinen Fall. Es wird vieles vereinfachen und auch nochmal ins andere Licht rücken. Aber am Ende steht dort ein Mensch, der Sachen macht, die keine Maschine übernehmen kann.
Am Anfang der ersten Baller-League-Saison warst du als Coach sehr aktiv. Kann die Baller League einen guten ersten Eindruck in das Trainer-Dasein geben?
Es gibt in der Baller League gewisse Dinge, die sind wie in jedem Fußball-Team.
Zum Beispiel?
Die Gruppendynamik ist in der Bundesliga und in der Kreisliga gleich. Mit Charakteren zu arbeiten, Kaderentscheidungen zu treffen und alle Prozesse auf der zwischenmenschlichen Ebene sind exakt gleich. Gerade in diesen Bereichen konnte ich in der Baller League erste lehrreiche Erfahrungen machen.
Wie war es, auf der "anderen Seite" zu stehen?
Ich habe schon vorher immer mal wieder in den Trainerberuf geschnuppert, daher gab es für mich keine überraschenden Erkenntnisse. Es war und ist aber trotzdem interessant, eine Mannschaft über längere Zeit zu begleiten.
Wenn man deine ehemaligen Trainer fragt: Hat Christoph Kramer schon als Spieler wie ein Trainer gedacht?
Ich wusste schon immer, dass ich ausführende Gewalt bin, dennoch habe ich natürlich meinen eigenen Kopf. Aber im Endeffekt habe ich logischerweise das gemacht, was der Trainer wollte.
Also hast du dir nicht nach jedem Training Notizen zu Trainingsformen und Ansprachen gemacht?
Sehr selten. Lediglich, wenn mir etwas besonders Positives oder Negatives aufgefallen ist, habe ich es mir aufgeschrieben, weil ich es nicht vergessen wollte. Im Endeffekt muss jeder Trainer seinen komplett eigenen Stil entwickeln.
Orientierst du dich gar nicht an Verhaltensweisen deiner Ex-Trainer?
Nur sehr wenig. Ich gebe euch ein Beispiel.
Gerne.
Ich finde, dass Marco Rose herausragend mit Gruppen umgeht. Er trifft immer den richtigen Ton, hat sehr viel Charme und einen guten Witz. Das ist in gewisser Weise ein Vorbild, aber trotzdem kannst du es nicht nachahmen – entweder du hast es oder eben nicht. Deswegen musst du deinen eigenen Weg finden.
Aktuell absolvierst du die A+-Lizenz. Fällt dir das leicht?
Ich musste lernen, wieder zu lernen. Aber dadurch, dass ich ein großes Interesse an diesem Feld habe, fällt mir das nicht schwer.
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