32 Mannschaften spielen in 64 Spielen den Sieger aus. So ist das Prinzip der Weltmeisterschaft in Katar kurz zusammengefasst. Normalerweise schauen sich viele Fans so viele Partien wie möglich an – wegen des umstrittenen Gastgebers könnte das bei dieser Weltmeisterschaft jedoch anders sein.
Fifa-Präsident Gianni Infantino versucht als höchster Repräsentant des Fußball-Weltverbands in so vielen WM-Stadien wie möglich präsent zu sein. Mal guckt er das Eröffnungsspiel, dann zeigt er sich beim Spiel zwischen Kanada und Marokko auf den VIP-Plätzen oder guckt eine Partie des DFB-Teams.
Allerdings kann auch Gianni Infantino nicht alle Spiele sehen – zumindest in der Theorie.
Denn: Die letzten Spiele in jeder Gruppe finden zeitgleich statt, um Absprachen zwischen den Teams zu verhindern. Daher müsste sich Infantino eigentlich immer für eine Partie entscheiden.
Kurios: Während der letzten Spiele der Gruppe G wurde Infantino in den Fernsehübertragungen beider Partien gezeigt – obwohl sie zeitgleich um 20 Uhr deutscher Zeit anfingen.
In der ersten Hälfte wurde der 52-Jährige auf der Tribüne beim Spiel zwischen Kamerun und Brasilien eingeblendet. In der zweiten Halbzeit rund um die 60. Minute dann bei Serbien gegen die Schweiz. Auch ZDF-Kommentator Bélà Réthy fällt das auf, sagt in der Situation, in der Infantino zu sehen ist: "Das passiert vor den Augen von Gianni Infantino. Er ist, glaube ich, bei jedem Spiel. Oder sie haben ein Bild von ihm in der Regie und schneiden ihn bei jedem Spiel rein. Aber auf jeden Fall sieht man ihn bei jeder Partie."
Zum Hintergrund: Die Rechteinhaber müssen die TV-Bilder nehmen, die eine Fifa-Regie ihnen zur Verfügung stellt. Während der Spiele hat beispielsweise das ZDF nicht die Möglichkeit, eine eigene Regie arbeiten zu lassen, sondern bekommt sämtliche Szenen von der Fifa bereitgestellt. Also auch das Bild von Gianni Infantino.
Es wäre demnach möglich, dass die Fifa immer wieder Sequenzen des Präsidenten zwischen schneidet, um ihn als allgegenwärtigen Repräsentanten zu zeigen.
Andererseits sind die Stadien in Katar nicht weit auseinander. Die größte Distanz zwischen zwei Arenen beträgt 70 Kilometer. Per Helikopter wäre diese Distanz leicht zu überwinden. Damit würde Infantino auch an Franz Beckenbauer erinnern. Der Cheforganisator der Weltmeisterschaft 2006 flog in Deutschland zwischen den verschiedensten Spielen mit Helikopter und sah so die meisten Partien beim Turnier in Deutschland.
Beim letzten Spiel in der Gruppe G könnte Infantino aber tatsächlich auch die kurzen Distanzen von Katar genutzt haben. Das Stadion 974, in dem das Spiel zwischen Serbien und der Schweiz stattfand, und das Lusail Stadion sind gerade mal 20 Kilometer entfernt. Mit dem Auto würde Infantino knapp 25 Minuten brauchen. Ein Besuch beider Spiele mit Transfer in der Halbzeit wäre also sogar realistisch.
Aber: Eine Möglichkeit ist ausgeschlossen. Der Schweizer kann nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Katars gefahren sein. Laut "Google" bräuchte man vom Lusail Stadion zum 974 Stadion fast zwei Stunden. Damit hätte Infantino dann seinen Auftritt beim Schweiz-Spiel verpasst.