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FC Bayern zeigt im Trauerfall um Sven Ulreich verloren geglaubte Klasse

Sven Ulreich 26 FC Bayern Muenchen, Abschlusstraining vor dem UEFA Champions League-Spiel gegen Celtic Glasgow, Saison 2024/2025 an der Saebener Strasse. 11.02.2025 DFB regulations prohibit any use of ...
Sven Ulreich trauert um seinen verstorbenen Sohn Len.Bild: IMAGO images / kolbert-press
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Der FC Bayern hat bei Sven Ulreich verloren geglaubte Klasse bewiesen

Dass der FC Bayern eine Familie sei, wurde in den vergangenen Jahrzehnten übermäßig oft betont. Gelebt wurde es aber immer weniger. Im Trauerfall um Sven Ulreichs Sohn zeigt der Verein: Er besitzt doch noch Klasse.
01.08.2025, 16:4201.08.2025, 16:42
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Sven Ulreich und seine Frau Lisa haben sich am Freitag mit einer traurigen Nachricht an die Öffentlichkeit gewandt: Ihr gemeinsamer Sohn Len ist "vor wenigen Wochen nach langer, schwerer Krankheit verstorben", schreiben sie auf Instagram.

"Die Entscheidung, dies nun öffentlich zu machen, fällt uns unendlich schwer – ist jedoch für uns als Familie ein wichtiger Schritt, um in unserem Umfeld und auch in der Öffentlichkeit Klarheit zu schaffen", heißt es weiter.

Warum das Paar öffentlich Klarheit schaffen sollte? Sven Ulreich hat seinen Vertrag beim FC Bayern erst kürzlich bis 2026 verlängert, steht selbst als zweiter oder dritter Torhüter des Rekordmeisters im medialen Fokus.

FC Bayern kommunizierte bei Sven Ulreich einheitlich und klar

In der Vorsaison hatte es bereits Fragen gegeben, als er wiederholt im Münchener Kader gefehlt hatte. Die Bayern hätten ihn bestens gebrauchen können, denn mit Manuel Neuer fiel die etatmäßige Nummer Eins zeitweise verletzt aus.

Ulreich fehle aus "privaten Gründen", teilte der FCB damals mit. "Wir können dazu im Moment nicht mehr sagen", erklärte Trainer Vincent Kompany. Pressesprecher Dieter Nickles äußerte sich ähnlich. Ulreich stehe Bayern "aus persönlichen Gründen bis auf Weiteres" nicht zur Verfügung. Zugleich bat er darum, Ulreichs Privatsphäre zu respektieren.

Es war eine ungewohnt einheitliche Kommunikation des Vereins, bei dem jeder Versuch auf eine gemeinsame Linie für gewöhnlich von Marktschreier Uli Hoeneß torpediert wird. Diesmal aber hielt sich sogar der Bayern-Patron zurück.

Das Thema wurde somit geschickt aus der Öffentlichkeit herausgehalten. Ulreich und seine Frau mussten keine zusätzliche Kraft darauf verwenden, auf leidige Spekulationen einzugehen. Die Bayern hatten solchen keinen Nährboden gegeben.

FC Bayern zeigt sich nach zahllosen Fehltritten als familiärer Klub

"Ein besonderer Dank gilt unseren Familien, Freunden und dem FC Bayern München für die Diskretion und große Unterstützung in den vergangenen Monaten – das bedeutet uns sehr viel", schreiben Lisa und Sven Ulreich.

Der FC Bayern stellt sich seit jeher gerne als familiärer Verein dar. In diesem herzzerreißenden Fall haben die Münchener nach langer Zeit mal wieder Klasse bewiesen, indem sie Ulreichs Familie geschützt und damit unterstützt haben.

Oft genug schien die Familie bei den Bayern in der jüngeren Vergangenheit ansonsten nur noch eine leere Worthülse zu sein. Ein schöner Klang, um in Gesprächen mit Neuzugängen Eigenwerbung zu betreiben oder Fans eine Mitgliedschaft zu verkaufen.

So wurden Julian Nagelsmann und Oliver Kahn hinterrücks abgesägt, Thomas Tuchel musste sich öffentliche Kritik von FCB-Patron Hoeneß anhören. Um Thomas Müller gab es in diesem Jahr eine regelrechte Shitshow. Max Eberl ordnete eine Vertragsverlängerung zunächst als Formalie ein, bis Hoeneß auf den Plan trat und der Vereinslegende das Karriereende nahelag. Nun wechselt er in die MLS, denn er will ja weiterspielen.

Und auch mit den Fans gibt es immer wieder Themen, die wenig familiär anmuten: das Kokettieren mit einer Rückkehr von Jérôme Boateng und der Umgang damit, der einstige Sponsoringvertrag mit Qatar Airways oder auch Diskussionen über die Farbwahl bei den Trikots.

Nun lässt sich argumentieren: Mit Familie ist es wie mit Nachbarn – die kann man sich nicht aussuchen. Da gehören gewisse Reibereien dazu. Entscheidend ist aber der Umgang. Familiär heißt, derartige Auseinandersetzungen dann auch intern, nicht in aller Öffentlichkeit auszutragen.

Das mag für Außenstehende unterhaltsam sein und zahlreichen Medien – auch uns – immer wieder Geschichten liefern, schadet auf Sicht aber dem vereinsinternen Klima.

Umso schöner ist es eben, dass die Bayern im Falle Ulreichs gänzlich anders gehandelt haben: Sie haben Klasse bewiesen, als es nötig war.

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