Den diesjährigen Sommer verbrachten viele Sportbegeisterte quasi durchgehend vor dem Bildschirm. Auf die Fußball-EM im eigenen Land folgten die Olympischen Spiele, zwischendurch standen immer wieder mehr oder weniger wichtige Pokalspiele im Fußball an. Noch ist aber weder der Sommer selbst noch die sportliche Höchstzeit vorüber, mit den Paralympics steht ein weiteres Großevent ins Haus.
Hier gibt es mit insgesamt 22 Sportarten etwas weniger Wettkampfkategorien als bei Olympia. Durch die Einteilung in verschiedene Klassen je nach Grad der körperlichen Einschränkung gibt es dafür trotzdem mehr Medaillen zu vergeben und der Zeitplan in Paris ist gut gefüllt. Aber was hat es mit diesen Kategorien eigentlich auf sich?
Zunächst ist wichtig zu wissen, dass die Klassen sich lediglich auf die Beeinträchtigung für die jeweilige Sportart und nicht auf den allgemeinen Grad oder die Art der Behinderung bezieht. Das bedeutet konkret, dass etwa beim Schwimmen eine Person mit einer Sehbehinderung auch gegen eine:n Athlet:in mit einer Lähmung antreten kann, solange sie damit die gleichen Startvoraussetzungen haben.
Der Paralympische Weltverband (IPC) hat insgesamt zehn Beeinträchtigungen festgelegt, von denen bei den teilnehmenden Athlet:innen mindestens eine festgestellt werden muss. Eine Beeinträchtigung des Gehörs zählt übrigens nicht dazu. Konkrete Kategorien sind unter anderem:
Die Sportler:innen müssen medizinische und psychologische Gutachten einreichen, zusätzlich werden sie bei einem offiziellen Wettkampf beobachtet, um dort die tatsächliche Beeinträchtigung zu überprüfen. Einspruch kann gegen die entsprechende Klassifizierung nur vonseiten des nationalen Verbands eingelegt werden.
Jede Sportart hat bei den Paralympics ihre eigene Klassifizierung. Das wird oft auch in den jeweiligen Buchstaben der Kategorie verdeutlicht. S steht etwa Schwimmen, PR steht für Para-Rudern, SH für Shooting.
Mitunter wird mit den Buchstaben allerdings auch schon die Art der Behinderung angegeben. Im Goalball steht das B für blind, die Zahl dahinter gibt den Grad der Sehfähigkeit an.
Hier und auch bei anderen Klassifizierungen gilt, dass eine niedrige Zahl für eine vergleichsweise starke Beeinträchtigung steht. Bei den Ziffern wird generell zwischen sitzenden (1-5) und stehenden (6-10) Athlet:innen unterschieden. Die Klassen werden in regelmäßigen Abständen aktualisiert, Sportler:innen müssen dann neu eingeteilt werden.
Genau hieran üben allerdings viele Expert:innen Kritik. Immer wieder kam es in der Vergangenheit vor, dass Athlet:innen nach einer Änderung der Leistungsklassen nicht mehr die Anforderungen erfüllten und so teils komplett ihre Starterlaubnis verloren.
Zudem wird etwa Sportler:innen aus China vorgeworfen, bei der Klassifizierung absichtlich schlecht zu performen, um in den internationalen Wettbewerben dann besser abzuschneiden.
Athlet:innen wollen daher subjektiver Strategien für die Bestimmung der Konkurrenzfähigkeit. "Mit einer wissenschaftlichen Basis, dass man Hirnströme misst, dass eben auch die Spastizität objektiviert gemessen wird", forderte etwa Marion Peters, Bundestrainerin im Para-Sport, im Deutschlandfunk.
Aktuell ist eine weitere Überarbeitung der Klassifizierung geplant. Diese soll bei den Paralympischen Spielen aber erst ab 2028 bei den Wettkämpfen in Los Angeles zum Tragen kommen.