DFB-Legende Toni Kroos verrät kuriose Interview-Taktik
Unvergessen ist Toni Kroos für seine Aussagen nach dem Finale der Champions League 2022. Damals gewann der mittlerweile 35-Jährige mit Real Madrid das Endspiel 1:0 gegen Liverpool und geigte ZDF-Reporter Nils Kaben im Anschluss die Meinung zu dessen "Scheiß-Fragen" – wie es Kroos zumindest empfand.
Nun spricht Kroos in der neuesten Folge seines Podcasts "Einfach mal Luppen", den er gemeinsam mit seinem Bruder Felix veröffentlicht, darüber, wie er grundsätzlich die Interviews und die Kommunikation im Fußball sieht. Er äußert sich außerdem darüber, wie er es während seiner Karriere handhabte.
Zunächst sei es ihm, so Kroos, wichtig, "zwischen intern und extern" zu unterscheiden. "Intern sollte schon dieses 'Ehrlichkeit währt am längsten' gelten." Er fügt an, dass die Teammitglieder in der Lage sein sollten, sich ehrlich die Meinung zu sagen. "Wenn da keiner mehr ehrlich ist, wird es schwer, weil hinter dem Rücken sind immer alle ehrlich."
Toni Kroos: Ehrliche Interviews immer Frage der Persönlichkeit
Es sei wichtig, dass man sich die Meinung sagen könne "und es dann weitergeht und man nicht erstmal vier Wochen in jedem Training und Spiel sauer ist, weil einer mal ehrlich war". Heutzutage sei das allerdings schwer, weil einige Spieler zu empfindlich seien.
Toni Kroos fängt danach an, über die externe Kommunikation zu sprechen. Für den sechsmaligen Champions-League-Sieger sei das besonders eine Frage der Persönlichkeit: "Ist man als Persönlichkeit stark genug, mit den Konsequenzen und dem Echo der Presse zu leben? Denn wenn du sagst, was du denkst, gibt es ein Echo."
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Für Kroos steht hier die zentrale Frage im Raum, ob dieses Echo etwas mit der eigenen Persönlichkeit macht. Kritik sieht er dabei aber nicht nur bei den Spielern:
Im Nachhinein geht er auf sein eigenes Verhalten während der aktiven Karriere ein: "Ich selbst habe versucht, so ehrlich wie möglich zu sein. Aber ich war auch nicht immer ehrlich, weil man auch schlau genug sein muss, welche Message man senden will." Möchte man gerade keine Botschaft senden, müsse die 0815-Antwort ausreichen.
Toni Kroos erklärt Gründe für langweilige Interviews
Und auch dafür gebe es Gründe. Oft brauche man nach einer Kritik eines Mitspielers den medialen Zirkus nicht, der sich im Anschluss über drei Tage zieht. Trotzdem habe Kroos versucht, zu sagen, was er gedacht hat "und trotzdem hast du in vielen Situationen geschaut, wie du es formulierst, damit nicht jedes Mal etwas Großes daraus gemacht wird".
Außerdem sei es wichtig, nicht nach jedem Spiel einen anderen Spieler in die Pfanne zu hauen. "Das macht auch etwas mit dem Team, wenn da einer ist, der jedes Mal die Mitspieler oder den Trainer kritisiert."
Mainz-Profi Kohr: Kroos-Brüder widersprechen Weltmeister
In der aktuellen Folge reden die beiden Kroos-Brüder aber nicht nur über Interviews und Kommunikation innerhalb einer Fußballmannschaft. Sie besprechen auch den Platzverweis von Dominik Kohr am vergangenen Bundesliga-Spieltag.
Der Profi von Mainz 05 war hart in einen Zweikampf mit Hoffenheims Max Moerstedt gegangen. Nachdem sich der Video-Schiedsrichter eingeschaltet hatte, sah Kohr die Rote Karte: der neunte Platzverweis seiner Karriere. Er hat damit einen alleinigen Rekord aufgestellt, ist nun der Spieler, der in der Bundesliga am häufigsten nach einem Platzverweis frühzeitig duschen gehen musste.
Mittlerweile ist die Strafe klar. Kohr wird den Rheinhessen drei Spiele fehlen und muss 15.000 Euro Strafe zahlen. Für die Kroos-Brüder ist das ausreichend. Besonders Felix betont: "Naja, ich denke, das reicht erstmal aus als Strafe. Man muss auch nicht übertreiben. Natürlich muss er auch irgendwann mal dazulernen. Mit neun Platzverweisen schadet er am Ende ja auch nur sich selbst und der Mannschaft."
Bei diesem Thema ist den beiden jedoch besonders die Äußerung einer deutschen Fußball-Legende negativ aufgefallen. Olaf Thon hatte in seiner "Kicker"-Kolumne eine Sperre von zwölf Spielen gefordert. "Ich finde, es ist an der Zeit, ein Exempel zu statuieren", hatte der Weltmeister von 1990 forsch geschrieben. Eine Aussage, die Toni Kroos zum Lachen bringt.
Flapsig meint er, dass Thon wohl auch nicht weit weg wäre von der Anzahl der Platzverweise. Tatsächlich wurde Thon in seiner Karriere insgesamt nur zweimal von Schiedsrichtern frühzeitig vom Feld geschickt. Dennoch kann sich Kroos eine weitere Spitze nicht verkneifen: "Olaf Thon müssen wir jetzt wirklich nicht zum Strafmaß fragen. Zumindest so lange nicht, bis er im Schiedsgericht sitzt."
