Noch vor der offiziellen Eröffnung hat Olympia seinen ersten sportlichen Skandal. Ganze vier Stunden nach dem Anpfiff – nach einem vermeintlichen Schlusspfiff, einem Platzsturm und einem Wiederanpfiff für drei Minuten Spielzeit – herrschte endlich Klarheit: Marokko hat Argentinien zum Auftakt der Olympischen Spiele von Paris mit 2:1 besiegt.
"Was auf dem Spielfeld passiert ist, war ein Skandal", sagte Argentiniens Trainer Javier Mascherano nach der Partie in Saint-Étienne. "Eineinhalb Stunden lang haben sie einen Spielzug überprüft", wetterte der 40-Jährige über das Schiedsrichtergespann.
Was war passiert? Argentinien hatte in der 16. Minute der Nachspielzeit den vermeintlichen 2:2-Ausgleich erzielt. Weil marokkanische Fans aus Empörung über die lange Nachspielzeit das Spielfeld stürmten, konnte nicht weitergespielt werden. Lange herrschte Unklarheit, ob die Partie beendet oder nur unterbrochen worden war. Zudem wurde der Treffer zum 2:2 noch vom Videobeweis auf eine mögliche Abseitsposition hin überprüft.
Nach fast zwei Stunden kehrten die Mannschaften dann auf den Rasen zurück, Schiedsrichter Glenn Nyberg nahm das 2:2 nach Ansicht der Videobilder zurück und ließ die verbleibenden drei Minuten spielen. Mascherano kritisierte vor allem die lange Unterbrechung. "Ich habe keine Erklärung für die Spieler", schimpfte der Ex-Nationalspieler (147 Länderspiele).
Nach der Partie enthüllte Argentiniens Trainer zudem, dass sein Team Opfer eines Einbruchs geworden ist.
Dieser ereignete sich laut Javier Mascherano am Vortag der Partie im Mannschaftsquartier der Argentinier. "Gestern wurde bei uns eingebrochen und man hat uns ausgeraubt", sagte der Coach.
Jungstar Thiago Almada war demnach besonders betroffen von dem Diebstahl. "Dem fehlt eine Uhr, Ringe, alles. Und das während einer Trainingseinheit bei den Olympischen Spielen", sagte Mascherano.
Ob noch weitere Spieler betroffen sind und noch mehr Gegenstände entwendet wurden, sagte Mascherano nicht. "Sie verlangen von uns für alles einen Ausweis, aber dann passieren diese Dinge", echauffierte er sich über die Sicherheitsvorkehrungen bei Olympia.
Die Argentinier wollen den umstrittenen Ausgang der Partie nicht ohne weiteres hinnehmen. Der Präsident des argentinischen Fußballverbands, Claudio Tapia, schrieb bei X, dass bereits eine formelle Beschwerde bei der Fifa eingereicht wurde, "damit die entsprechenden regulatorischen Maßnahmen ergriffen werden können und eine Sanktion gegen wen oder was auch immer verhängt werden können".
Auch Weltstar Lionel Messi, der nach dem Sieg mit Argentinien bei der Copa América Mitte Juli auf eine Olympia-Teilnahme verzichtet hatte, äußerte sich auf Instagram zu den Vorfällen. Zu einem Emoji mit aufgerissenen Augen schrieb er kurz auf Spanisch: "Ungewöhnlich".
(mit Material der dpa und von AFP)