Sport
Meinung

BVB: Die Entlassung von Nuri Şahin wirft eine große Frage auf

Uefa Champions League 2024-2025 Bologna FC vs Borussia Dortmund Nuri Sahin head coach of Borussia Dortmund during the Italian Serie A soccer match Bologna FC vs Borussia Dortmund at Renato dall Ara St ...
Nuri Şahin stand am Dienstagabend zum letzten Mal als BVB-Cheftrainer an der Seitenlinie.Bild: IMAGO images / SOPA Images
Meinung

BVB: Die Entlassung von Nuri Şahin wirft eine große Frage auf

22.01.2025, 10:3122.01.2025, 10:51
Mehr «Sport»

Es lief nicht wirklich gut und doch sah es am Dienstagabend lange Zeit nach einem Befreiungsschlag für den BVB aus. Nach drei Pleiten in Folge zum Jahresauftakt führten die Dortmunder in Bologna mit 1:0, dann aber folgten verhängnisvolle anderthalb Minuten. Dortmunds Defensive patzte doppelt, die Italiener drehten die Partie und brachten den 2:1-Vorsprung über die Zeit.

Viertes Spiel, vierte Niederlage im Jahr 2025 – die schwarz-gelbe Krise hält an. Das Spiel, im Vorlauf medial als Endspiel für Trainer Nuri Şahin bezeichnet, sollte sich damit genau als solches entpuppen. Denn am Mittwochmorgen zog der Verein die Reißleine, der Coach musste gehen.

BVB: Entlassung von Nuri Şahin kommt nicht überraschend

"Nach vier Niederlagen in Serie, bedingt durch lediglich einen Sieg aus den vergangenen neun Spielen und als aktueller Tabellenzehnter der Bundesliga haben wir leider den Glauben daran verloren, in der gegenwärtigen Konstellation noch unsere sportlichen Ziele erreichen zu können. Diese Entscheidung tut mir auch persönlich weh, aber sie war nach dem Spiel in Bologna nicht mehr vermeidbar", lässt sich Lars Ricken in der Vereinsmitteilung zitieren.

Auch Şahin selbst kommt in dem Statement zu Wort: "Leider haben wir es nicht geschafft, den sportlichen Ambitionen von Borussia Dortmund in dieser Saison zum jetzigen Zeitpunkt gerecht zu werden. Ich wünsche diesem besonderen Verein alles Gute."

Die Trennung per se ist freilich keine Überraschung, zu dürftig waren sowohl die Leistungen als auch die Ergebnisse der vergangenen Tage. Schon vor dem Jahreswechsel blieben die Borussen zu oft hinter den Erwartungen zurück. Şahin, der vor seiner Anstellung beim BVB erste Trainererfahrungen in der Türkei gesammelt hatte, genoss in den ersten Monaten noch einen gewissen Welpenschutz.

BVB: Ablauf der Trennung von Nuri Şahin wirft Fragen auf

Das war verständlich, nach Edin Terzić sollte eine fußballerische Veränderung her, die nicht von heute auf morgen gelingen konnte. Gelungen ist davon aber zu wenig, weshalb den BVB-Bossen wohl keine andere Wahl blieb, als sich vom zu unerfahrenen Şahin wieder zu trennen.

So nachvollziehbar dieser Schritt nun auch ist, der Ablauf der Trennung wirft Fragen auf. Denn obwohl allen Beteiligten die Lage klar war, entschied sich mit Ricken Dortmunds Geschäftsführer Sport unmittelbar nach der Niederlage noch in Bologna für einen Schlingerkurs.

"Ich habe ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu Nuri. Er bekommt meine Rückendeckung", sagte er am Mikrofon von Prime Video einerseits, betonte dann aber auch, dass seine Forderung nach Ergebnissen Bestand habe.

"Ich werde jetzt nicht aus der Emotion und aus der Hüfte geschossen eine Entscheidung mitteilen", vermied Ricken schließlich ein klares Bekenntnis und kündigte an: "Wir werden uns morgen in Ruhe zusammensetzen. Wir werden besprechen, was das Beste für Borussia Dortmund ist."

BVB verabschiedete Şahin wohl noch in der Nacht

Von Matthias Sammer, Berater des BVB-Managements und bei dem Spiel als Prime-Experte im Einsatz, gab es verbalen Beifall für diesen analytischen Ansatz des Dortmunder Geschäftsführers. Es sei richtig, jetzt nichts zu überstürzen, sich nicht von äußeren Einflüssen treiben zu lassen und in Ruhe zu entscheiden. Nur: Der BVB hat gar nicht abgewartet.

"Bild", Sky und "Kicker" berichteten bereits am Mittwochmorgen übereinstimmend von der Entlassung. Die Entscheidung sei noch in der Nacht in Bologna gefallen und vor der Mannschaft verkündet worden. Allzu lange nach Abpfiff und damit nach Rickens Interview kann es also nicht gewesen sein.

Nun kann die sportliche Führung ihre Analyse natürlich auch schon vor der Partie in Bologna durchgeführt haben, dann sollte die weitere Zusammenarbeit aber eigentlich nicht mehr von einem Ergebnis abhängig sein.

Rickens Aussagen entzieht dies rückwirkend die Glaubwürdigkeit. Die BVB-Bosse geben damit ein ebenso schlechtes Bild ab wie die Profis zuletzt auf dem Feld.

Und etwas Zeit hat sich der Traditionsklub damit auch erst einmal nicht erkauft. Denn aus der Vereinsmitteilung geht weder hervor, wie es mit Şahins Assistenztrainern weitergeht, noch wer auf ihn folgen könnte. Knapp anderthalb Stunden nach der Trennung verkündete der BVB lediglich, dass U19-Trainer Mike Tullberg am Samstag gegen Werder Bremen auf der Bank sitzen wird. Er dürfte wohl kaum eine langfristige Lösung sein.

Lena Oberdorf blickt sorgenvoll auf Entwicklung im Frauen-Fußball

Als Lena Oberdorf im vergangenen Sommer vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München wechselte, war die Aufregung groß. Deutschlands womöglich beste Fußballerin wechselte für die nationale Rekordablöse von 450.000 Euro nach München.

Zur Story