
Wer stand bei diesem Finale eigentlich im Mittelpunkt?Bild: IMAGO images / Eibner
Meinung
Die Klub-WM 2025 ist in den Büchern. Der FC Chelsea hat sich am Sonntagabend in New Jersey zum Klubweltmeister gekürt. Es bleibt ein fader Nachgeschmack.
14.07.2025, 16:1814.07.2025, 16:18
Nein, zu den absoluten Topfavoriten gehörte der FC Chelsea vor dem Beginn der Klub-WM nicht. Datenspezialist Opta sprach fünf Mannschaften eine höhere Titelchance zu, darunter Finalgegner PSG oder auch dem FC Bayern. Ähnlich sahen es diverse Wettanbieter.
Die Blues haben zwar einen großen Namen und zwei Henkelpötte im Briefkopf, zuletzt hingen sie den Erfolgen der Vergangenheit aber etwas hinterher. Nicht grundlos kickten die Londoner nur in der Conference League, die sie am Ende aber immerhin gewannen.
Von einer "großen Überraschung" schrieb "The Athletic" daher nach dem Finale vom Sonntag, im französischen "Le Figaro" ist von einem "unerwartetem Verlauf" die Rede und laut der italienischen "Gazzetta dello Sport" habe sich Chelsea "allen Widrigkeiten zum Trotz" gegen PSG durchgesetzt.
Underdog Chelsea? PSG hat gegen eine Milliardentruppe verloren
An der Stelle ist dringend eine Einordnung notwendig. Denn dieses Narrativ zieht sich nicht nur durch Spielberichte, sondern auch durch Einschätzungen von Fans. Ja, PSG war als Champions-League-Sieger und beste Mannschaft Europas Favorit. Ja, Chelsea durchlebt derzeit eine eher schwächere Phase, wenn man die vergangenen 20 Jahre als Maßstab nimmt.
Aber – und das ist wirklich ein dickes Aber: Das war kein Duell David gegen Goliath. Chelsea ist nicht der krasse Außenseiter, zu dem dieser Klub rund um das Finale stilisiert wurde. Das zeigt allein ein Blick auf die Zahlen.
Seit dem Champions-League-Triumph 2021 haben die Blues laut "Transfermarkt.de" insgesamt 1,74 Milliarden (!) Euro für neue Spieler ausgegeben. Kein anderer Verein knackt in derselben Zeit überhaupt die Milliardenmarke.
Dass ausgerechnet der in der Anschaffung so teure Kader des FC Chelsea nun die Klub-WM (laut Kritiker:innen ein Turnier, das nur aus Geldzwecken so aufgebläht wurde) gewinnt, entbehrt einer gewissen Ironie nicht.
Es ist aber nicht der einzige Aspekt, der im Zusammenspiel zwischen Kritik an dem Turnier und den Eigenheiten der Blues ins Auge springt. Denn da wäre auch noch eine Falle, in die Trainer Enzo Maresca gewissermaßen selbst getappt ist.
Maresca beklagt sich trotz riesigen Kaders über zu viele Spiele
"Wir hatten 63 Spiele", verwies der Coach vor dem Halbfinale gegen Fluminense auf die enorme Belastung. "Die europäischen Teams sind bei diesem Wettbewerb in anderer Verfassung angekommen als die brasilianischen oder südamerikanischen Teams – wegen der Menge der Spiele, die wir gespielt haben."

Enzo Maresca trainiert den FC Chelsea seit dem Sommer 2024.Bild: FR170982 AP / Chris Szagola
Grundsätzlich ist das ein valider Punkt, der ihm aber doppelt auf die Füße fiel. Ein brasilianischer Journalist entgegnete nämlich trocken, dass Fluminense im selben Zeitraum 70 Spiele absolviert habe.
Noch entscheidender aber ist: Chelsea besitzt durch die offensive Transferstrategie wohl den größten Kader Europas. Maresca kostet dies voll aus, gerade in der Conference League hat er konsequent auf ein zweites Team gesetzt. Unfassbare 42 Spieler berief er so in die Spieltagskader.
