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BVB: Nuri Şahin wiederholt Terzic-Fehler – Kehl-Aussage zeigt Realitätsverlust

22.10.2024, Real Madrid vs. Borussia Dortmund, UEFA Champions League, 3. Spieltag Nuri Sahin Borussia Dortmund, Trainer ist unzufrieden, ungl�cklich, ebenso Emre Can Borussia Dortmund, 23 vor seiner E ...
Nuri Şahin muss sich nach der 2:5-Niederlage gegen Real Madrid hinterfragen.Bild: IMAGO images / Kirchner-Media
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Borussia Dortmund: Diesen Terzić-Fehler muss Şahin aufgeben

23.10.2024, 11:00
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Und noch eins, und noch eins, und noch eins ... 2:5 verlor der BVB am Dienstagabend im Santiago Bernabéu bei den Königen Europas, bei Real Madrid. Und das, obwohl es nach 45 Minuten mit einer 2:0-Führung so gut aussah.

Dass der Vorjahresfünfte der Bundesliga beim amtierenden Champions-League-Sieger verliert, ist dabei keine Schande – auch mit drei Toren Abstand nicht. Mbappé, Vinicius Jr., Bellingham, Rüdiger – Real trat mit vorderstem Personal an, da kann man schonmal eine Klatsche bekommen, gerade wenn man, wie der BVB, in einer Findungsphase ist.

Besonders nervig ist an der Niederlage jedoch die Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist – und welch großen Anteil daran die BVB-Verantwortlichen spielen. Diese müssen sich allesamt hinterfragen und vor allem ehrlich machen.

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Dortmund-Trainer Şahin macht den gleichen Fehler wie Terzić

Da wäre zum einen Trainer Nuri Şahin, der nach der 2:0-Führung denkt, seine Mannschaft könne fast eine komplette Halbzeit ausschließlich verteidigen und sich so zum Sieg mauern – und das gegen Real Madrid.

Zunächst brachte Dortmunds Coach wenige Minuten nach Wiederanpfiff für den angeschlagenen Jamie Gittens mit Waldemar Anton Innenverteidiger Nummer drei und stellte hinten auf eine Fünferkette um.

"Schnelle Spieler auf dem Platz hätten dem BVB mehr Konter ermöglicht, mehr Zeit zum Atmen und Real ein Stück nach hinten gedrängt."

Real erzielt anschließend innerhalb von drei Minuten zwei Treffer – und Şahin fällt nichts Besseres ein, als mit Donyell Malen seinen zweiten Flügelstürmer aus der Partie zu nehmen und mit Pascal Groß einen weiteren Mittelfeldspieler zu bringen.

Als ob der BVB in der Phase keine Entlastung nach vorne bräuchte. Schnelle Spieler auf dem Platz hätten dem BVB mehr Konter ermöglicht, mehr Zeit zum Atmen und Real ein Stück nach hinten gedrängt.

Bereits Vorgänger Edin Terzić hatte in der vergangenen Saison mehrmals unterschätzt, wie wichtig Malen, Adeyemi, Gittens und Co. auch in Phasen des Verteidigens sind. Im Halbfinalrückspiel gegen PSG etwa fokussierte sich der BVB aufs Verteidigen mit Mann und Maus und spielte ab der 67. Minute ohne schnellen Stürmer, stattdessen ein Meer aus Mittelfeldspielern und Verteidigern. Nur durch mehrfaches Alu-Glück konnten sich die Dortmunder damals durchsetzen.

Auch Şahin verkannte am Dienstag erneut die Relevanz von Kontern. Später korrigierte er sich mit der Einwechslung von Maximilian Beier, der dann auch die einzige BVB-Chance in der zweiten Hälfte hatte. Ansonsten hatte Real nichts zu verteidigen und konnte sich ohne große Sorgen ausschließlich aufs Angreifen konzentrieren.

Maximilian Beier Dortmund 14, ESP, Real Madrid vs. Borussia Dortmund, Fussball, Champions-League, 3. Spieltag, Saison 2024/2025, 22.10.2024 ESP, Real Madrid vs. Borussia Dortmund, Fussball, Champions- ...
Maximilian Beier versuchte, den BVB zu retten.Bild: imago images / Joerg Nieberga

Will sich der BVB weiterentwickeln, muss Şahin endlich erkennen: Fünf Verteidiger plus vier zentrale Mittelfeldspieler auf dem Feld sind einfach kein zu Ende gedachtes Konzept, um eine Führung in einem solchen Spiel über die Zeit zu bringen.

BVB-Sportdirektor Kehl träumt: "Real kontrolliert"

Nach dem Spiel analysierten die BVB-Verantwortlichen die Partie dann aus einer besonders schwarzgelben Brille. Dafür ein Blick zurück ans Ende von Halbzeit eins: Erst setzt Bellingham einen Kopfball frei vor Kobel mitten in die Arme des Torwarts.

Nur eine Minute später trifft Rodrygo in artistischer Manier den Ball an die Latte, zwei Sekunden darauf schießt erneut Bellingham im Nachschuss an den Querbalken. Anschließend rettet sich der BVB in die Halbzeit. 2:0 aus Sicht der Schwarzgelben, eine mehr als anständige Vorstellung. Und doch hätte es auch anders ausgehen können.

Später am Abend schwärmt Sportdirektor Sebastian Kehl nach der 2:5-Niederlage in typisch schwarzgelb-berauschterm Sprech, Dortmund hätte Real in der ersten Halbzeit "kontrolliert". Bitte was? Natürlich hat der BVB couragiert verteidigt und seine Chancen effektiv und frech genutzt.

Der BVB und die schwarz-gelbe Fehlinterpretation

Doch Kehls überzogene Interpretation zeigt ein Mal mehr exemplarisch das Unvermögen der Dortmunder Chefetage, ein Spiel nüchtern und sachlich zu analysieren – und neben Stärken eben auch Fehler der Mannschaft zu benennen.

Es ist eines dieser Dortmund-Dinge; vielleicht ein Teil der Lösung, warum der Verein in den vergangenen Jahren immer so schwankende Leistungen zeigt. Das Besoffensein von sich selbst kann den BVB in guten Phasen besonders stark machen, in schlechten Phasen jedoch auch davor bewahren, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Ein solcher Schluss wäre aus Kehls Sicht etwa, seine Personalplanung des Sommers zu hinterfragen. Der BVB ging mit drei Außenverteidigern und drei Innenverteidigern in die Saison. Kaum sind zwei von ihnen verletzt, muss plötzlich im Bernabéu Emre Can auf dem Flügel gegen Vinicius Jr., den wohl besten Spieler der Welt, verteidigen.

Diesen Engpass hätte Kehl im Sommer kommen sehen können. Vielleicht erkannte er wenigstens das nach der Partie.

Der BVB muss sich einfach ehrlich machen: Gegen Real Madrid wäre ein Punkt unverdient gewesen und daran haben neben den Spielern auch Şahin und Kehl ihren Anteil. Für die nächsten Spiele braucht es eine klarere und mutigere Herangehensweise – und im Winter einen zusätzlichen Außenverteidiger.

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