Neue Saison, neues Glück – der HSV wird auch im mittlerweile siebten Anlauf nicht müde, endlich die langersehnte Rückkehr ins Fußball-Oberhaus anzuvisieren. Daran sind seit dem Abstieg 2018 schon viele Trainer gescheitert. Steffen Baumgart, der die Hamburger im Februar dieses Jahres übernommen hat, ist schon der achte Coach, der sich an dieser Herkules-Aufgabe versucht.
Nach dem neunten Spieltag scheint die Mannschaft dafür voll im Soll. Der HSV steht mit 18 Punkten auf dem Relegationsplatz und hat nur zwei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf. Mit dieser Zwischenbilanz ist auch Sportvorstand Stefan Kuntz zufrieden, der seit Mai im Amt ist.
"Wir befinden uns auf einem guten Weg, funktionieren als Gemeinschaft immer besser", sagte der 61-Jährige gegenüber der "Sport Bild". Trotzdem müsse das Projekt Aufstieg weiter mit "Leben gefüllt werden".
Damit die Bundesligarückkehr tatsächlich gelingt, fordert Kuntz von seiner Mannschaft mehr Emotionen im Zusammenspiel mit dem Anhang: "Unser Publikum ist froh, wenn etwa bei einem eigenen Eckball ein Spieler Richtung Fans geht und mit den Armen um Unterstützung bittet. Oder wenn sich die Jungs bei einer gelungenen Rettungsaktion abklatschen", erklärt der Sportvorstand.
Solche Gesten seien ein Signal in Richtung der Fans. "Nach dem Motto: Da ist auf dem Rasen ein richtiges Team unterwegs, wir wollen ein Teil davon sein", erklärt Kuntz. Das sorge für noch mehr Wucht, mit der die Gegner beeinflusst werden könnten.
Bei den Siegen gegen Düsseldorf und Magdeburg hätten es "die Jungs bei Abwehraktionen schon gut umgesetzt", lobt der Sportvorstand. Aber: "Manchmal ist mir der ein oder andere Führungsspieler auch noch etwas zu ruhig", schränkt er gleichzeitig ein.
"Darum meinte ich zu ihnen: Wahrscheinlich könnt ihr euch alle gut leiden, jeder findet jeden gut – doch wir steigen am Ende vielleicht deshalb nicht auf", schildert Kuntz. "Darum ist es mir lieber, wenn es in der Kabine mal kracht, statt mit Wattebällchen rumzuschmeißen. Reibungspunkte braucht man, um erfolgreich zu sein."
Von den Rahmenbedingungen beim Verein ist Kuntz überzeugt. "Ich vergleiche den HSV gerne mit einer sehr schönen Rakete, die in die Luft fliegen soll. Aber wir haben noch nicht das Streichholz an der Lunte", erklärt der Europameister. "Wir haben das Streichholz noch nicht einmal angemacht. Wir haben lediglich die Streichholz-Packung in der Hand. Deshalb kümmern wir uns jetzt darum: Wie kriegen wir die Rakete in die Luft?"
Dass der gebürtige Hamburger und derzeit vereinslose Eric Maxim Choupo-Moting als Ersatz für den verletzten Robert Glatzel Teil dieses "Raketenstarts" wird, schließt Kuntz aber aus. "Erstens: Finanziell wäre das für uns nicht machbar. Zweitens: Wir können nicht sagen, wir haben einen starken, breiten Kader, dazu einen tollen Mannschaftsgeist. Dann fällt jemand länger aus, und wir holen sofort einen anderen", begründet er.