Ein altes Sprichwort sagt: "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist." Und wie viel schöner kann es für Tom Brady noch werden? Mit 43 Jahren gewinnt er seinen siebten Super Bowl und verbessert seinen eigenen Rekord. Allein Brady hat den Super Bowl nun öfter gewonnen als jedes Team in der NFL. Und für ihn dürfte es noch viel wichtiger sein, dass er es seinen ganzen Kritikern bewiesen hat.
Seine vorherigen sechs Titel holte Brady gemeinsam mit Trainerlegende Bill Belichick bei den New England Patriots. Dabei profitierten sie auch öfter mal von der großzügigen Regelauslegung der Schiedsrichter zugunsten ihres Teams. Doch dass es Brady auch außerhalb von New England schaffen könnte, und das im hohen Sportleralter von 43 Jahren, wurde ihm wahrlich nicht mehr zugetraut.
Tampa, die Hafenstadt an der Golfküste Floridas, wäre für ihn der ideale Karriereausklang gewesen. Einen gut bezahlten Ein-Jahres-Vertrag unterschreiben, die Sonne genießen und noch ein bisschen für eine Mannschaft spielen, die sich freut, wenn am Ende der Saison die Zahl der Niederlagen nicht bedeutend höher ist als die Zahl der Siege. Er muss nicht mehr irgendwelchen Meisterschaften nachjagen und könnte stattdessen Zeit mit seinen Kindern verbringen. Die Erfolge und Rekorde sprechen eine eindeutige Sprache und nicht umsonst wird er als GOAT (Greatest of all time/Größter Spieler aller Zeiten) bezeichnet. Doch das ist nicht Bradys Art.
Nun hat er auch mit den Bucs den größtmöglichen Titel im Super Bowl gewonnen. Zwar hat er eine Vielzahl an Stars um sich versammelt, doch Spieler wie Antonio Brown und Leonard Fournette galten eher als schwierige Charaktere und sorgten bei ihren vorherigen Teams für eine Menge Ärger. Mit Rob Gronkowski holte er zudem einen alten Kumpel aus New-England-Zeiten zurück aus Ruhestand. Alle drei waren im Finale gegen Kansas in der Offensive Schlüsselspieler. Und trotz aller schwierigen Umstände schaffte es Brady sogar, eine gewisse Vaterrolle im Team einzunehmen und die Mannschaft unter dem großen Ziel "Super-Bowl-Sieg" zu vereinen.
Auch mit über 43 Jahren scheint er noch nicht genug zu haben. "Wir kommen zurück", schickte er bei der Übergabe der Meistertrophäe direkt eine Kampfansage an die Konkurrenz. Denn er kündigte bereits vergangene Woche an, dass er sich vorstellen kann, auch mit 45 Jahren noch zu spielen.
Doch ist das überhaupt sinnvoll? Klar, Brady konnte mit dem Druck im Super Bowl problemlos umgehen, traf oft die richtigen Entscheidungen und fand seine Receiver. Doch wie bereits im Halbfinale gegen die Green Bay Packers ist seine Wurfgenauigkeit manchmal erschreckend schwach.
Auch gegen die Chiefs kann er sich vor allem bei seiner Defense bedanken, die die mit Abstand beste Offense der Liga so in Schach hielt, dass sie lediglich drei Field Goals schossen und keinen Touchdown erzielten. So twitterte auch Basketball-Star LeBron James: "Die GANZE Abwehr sollte den MVP des Spiels bekommen!!!"
Die Saison startete für die Buccaneers holprig und endete wie im Märchen. Doch nicht jede Saison kann so sein – das muss Tom Brady mit seiner Erfahrung von über 20 Jahren in der Liga wohl am besten wissen. Also warum nicht am absoluten Höhepunkt aufhören und sich in den verdienten Ruhestand verabschieden.
Im Football ist es enorm wichtig, aber natürlich auch schwer, den richtigen Zeitpunkt für das Karriereende zu finden. Es gibt nicht die Möglichkeit wie im Fußball, einfach noch für ein, zwei Jahre in Katar oder China zu spielen und sich dort fürstlich bezahlen zu lassen.
Die NFL ist ein knallhartes Business. Entweder du bist gut genug oder nicht. Aktuell scheint Brady noch gut genug zu sein, doch niemand möchte sehen, wie er mitten in der Saison auf die Bank gesetzt wird und seine Karriere als Reservespieler beenden muss.
Viel mehr als eine Meisterschaft konnte er mit Bucs nicht gewinnen und es gibt doch wohl kein schöneres Karriereende als eine Titelfeier.