Das heißt nicht, dass Cole Palmer, Enzo Fernández oder Moisés Caicedo keine lange Saison gehabt hätten, die Stars hatten aber deutlich mehr Ruhepausen, als es die von Maresca genannten 63 Spiele suggerieren. Und als es bei den Profis anderer Topteams der Fall war.
Frische Beine holte sich Chelsea rund um die Klub-WM übrigens auch noch in Form zweier millionenschwerer Stürmer ins Team. Liam Delap kam kurz vor Turnierbeginn für 35 Millionen Euro von Ipswich Town, João Pedro stieß zum Viertelfinale für 64 Millionen Euro von Brighton zur Mannschaft. Beide haben in der abgelaufenen Saison nicht im Europapokal gespielt.
Diese Frische – in den Beinen und im Kopf – war es dann womöglich auch, die im Finale gegen PSG den Ausschlag für Chelsea gegeben hat. Das ist also schon etwas mehr als Ironie: Marescas Aussage mutet vor dem Hintergrund eher spöttisch gegenüber der Konkurrenz an.
Nicht frei von Ironie ist auch der Umgang der Fifa mit Politik bei der Klub-WM. Am liebsten schiebt Präsident Gianni Infantino politische Themen weg von sich, an der Seite von Machthabern zeigt er sich aber doch gerne. Das erzeugte bereits bei der WM in Katar ein schwieriges Spannungsfeld.
Palmer irritiert: Trump drängt sich in den Vordergrund
In den USA war es nun nicht anders. Wohl wegen Donald Trump verzichtete die Fifa auf eine Anti-Rassismus-Kampagne, Juventus-Profis wurden während der Gruppenphase gegen ihren Willen ins Weiße Haus geschickt. Und rund um das Endspiel biederte sich der Weltverband erneut an den US-Präsidenten an.
Vor dem Anpfiff lief die US-Hymne, Trump nahm neben Infantino Platz und während der Siegerehrung wurde der US-Präsident auf dem Podium plötzlich zum Hauptdarsteller. Er mischte sich zwischen die Chelsea-Profis, hatte jede einzelne Trophäe in der Hand und wollte überhaupt nicht mehr von der Bühne runter.
"Ich wusste schon, dass er da sein würde, aber ich wusste nicht, dass er auch auf dem Podium sein würde, wenn wir die Trophäe hochhalten würden. Also war ich ein wenig verwirrt", äußerte sich Finalheld Palmer anschließend noch vorsichtig.
Denn eigentlich ist es nichts anderes als eine schamlose Dreistigkeit, die sich Trump da breit grinsend erlaubt hat. So umstritten der Wettbewerb auch ist: Die Zeremonie, wenn der Pokal in die Höhe gestemmt wird, ist ein Moment, der allein dem siegreichen Team gehört. Trotz all der Kameras beherbergt er eine gewisse Intimität.
Etwas, das ein angeblich so traditionsbewusster Mann wie Trump auf dem Schirm haben müsste.
Doch es passt zu dem faden Beigeschmack, der vom Finale, von der ganzen Klub-WM im neuen Stile bleibt. Zugleich dürfte gerade letzteres ein unschönes Foreshadowing sein: Wenn in 333 Tagen in Los Angeles das erste WM-Spiel auf US-Boden stattfindet, wird auch dieses im Zeichen von Trump stehen.
Auch das zweite Gruppenspiel gegen Dänemark gewinnen die DFB-Frauen bei dieser EM. Damit gelang dem Team von Trainer Christian Wück ein großer Schritt in Richtung Viertelfinale, die Offensive stockt jedoch weiterhin.
Im zweiten Gruppenspiel in Basel haben die DFB-Frauen gegen gut verteidigende Däninnen eine Halbzeit lang große Probleme, können sich jedoch im zweiten Durchgang steigern und letztlich verdient mit 2:1 gewinnen.