Im letzten Spiel der Gruppe D zeigte Frankreich eine enttäuschende Leistung und unterlag Tunesien mit 1:0. Der amtierende Weltmeister stand schon vorher als Gruppensieger fest und rotierte kräftig.
Tunesien hatte seine Hausaufgaben damit gemacht, hätte aber gleichzeitig auf ein Unentschieden im Parallelspiel zwischen Australien und Dänemark hoffen müssen.
1:0 Khazri (58.)
Neunmal wechselte Frankreichs Trainer Didier Deschamps in seiner Startaufstellung und gab so allen Spielern im Kader Zeit auf dem Platz. Mit Bayerns Kingsley Coman und Frankfurts Kolo Muani standen zwei Bundesliga-Stars auf dem Platz.
Kolo Muani und vier weitere Franzosen feierten mit diesem Einsatz ihr WM-Debüt.
Und so sah das Spiel der Franzosen dann auch teilweise aus. Wenig Tempo, viele Abstimmungsfehler und kaum Torgefahr – es lief sehr wenig zusammen bei der Équipe Tricolore.
"Da von einer B-Elf zu sprechen, ist auch schwierig", sagte ZDF-Experte Christoph Kramer mit Blick auf die stark veränderte Elf Frankreichs.
Denn neben Brasilien hat Frankreich den wohl stärksten und am tiefsten besetzten Kader. Auch wenn Deschamps einige Spieler auf ungewohnten Positionen aufstellte. Beispielsweise spielte Eduardo Camavinga, eigentlich zentraler Mittelfeldspieler bei Real Madrid, in der Partie als linker Verteidiger.
Dass das respektlos gegenüber Gegner Tunesien sei, die für ein Weiterkommen hätten unbedingt gewinnen müssen, sahen Kramer und ZDF-Experte Per Mertesacker nicht.
"Selbst die zweite Reihe von Frankreich ist stark genug und die wollen sich präsentieren", bewertete Mertesacker. Und laut Kramer seien die Wechsel auch wichtig für den generellen Teamgeist.
Für andere wiederum war die Rotation von Frankreich "bodenlos".
Eigenwerbung konnte keiner der Franzosen für sich betreiben.
Durch die Rotation bei Frankreich kam auch Torhüter Steve Mandanda zu seinem zweiten WM-Spiel. Der Weltmeister von 2018 ist mit 37 Jahren und 247 Tagen der älteste Spieler, der je für die Franzosen auf dem Feld stand.
Nach sehr ereignisarmen ersten 45 Minuten war der Frust bei den Zuschauer:innen ziemlich groß. Im Parallelspiel zwischen Australien und Dänemark ging es um Platz 2 und den Einzug ins Achtelfinale. Tunesien hatte maximal Außenseiterchancen, den letzten Platz zu verlassen.
So spottete ein Zuschauer: "Da hat das ZDF sich ja das richtige Spiel ausgesucht."
Doch da sich Magenta TV die Exklusivrechte an der Weltmeisterschaft gesichert hatte, lief das deutlich spannendere Spiel beim Pay-TV-Programm der Telekom. Für das ZDF blieb lediglich das Spiel des Weltmeisters.
Statt des Spiels hatte ein anderer User den Vorschlag, lieber "Bares für Rares" zu zeigen. Die Trödel-Show sei laut ihm "genauso langweilig".
Wahbi Khazri eroberte den Ball im Mittelfeld, dribbelte an vier Franzosen vorbei und schob den Ball mit der Fußspitze an Torhüter Mandanda zur verdienten Führung vorbei. Die zahlreichen tunesischen Fans sorgten anschließend für eine euphorische Stimmung.
Und der tunesische Kapitän bestätigte die Entwicklung der WM, dass die Teams immer weniger Abschlüsse brauchen, um zu einem Tor zu kommen. Im Schnitt sind es bei diesem Turnier 8,6 Schüsse. Khazri traf mit dem fünften Torschuss der Afrikaner.
Doch die Führung brachte nicht viel: nur eine Minute nach dem Führungstor der Tunesier ging auch Australien gegen Dänemark in Führung.
Frankreich ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Im Achtelfinale am Sonntag treffen sie nun auf den Zweitplatzierten der Gruppe C. Tunesien ist ausgeschieden.
In der engen Gruppe haben noch alle Teams Chancen auf die K.o.-Runde. Eine Entscheidung zwischen Polen, Argentinien, Saudi-Arabien und Mexiko fällt erst in den direkten Duellen am Mittwochabend.