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Blokecore: Designer Mirko Borsche gibt dem Modetrend ein Ablaufdatum

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Blokecore-Fan: Rapper Ski Aggu trägt bei seinen Auftritten gerne Fußballtrikots.Bild: IMAGO images / Daniel Scharinger
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Fußballtrikot als Modestück: Designer erklärt den Hype um Blokecore

19.01.2025, 11:4619.01.2025, 15:58
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Fußballtrikots sind längst weit mehr als die reine Arbeitskleidung von Spieler:innen. Für Fans sind sie eine Möglichkeit, sich mit ihrem Verein zu identifizieren. Für die Klubs sind sie eine gute Gelegenheit, um Geld einzunehmen. Und für modebewusste Menschen sind Trikots ein beliebtes Kleidungsstück.

Beim Blokecore, wie der Modetrend rund um die Fußballtrikots heißt, wird das eigentlich funktionale Stück Stoff aus seinem ursprünglichen Kontext gehoben. Es geht nicht mehr darum, auf dem Rasen oder der Tribüne den schwitzenden Achselhöhlen möglichst viel Belüftung zu ermöglichen. Es geht darum, auf dem Weg von zu Hause zur Uni möglichst gut auszusehen.

Den Trend kennt auch Mirko Borsche bestens. Der Gründer des Grafikdesignstudios Bureau Borsche hat unter anderem schon für den FC Bayern und den FC Venedig Trikots gestaltet. Mit watson hat er über das anhaltende Modephänomen Blokecore gesprochen.

HANDOUT - 31.05.2022, M
Mirko Borsche hat schon Trikots für den FC Bayern und den FC Venedig gestaltet. Bild: dpa / Gerhardt Kellermann

Blokecore ist schon so lange im Trend, dass es den Begriff Trend eigentlich gar nicht mehr verdient. Wie lange bleibt das Thema noch heiß?

Der muss noch viel mehr in den Mainstream rein. Erst wenn die 50-Jährigen, die keine Fußballfans sind, in Trikots rumlaufen, dann haben wir das Ende erreicht. Dann wird die Jugend keinen Bock mehr darauf haben, weil das für die ein Alleinstellungsmerkmal ist, wie Mode ja immer ein Alleinstellungsmerkmal für Generationen und verschiedene Gesellschaften ist.

Warum ist es überhaupt in, auch als Nicht-Fußballfan Trikots zu tragen?

Das ist eine längere Geschichte. Logos haben in den letzten Jahren selbst bei den High-Fashion-Brands eine immer größere Rolle gespielt, sodass T-Shirts dann schnell auch mal 600 Euro gekostet haben. Der Trend ist daher eine gewisse Rückwärtsbewegung, weil Trikots vor dem Hintergrund relativ günstig sind, grafisch aber eben trotzdem interessant.

"Wenn sich Travis Scott als Andenken aus Hamburg ein HSV-Trikot mitnimmt, ist das auch ein Fingerzeig."

Genügen diese beiden Faktoren schon für einen Hype?

Sie werden von Marken auch schlau in Szene gesetzt und von berühmten Persönlichkeiten populär gemacht. Angefangen hat das Ganze aber mit der Leidenschaft von Sammlern, die alte Trikots wieder rausgekramt und damit eine größere Welle losgetreten haben.

Kann man also von einer Art Gruppeneffekt sprechen, wenn Prominente Nicht-Fans angesteckt haben?

Ja. Wenn sich Travis Scott als Andenken aus Hamburg ein HSV-Trikot mitnimmt, ist das auch ein Fingerzeig. Das hat uns auch in Venedig geholfen, weil man dort keine guten Souvenirs findet. Einige Leute haben sich ein Trikot als Erinnerungsstück mitgenommen. So wie man sich aus New York eine Yankees-Cap mitnimmt.

Nicht nur aktueller Merch verkauft sich gut, auch Trikots aus den 90ern feiern ein Revival.

Gerade ältere Trikots kauft man nicht unbedingt aus modischen Gründen, sondern weil man damit etwas verbindet. Der BVB etwa hat zuletzt mal ein altes Design neu aufgelegt, in dem sehen die Fans dann plötzlich wieder Lars Ricken. Das ist ein anderer Anreiz. Das nutzen wir auch, wenn wir ein Trikot entwerfen. Bei manchen Vereinen überlegen wir uns einen Fußballer, orientieren uns dann in der Gestaltung an ihm, indem wir seinen Spirit in dieses Trikot bringen.

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Hast du dafür ein Beispiel?

Bei Kallithea Athen haben wir uns von Éric Cantona und David Beckham inspirieren lassen. Cantona steht für den aufgestellten Kragen, den haben wir bei dem Home sogar etwas länger gemacht. Bei Beckham muss man auf die Rückenzahlen achten, die Typografie ist an seine Zeit in der englischen Nationalmannschaft angelehnt.

"Ich glaube nicht, dass durch Trikots oder Tracksuits bei Nicht-Fans eine größere Nähe zum Fußball entsteht."

Tut Blokecore dem Fußball gut?

Die komplette Kommerzialisierung des Fußballs ist schlecht für den Fußball. Viele junge Menschen haben das Interesse am Fußball verloren, die Identifikation fällt bei den gehandelten Summen immer schwerer.

Bringt der Trend dem Fußball nicht zwangsläufig neue Fans ein?

Ich glaube nicht, dass durch Trikots oder Tracksuits bei Nicht-Fans eine größere Nähe zum Fußball entsteht. Ich glaube, dass viele, wenn sie ein PSG-Trikot anhaben, gar nicht wissen, wo genau das ist. Sie finden nur das Trikot oder den Style toll.

Was sind Do’s und Dont’s beim Tragen von Trikots abseits des Platzes?

Dafür bin ich zu großer Fußballfan und zu wenig Modeberater. Du kannst alles zu allem tragen, ich würde es nur nie zu eng kaufen. Mitte 20 ist das noch ganz easy, irgendwann kommt ein leichtes Bäuchlein durch. Aber Hauptsache, man fühlt sich frei.

Was sind deine all time Lieblingstrikots?

Da gibt es gleich zwei: Barcas Away von 2002 ist ein Mega-Klassiker. Das ist golden und hat dunkle Streifen in der Mitte. Ich kann mir kein schöneres Jersey vorstellen. Arsenal ist 1990/92 mit dem Home aber nahe herangekommen. Da passt auch der Sponsor sehr gut.

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