Noch bis zum Sonntag hatte eigentlich alles danach ausgesehen, dass Bruno Labbadia in dieser Woche als neuer Trainer beim Hamburger SV vorgestellt wird.
Doch nach dem überzeugenden 3:1-Auswärtssieg beim Karlsruher SC unter Interimstrainer Merlin Polzin folgte die große Wende bei der Trainersuche. Am Montag verkündete Sportvorstand Stefan Kuntz: "Ich habe bei der Mannschaft eine Befreiung gemerkt. Wir wollen diesen Schwung bis zum Wochenende nicht brechen. Merlin wird mit seinem Team auch das Heimspiel machen."
Da der HSV bereits aus dem DFB-Pokal ausgeschieden ist, hat Polzin genug Zeit, seine Mannschaft auf das Heimspiel gegen Darmstadt 98 am Sonntag vorzubereiten. Doch was passiert dann? "Man könnte sarkastisch sagen, dass ich eine Woche Zeit gewonnen habe", macht Kuntz vielsagend klar.
Bruno Labbadia, mit dem der HSV bereits in weit fortgeschrittenen Gesprächen war, muss weiterhin warten, die Rothosen zum dritten Mal zu übernehmen. Oder will er sich nicht länger hinhalten lassen und wird nun sogar abspringen?
Sollte Polzin auch das Heimspiel gewinnen, dürfte er auch für die verbleibenden Saisonspiele in Ulm gegen Fürth auf der Bank sitzen. "Ich schließe gar nichts aus", sagte Kuntz vielsagend. Dass sich die Entscheidung um den kommenden Trainer noch weiter ziehen kann, soll laut "Hamburger Morgenpost" für Bruno Labbadia noch kein Problem sein. Er soll darauf gefasst sein und Verständnis haben, dass Kuntz seinem "Trainer-Talent" Polzin zunächst weiter vertraut.
Ein Grund dafür soll das freundschaftliche Verhältnis zwischen Kuntz und Labbadia sein, das beide seit ihrer gemeinsamen Zeit in Kaiserslautern Mitte der 90er-Jahre verbindet.
Kuntz erklärte jedoch auch, dass er sich noch einmal mit weiteren handelnden Personen über einen neuen Trainer unterhalten wolle. Und nicht bei allen Personen im HSV-Umfeld soll die Personale Labbadia, der den Klub in der Saison 2009/10 und 2015/16 trainierte, Glücksgefühle auslösen. "Ich bin jetzt knapp sechs Monate hier und es ist doch normal, dass man sich bei so einer wichtigen Frage auch viele Informationen einholt."
Laut "Hamburger Morgenpost" sei Labbadia zwar weiterhin geduldig, doch sobald er sich nicht mehr sicher wäre, dass der komplette HSV hinter ihm steht, könnte er nicht mehr als Trainer-Option zur Verfügung stehen.
Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, dass der 58-Jährige in solchen Entscheidungen konsequent handelt.
Noch Ende August teilte der nigerianische Verband mit, dass er die Nationalmannschaft übernehmen werde und die Mannschaft nach einem verpatzten Quali-Start zur WM 2026 führen soll.
Zwar soll es eine grundsätzliche Einigung zwischen beiden Vereinen gegeben haben, doch die vorschnelle Verkündung des Verbands, sowie organisatorische Probleme bei Detailfragen führten zu einer Absage des Ex-Bundesliga-Stürmers.
HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Wir lassen uns nicht treiben und machen unseren Job."