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DFB-Team: Jungstar Leandro Morgalla – ein Bürokaufmann in der Champions League

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U21-Nationalspieler Leandro Morgalla ist fester Bestandteil des Kaders beim FC Red Bull Salzburg. Bild: imago images / Aiste Ridikaite
Interview

U21-Nationalspieler Leandro Morgalla und sein ungewöhnlicher Weg in den Profi-Fußball

24.01.2024, 19:24
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Wenn man mit Leandro Morgalla spricht, hat man nicht das Gefühl, sich mit einem 19-jährigen Fußball-Profi zu unterhalten, dessen Welt sich im vergangenen halben Jahr auf den Kopf gestellt hat. Morgalla formuliert klar durchdachte Sätze, ist höflich und zurückhaltend. Er schaut reflektiert auf seine bisherige Karriere, ist aber gleichzeitig in seinen Antworten sehr bestimmt. Er weiß genau, wo er hin möchte.

"Wenn die anderen Spieler freihatten, bin ich arbeiten oder in die Berufsschule gegangen."

Vom Drittliga-Traditionsverein 1860 München ging es für ihn im vergangenen Sommer zu Red Bull Salzburg. Es folgten die ersten drei Spiele für die deutsche U21-Nationalmannschaft und das Debüt in der Champions League. Mittlerweile ist er fester Bestandteil im Kader des österreichischen Serienmeisters.

Im Gespräch mit watson unterstreicht der Abwehrspieler die Bedeutung, in den vergangenen drei Jahren neben der Karriere eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert zu haben, seinen etwas anderen Umgang mit Social Media und wie es um den Kontakt zu Bundestrainer Julian Nagelsmann steht.

watson: Leandro, der heutige Bayern-Sportdirektor Christoph Freund hat dich erst im Sommer nach Salzburg geholt. Die Bayern suchen immer noch einen variablen Abwehrspieler, der in der Innenverteidigung und hinten rechts spielen kann – wie du. Gab es schon Kontakt?

Leandro Morgalla: (lacht laut) Gute Frage. Christoph hat mich erst im Sommer zum FC Red Bull Salzburg geholt und ich bin hier sehr glücklich, deswegen ist das für mich absolut kein Thema.

Wechsel zum österreichischen Meister, Debüt in der Champions League und der U21-Nationalmannschaft: Konntest du das Jahr 2023 in der Winterpause schon richtig verarbeiten?

Mir hat es in dieser Zeit zunächst persönlich gutgetan, etwas Abstand vom Fußball zubekommen. Insgesamt war das vergangene halbe Jahr für mich persönlich aber wirklich rasant. Das habe ich an Heiligabend mit meiner Familie auch alles noch einmal Revue passieren lassen. Ich habe immer noch eine sehr enge Bindung zu meinen Eltern und meinem älteren Bruder und für uns alle war es schön zu sehen, wie schnell es gehen kann.

"In meinem Kopf war zu keinem Zeitpunkt der Gedanke, dass ich ab sofort nur noch Fußball spiele und alles auf eine Karte setze."

Eigentlich war vorgesehen, dass du zunächst beim Kooperationsteam FC Liefering in der zweiten Liga Spielpraxis sammelst. Die meiste Zeit in der Hinrunde hast du jedoch bei Red Bull Salzburg verbracht.

Es war von vornherein nicht unbedingt geplant, dass alles so läuft. Aber ich konnte in der Vorbereitung überzeugen und habe vom Verein das Signal bekommen, dass ich fest im Kader bin, das freut mich natürlich umso mehr.

Wie groß ist die Gefahr, sich in den Gedanken zu verlieren, dass man es jetzt geschafft hat?

Das ist reine Einstellungssache und von Spieler zu Spieler unterschiedlich.

Und wie ist es bei dir?

Ich würde sagen, dass ich sehr klar im Kopf bin und das gut einordnen kann. Zudem achten meine Eltern und mein Bruder darauf, dass ich auf dem Boden bleibe. Für mich ist die aktuelle Phase auch nur ein Meilenstein, den ich erreicht habe. Gleichzeitig ist es ein Ansporn, um darauf aufzubauen und noch mehr Gas zu geben.

"Was ich privat mache, muss ich nicht unbedingt ständig auf Social Media posten. Ich versuche, mich davon fernzuhalten."

Du hast während deiner Zeit bei 1860 München neben dem Alltag in der 3. Liga in der Geschäftsstelle eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert. Hilft das, um auf dem Boden zu bleiben?

Ich hätte das nicht machen müssen, aber meinen Eltern und mir war es wichtig, dass ich die Ausbildung absolviere, solange es noch geht.

Warum?

Ich war bei 1860 München schon mit 17 Jahren bei den Profis, aber in meinem Kopf war zu keinem Zeitpunkt der Gedanke, dass ich ab sofort nur noch Fußball spiele und alles auf eine Karte setze. Es gibt genügend Beispiele, wo das nach hinten losgegangen ist. Von meinen Eltern kam auch das Signal: 'Wenn du es machen möchtest, musst du schauen, dass du noch irgendwas anderes machst.'

