
NBA-Profi Moritz Wagner hat ein "mulmiges Gefühl", wenn er über das politische Klima in den USA spricht.Bild: IMAGO images / Goal Sports Images
NBA
Basketballer Moritz Wagner ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Doch wenn es um das politische Klima in den USA geht, wählt der NBA-Profi seine Worte mit Bedacht – aus Angst.
25.04.2025, 18:0025.04.2025, 18:00
Moritz Wagner redet gerne. Eigentlich. Der Basketballprofi, der bei den Orlando Magic in der NBA spielt, nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Nur wenn es um das politische Geschehen in den Vereinigten Staaten geht, wird er plötzlich vorsichtig. Zu groß ist die Angst, sagt er selbst in seinem Podcast "Kannst du so nicht sagen".
Zusammen mit Arne Greskowiak, dem Athletiktrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, spricht Wagner in der jüngsten Folge über ein Ritual vor jedem NBA-Spiel: Es geht um das Singen der amerikanischen Nationalhymne.
Dazu fällt Wagner etwas ein, eine Anekdote aus seiner College-Zeit an der University of Michigan. Er erinnert sich an etwas, was ihn bis heute prägt. Kurios mutet an, was damals auf dem Trainingsplatz stattfand: Im Mittelpunkt standen weder Spielzüge noch Dribblings, sondern die amerikanische Nationalhymne.
Moritz Wagner pflegt "komische Beziehung" zur US-Hymne
Sein Trainer habe ihm erklärt, wie er sich zu verhalten habe, wenn "Land of the Free" über die Lautsprecher ertönt. "Wie ein Militärmann mit Hand auf dem Herz", sagt Wagner, sollte er dann stehen. In seinem ersten Jahr habe er gemacht, was von ihm verlangt wurde. Doch im Folgejahr bat er um ein Gespräch. Er verstehe, dass es um Respekt gehe, betont der NBA-Profi – trotzdem habe er eine "komische Beziehung" zu der Nationalhymne.
"Natürlich ist die Flagge oder die Nationalhymne eine Repräsentation von dem Land", sagt er. Und stellt infrage, "wie toll" die USA derzeit repräsentiert werden. Moritz Wagner ringt mit den Worten. "Ich habe fast Angst, das frei zu sagen. Ich glaube, das beschreibt schon ziemlich viel."
Spätestens hier wird klar, über wen Wagner spricht: Donald Trump. Den Namen des US-Präsidenten nimmt er dabei bewusst nicht in den Mund. Aus Angst. Er habe ein "mulmiges Gefühl", seine Meinung zu äußern und fragt sich, ob er über die US-Regierung überhaupt sprechen könne.
Die Stimmung im Land beschreibt Wagner als "komisch". Er spricht von einer "gewissen Taubheit" und einem Gefühl, das er wie folgt nennt: "Wir kneifen die Augen zu für drei Jahre und hoffen, dass es vorübergeht." Eine Anspielung auf die Amtszeit von Trump.
Die Aussagen von Wagner zeigen, wie tief das Unbehagen reicht. Deshalb habe er auch Verständnis für jene, die bei der Nationalhymne "nicht leidenschaftlich" mitsingen.
Nach Hymnen-Boykott: Donald Trump beleidigt NFL-Spieler
Weitestgehend versucht Wagner eine politische Debatte in der Folge zu vermeiden. Denn auch er weiß: Wer sich gegen Trump äußert, könnte Gegenwind riskieren.
Im Jahr 2017 machte Donald Trump in einem Interview bei "Fox and Friends" unmissverständlich klar, was er von stillen Protesten während der Nationalhymne hielt: "Man muss stolz für die Nationalhymne aufstehen. Wer das nicht tut, sollte nicht spielen. Vielleicht sollte man dann gar nicht im Land sein."
Anlass seiner Worte war der Protest des Footballspielers Colin Kaepernick, der aus Solidarität mit Opfern von Polizeigewalt gegen Schwarze während der Hymne kniete. Trump verstand es, den Vorfall für sich zu nutzen. Er machte den knienden Sportler zur Zielscheibe seiner Anhänger:innen, beschimpfte ihn auf Wahlkampfveranstaltungen als "Hurensohn" und rief zum Boykott der NFL auf.
LeBron James, einer der prominentesten Basketballspieler des Landes, hielt dagegen – und warf Trump vor, den Sport zu missbrauchen, um die Nation weiter zu spalten.
Aus Sorge um Rückkehr: Fußballerin sagt Länderspiele ab
Donald Trump schürt derweil Ängste. Nicht nur bei Moritz Wagner, sondern auch bei Deyna Castellanos – einer Fußball-Nationalspielerin aus Venezuela, die kürzlich zwei Länderspiele absagte.
Die 25-Jährige, die für die Portland Thorns in der US-amerikanischen Profiliga spielt, lebt in den Vereinigten Staaten und fürchtete, nach einer Reise womöglich nicht wieder einreisen zu dürfen.
Hintergrund ihrer Sorge ist eine sogenannte "rote Liste" der Trump-Regierung, die Bürger:innen bestimmter Länder – darunter auch Venezuela – von der Einreise in die USA ausschließen soll.
"Die Ungewissheit, ob man zurückkommen kann, macht nicht nur mir, sondern den Spielerinnen der gesamten Liga große Angst", sagte Castellanos der Nachrichtenagentur AP.
Nach seinem Ausraster im spanischen Pokal-Finale werden für Antonio Rüdiger harte Strafen gefordert. Felix Kroos mahnt, in der Sache nicht überzureagieren und kritisiert die "Moralapostel".
Antonio Rüdigers Ausraster im spanischen Pokalfinale sorgt weiterhin für jede Menge Wirbel. Zwar hatte sich der deutsche Nationalspieler am Sonntagmorgen bereits entschuldigt, doch Konsequenzen wird sein Verhalten auf alle Fälle haben. In Spanien droht ihm eine Sperre von vier bis zwölf Spielen. Doch das geht einigen nicht weit genug.