
Das Gesicht dieses Transfersommers: Nick Woltemade.Bild: IMAGO images / Pressefoto Baumann
Meinung
Seit gut zwei Monaten wird über die Zukunft von Nick Woltemade diskutiert. Deniz Undav meint: Lasst den Jungen in Ruhe. Er verkennt jedoch die Rolle, die sein Kollege dabei selbst spielt.
27.08.2025, 18:3627.08.2025, 18:36
Über kaum einen Fußballer wurde in diesem Transfersommer so viel geschrieben, gesprochen, gestritten und zeitweise auch gejubelt wie Nick Woltemade. Der Nationalstürmer begeisterte bei der U21-EM zunächst im DFB-Dress, ehe er plötzlich das inoffizielle Transferziel Nummer eins des FC Bayern wurde.
Noch im Juni sollen sich die Münchener mit dem Shootingstar über einen Wechsel verständigt haben, eine Einigung mit dem VfB Stuttgart kam in den folgenden neun Wochen aber nicht zustande. Fans konnten die vergeblichen Anläufe der Bayern im Ländle nahezu minütlich verfolgen, Berichte rund um die Transfersaga fanden sich wie Grashalme auf dem Fußballplatz.
Im Gespräch waren zwischenzeitlich bis zu 100 Millionen Euro an Ablösesumme, später 75 Millionen Euro. Die Bayern wiederum boten ein Gesamtpaket von etwas mehr als 60 Millionen Euro. "Alle wissen Bescheid, dass das Thema für diesen Sommer vom Tisch ist", beendete Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth rund um den Supercup schließlich jegliche Spekulationen.
Deniz Undav verteidigt Nick Woltemade
Bis dahin hatten sich nicht nur Vereinsobere, sondern auch die Experten der Nation im Tagesrhythmus geäußert. Da ging es schließlich um den FC Bayern, den größten Klub des Landes. Es ging um eine Mega-Summe. Und es ging um die große deutsche Sturmhoffnung, die in den vergangenen Wochen wie kaum ein zweiter Profi gehypt wurde.
In Summe war all das zu viel, wie Deniz Undav in einem Gespräch mit der "Sport Bild" nun mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht hat. "Über Nick hat sich jeder Hans und Franz geäußert, es wurden Podcasts gemacht von Leuten, die du noch nie vorher gesehen hast. Experten haben sich geäußert, jeden Tag", beklagte der Sturmkollege.

Kollegen und Kumpels: Deniz Undav (l.) und Nick Woltemade (r.).Bild: dpa / Jan Woitas
Woltemade habe dies "beschäftigt, da brauche ich keinen Mist erzählen". Der Stuttgarter habe weniger gelacht und sei stärker in sich gekehrt gewesen. "Wenn das Thema nicht so groß gemacht worden wäre, dann wäre es für Nick gar nicht so schlimm gewesen", sagte Undav.
Er schob dabei einen klaren Appell nach: "Lasst den Jungen doch einfach in Ruhe, irgendwann reicht es doch."
Auf den ersten Blick ist es nachvollziehbar, dass Undav seinen Mannschaftskollegen derart vehement in Schutz nehmen möchte. Woltemade soll nach dem öffentlichen Hin und Her in Stuttgart wieder sportlich in den Fokus rücken, seine enorme Bedeutung für den VfB ist unbestritten.
Nick Woltemade hat den Ärger selbst mit eingeleitet
Beim spektakulären DFB-Pokal-Spiel gegen Eintracht Braunschweig rettete er die Schwaben mit seinem späten Treffer zum 3:3 in die Verlängerung. Wenige Tage zuvor verhinderte lediglich eine knappe Abseitsstellung, dass er auch beim Bundesliga-Start gegen Union zum gefeierten Mann wurde.
In den Worten von Undav schwingt aber auch ein Hauch von blinder Liebe mit. Denn der Angreifer unterschlägt in seinem Plädoyer für Woltemade gänzlich dessen Rolle in dem ganzen Drama. Und die ist nicht zu verachten.
So hätte die ganze Thematik womöglich nie jene Dynamik entwickelt, wenn sich im ersten Schritt tatsächlich der FC Bayern und der VfB Stuttgart an einen gemeinsamen Tisch gesetzt hätten. Oder zumindest zu einem Zeitpunkt, da der Rekordmeister mit Woltemade noch keine grundsätzliche Einigung über einen Wechsel erzielt hat.
Nun liegt es zwar nicht primär in der Verantwortung des 23-Jährigen, dass die Münchener sich bei einem Transfer an die geltenden Gepflogenheiten und Gesetzmäßigkeiten halten. Ihm muss aber auch bewusst sein, welchen Einfluss er auf die nachfolgende Entwicklung nimmt, wenn seine Einwilligung in einen Transfer als Druckmittel eingebracht wird.
Nick Woltemades Berater kritisiert VfB-Führung
Noch schwerer als die frühe Einigung mit den Bayern wiegen die öffentlichen Aussagen von Woltemades Berater Danny Bachmann. Der goss im mehrfachen Sinne Öl ins Feuer: Er bestätigte nicht nur Angebote und plauderte konkrete Zahlen aus, sondern ging zugleich auch die Stuttgarter Führung an. Und das nicht nur einmal. Ganz bewusst wählte er sogar die größtmögliche Bühne: die Deutsche Presse-Agentur.
Bachmann handelte dabei als persönlicher Vertreter von Woltemade. Hätte der VfB-Profi nicht gewollt, dass sich sein Berater derart äußert, hätte er nach den ersten öffentlichen Aussagen Konsequenzen ziehen müssen. Beide aber arbeiten weiterhin zusammen. Und Bachmann durfte öffentlich nachlegen.
Woltemade in der Transferposse als Opfer der Mechanismen der Medienlandschaft darzustellen, ist also schlichtweg falsch. Der DFB-Profi trägt mit seinem Verhalten eine Mitschuld am Ärger um seine Person.
Gleichwohl dürfte es ein kleiner Vorgeschmack darauf gewesen sein, wie das Leben als Bayern-Profi sein kann. In München ist die mediale Aufmerksamkeit nun einmal besonders hoch. Dort schauen neben Fans sowie Trainer auch Uli Hoeneß, Didi Hamann und Co. genauestens hin. Und halten mit ihrer Meinung dann auch nicht hinter dem Berg.
Vorerst kann Woltemade all das aber egal sein. "Jetzt ist das Ding vorbei, alles geklärt", weiß Undav. "Nach diesem Entschluss wirkt er für mich – nach außen – wieder lockerer." Das ist gut für Woltemade selbst, für den VfB, natürlich auch für das DFB-Team. Und perspektivisch vielleicht auch für die Bayern.
In seinem Podcast "Einfach mal Luppen" spricht Toni Kroos über einige Sommer-Wechsel und wundert sich über die Transferpolitik des FC Bayern.
Es wird analysiert, sich geneckt und ein wenig rumgemännert: Der Podcast "Einfach mal Luppen" von Toni und Felix Kroos ist aus der Sommerpause zurück. "Mit dem obligatorischen 2,5 Kilo Sommerspeck auf den Rippen", wie es in den Shownotes heißt, greifen die Brüder erneut zum Mikrofon.