Der FC Schalke 04 steckt kurz vor Saisonende erneut in einer sportlichen Krise. Nach einer enttäuschenden 0:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn droht der erhoffte sichere Klassenerhalt doch noch einmal unnötig spannend zu werden – und die Nerven auf allen Ebenen liegen blank.
Aktuell steht S04 mit 38 Punkten auf Rang 13 der Tabelle, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt sechs Zähler. Dort lauert Preußen Münster, das mit einem 5:0-Auswärtssieg in Magdeburg neues Selbstvertrauen geschöpft hat.
Vor allem die Art und Weise der letzten Auftritte befeuert die Unruhe rund um die Arena in Gelsenkirchen. Die eigene Fanszene reagierte am Freitagabend mit einem unmissverständlichen Signal: Die Mannschaft wurde nach Schlusspfiff aus der Kurve geschickt – ohne Gespräch, ohne Verständnis.
Ein Sinnbild für die emotionale Schieflage war das TV-Interview von Justin Heekeren. Der S04-Torwart fand nach der Partie deutliche Worte. "In allen Belangen ist das zu wenig. Du spielst hier vor 60.000, die jede Woche hierherkommen und das ist in allen Belangen, aber auch wirklich in allen Belangen, zu wenig", sagte er sichtlich angefressen bei Sky.
Der 23-Jährige legte nach: Es sei "kämpferisch zu wenig", "spielerisch zu wenig", es fehle ein "verdammter Punkt" zum Klassenerhalt. Seine Kollegen stellte er offen infrage – einige wirkten für ihn, als seien sie "schon im Urlaub".
Heekeren forderte eindringlich, dass sich die Mannschaft geschlossen präsentieren müsse. "Dass wir den Fans in den letzten zwei Spielen zeigen: Wir gehen so nach Hause und über die Saison redet keiner mehr."
Auch intern wächst die Kritik. Schon am Freitagabend zeichnete sich eine sofortige Trennung von Trainer Kees van Wonderen ab. Sportdirektor Youri Mulder erklärte unmittelbar nach dem Spiel, man werde "über alles nachdenken", es gehe schließlich um den Klub und nicht um Einzelpersonen.
Gesagt, getan: Am Samstagmorgen verkündete der FC Schalke 04 die sofortige Trennung von Kees van Wonderen. U23-Trainer Jakob Fimpel übernimmt für die verbleibenden Spiele.
Fimpel war bereits in der Hinrunde nach der Entlassung von Karel Geraerts für zwei Spiele eingesprungen, bevor Schalke mit Kees van Wonderen einen neuen Cheftrainer präsentierte.
"Insbesondere das Auftreten und die Entwicklung in den vergangenen zwei Wochen geben Anlass zur Sorge. Wir sind nur noch sechs Punkte vom Relegationsplatz entfernt, der Trend ist negativ", wird Youri Mulder in der Mitteilung zum Trainerwechsel zitiert. "Deshalb haben wir uns dazu entschieden, jetzt zu reagieren. Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Verein."
Schon vor der Partie war bekannt geworden, dass Kees van Wonderen den Verein zum Saisonende verlassen wird – nun kam das Ende noch früher als erwartet.
Dabei hatte sich der Trainer selbst auf der Pressekonferenz noch kämpferisch geäußert. Er verstehe die kritischen Fragen, sagte der Niederländer, betonte aber: "Ich bin ein Kämpfer. Ich kenne die Mannschaft jetzt besser."
Sportlich hätte ein Punkt gegen Paderborn bereits für den sicheren Klassenerhalt gereicht. So bleibt die Lage angespannt. Mulder stellte klar, man müsse "hart trainieren" und "an der Spielweise arbeiten", um in den verbleibenden Partien zu punkten.
Die Aufgaben werden nun allerdings nicht leichter: Am kommenden Spieltag reist Schalke zu Fortuna Düsseldorf – und muss dort zwingend eine Reaktion zeigen.