Der Osterhase war in Dortmund und hat etwas mitgebracht: die Trophäe der Klub-WM. Vergoldet, elegant geschwungen und gefertigt vom renommierten New Yorker Juwelier Tiffany & Co., präsentierte sich das edle Stück am Feiertagswochenende im Westfalenstadion.
Die Station Dortmund zählt lediglich als eine von insgesamt 32 Zwischenstopps auf der offiziellen Trophy-Tour, die alle Städte der teilnehmenden Klubs umfasst. Zuletzt funkelte sie in Casablanca, nun durften Spieler und Trainer dem Pokal ganz nah kommen.
So nah wie dann auch vielleicht am 13. Juli, wenn das Finale der Klub-WM im MetLife Stadium in New Jersey steigt.
Doch bevor der BVB sich ausmalt, wie es sich wohl anfühlen mag, triumphierend den Pokal gen Himmel zu strecken, müssen sie die Gruppenphase – mit Fluminense, den Mamelodi Sundowns und Ulsan HD als Gegner – bestehen. Laut BVB-Sportvorstand Lars Ricken sei dies aber machbar, "dafür haben wir genug Qualität im Kader", sagte er kürzlich.
Während es an Qualität beim BVB laut Ricken also nicht fehle, mangelt es allerdings an Quantität. Der Kader der Borussen ist zu klein, die Belastung zu hoch. Insbesondere für diejenigen, die kurz vor Turnierstart mit der Nationalmannschaft in der Nations League gefragt sind.
"Wir werden den ganzen Kader brauchen, das muss jedem bewusst sein", sagte Ricken weiter. Mit zwölf, 13 Spielern könne man dieses Pensum nicht durchstehen.
Jeder wird gebraucht. Und zwar in Schwarzgelb, nicht im Nationaltrikot. Deshalb, so berichten die "Ruhr Nachrichten", stellt der BVB keine Spieler für die fast parallel stattfindende U21-Europameisterschaft ab.
Für den DFB: ein Schlag ins Gesicht. Denn schließlich werden Spieler wie Maximilian Beier und Karim Adeyemi dem U21-Bundestrainer Antonio di Salvo fehlen.
"Ich kann verstehen, dass der BVB seine Spieler in den USA dabei haben möchte", sagte Rudi Völler zuletzt gegenüber dem "Kicker". Und weiter: "Der Klub hat viel Geld ausgegeben. Ich habe selbst eine Vergangenheit als Klubmanager und kenne die Bedürfnisse. Da wäre es arg scheinheilig von mir, wenn ich jetzt nur auf die Interessen des DFB achten würde."
Indes laufen in den Köpfen der BVB-Bosse bereits andere Gedankenspiele ab. Laut "Ruhr Nachrichten" denkt der BVB konkret über eine vorzeitige Rückkehr von Sebastien Haller (aktuell an Utrecht verliehen) und Youssoufa Moukoko (OGC Nizza) nach. Beide Leihverträge laufen noch bis 30. Juni, die Klub-WM hingegen startet am 15. Juni.
Haller und Moukoko wären nicht die einzigen Altbekannten, die vielleicht schneller als gedacht zu den Schwarzgelben zurückkehren. In den vergangenen Wochen wurden Stimmen laut, die mit der Idee, Mats Hummels für die Klub-WM zu verpflichten, liebäugelten. Dieser gab kürzlich bekannt, dass er seine Karriere beendet.
Beim BVB scheint die Idee nicht abwegig zu sein. Sportdirektor Sebastian Kehl wich der Frage zwar aus, zeigte aber zwischen den Zeilen zumindest Sympathie: "Jeder weiß, wie sehr wir Mats schätzen. Ich weiß, was er kann."
Noch überraschender als die Personalie Mats Hummels ist allerdings Marco Reus. Nicht als Spieler – das Kapitel ist abgeschlossen, zumindest im Westfalenstadion. Aber als Symbol, als Botschafter, als Identifikationsfigur. Geschäftsführer Carsten Cramer hat gegenüber den "Ruhr Nachrichten" bestätigt, dass man Reus für die Reise in die USA "mit ins Boot holen" wolle.
Der ehemalige Kapitän spielt derzeit in der MLS bei LA Galaxy und soll wie Roman Weidenfeller oder Jörg Heinrich als Markenbotschafter fungieren.