Wie bewertest du die Zeit zwischen Drittliga-Profi und Azubi im Nachhinein?

Ich muss ehrlich sagen, dass es manchmal schon anstrengend war. Wenn die anderen freihatten, bin ich arbeiten oder in die Berufsschule gegangen. Diese Doppelbelastung ist schon anders, als sich nur auf den Fußball konzentrieren zu können. Insgesamt hat die Zeit aber meine persönliche Entwicklung gestärkt.

Kamen dir Zweifel, ob dein Körper den Ansprüchen Profifußball gewachsen ist? Zu Beginn deiner Salzburg-Zeit plagten dich Knieprobleme und bei deinem ersten Einsatz kam ein Bänderriss hinzu.

Ich habe nie an meinem Körper gezweifelt. Es waren zudem zwei Verletzungen, für die ich weniger konnte. Die Intensität hier ist aber eine ganz andere und dadurch habe ich früh gelernt, wie wichtig es ist, auf seinen Körper zu achten und ihn zu pflegen.

Wozu du jetzt ohne Ausbildung noch mehr Zeit hast?

Genau. Das ist ein großer Unterschied. Mit Schule und Ausbildung wirst du vom Kopf nochmal anders gefordert und kommst weg vom Thema Fußball. Jetzt liegt der Fokus jeden Tag auf Training und optimaler Regeneration.

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Fiel die Umstellung auf den RB-Fußball mit viel Dynamik und hohem Tempo schwer?

Damit hatte ich kaum Probleme. Von meinem Spielertyp passe ich genau zu den Anforderungen, die hier verlangt werden. Nach der zweiten, dritten Woche hat man aber auch gemerkt, dass es nochmal ein großer Unterschied zur 3. Liga ist. Meine Mitspieler haben mir es aber einfach gemacht und mich direkt gut aufgenommen.

Und privat?

Es ist das erste Mal, dass ich von zu Hause weg bin und allein wohne. Aber das stellt kein Problem für mich dar. Im Vergleich zu München ist Salzburg ein bisschen kleiner und ruhiger, aber das gefällt mir. Den Trubel einer Großstadt nicht dauerhaft zu haben, ist sehr angenehm.

Nicht nur dein Weg in den Profifußball, sondern auch dein Umgang mit Social Media unterscheidet dich von vielen jungen Spielern. Auf deinem Instagram-Kanal sind lediglich Fotos von deinen wichtigsten sportlichen Meilensteinen zu sehen.

Was ich privat mache, muss ich nicht unbedingt ständig posten. Ich bin schon auf Social Media aktiv und verfolge zum Beispiel viel auf Instagram. Mein Fokus liegt aber auf dem Fußball und ich versuche, mich von dem Ganzen ein wenig fernzuhalten. Man bekommt immer wieder mit, dass es mit einem Post oder Like schnell nach hinten losgehen kann.

Zwei Posts zeigen dich im Trikot der Nationalmannschaft. Ende 2023 hast du deine ersten drei Länderspiele für die U21 als Rechtsverteidiger absolviert. Seit Jahren eine "Problem-Position" beim DFB. Hat Bundestrainer Julian Nagelsmann schon angerufen?

Nein, noch nicht. (lacht)

Dennoch ist dein Name schon auf Listen zu lesen, die dich als Geheimkandidaten für die Europameisterschaft im Sommer ins Spiel bringen.

Da muss ich schon ab und an mal schmunzeln. Ich lese sehr wenig, was mich betrifft. Ich glaube, es ist als Spieler am wichtigsten, dass man den Fokus nicht verliert und nur auf sich schaut. Ich habe meine Aufgabe in Salzburg zu erledigen, will mich als Spieler weiterentwickeln und dem Team helfen.

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Leandro Morgalla (l.) mit Hoffenheim-Stürmer Maximilian Beier bei der U21. Beide könnten in Zukunft in der A-Nationalmannschaft landen.Bild: imago images / eu-images

In Salzburg kommst du bisher als rechter Verteidiger zum Einsatz, bei 1860 München warst du als Innenverteidiger gesetzt. Wie wichtig ist es, dass du dich irgendwann auf eine Position festlegst?

Ich habe keine Lieblingsposition, sondern spiele beides gern und habe mit der Umstellung keine Probleme. In Salzburg bin ich primär als Rechtsverteidiger eingeplant. Am Ende des Tages spiele ich da, wo der Trainer mich aufstellt. Ich möchte keine Position in den Vordergrund stellen.

In Salzburg wird automatisch die Parallele zu Karim Adeyemi gezogen, der von Unterhaching nach Österreich wechselte und sich zu einem Top-Spieler entwickelte. Nervt dich das?

Jeder, der sich mit Red Bull Salzburg auseinandersetzt, weiß, was für einen Weg die Spieler hier gegangen sind und das ist nicht nur Karim Adeyemi. Ich habe mich vor meinem Wechsel damit natürlich auch auseinandergesetzt und weiß, wie viel Potenzial hier steckt. Aber wie gesagt: Ich nehme mir persönliche Vergleiche nicht so zu Herzen.

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