Dass Bruno Labbadia zum dritten Mal Trainer des HSV wird, galt seit einigen Tagen eigentlich als beschlossene Sache. Der 58-Jährige soll laut verschiedenen Medienberichten in dieser Woche als neuer Übungsleiter vorgestellt werden.
Doch spätestens seit Sonntagnachmittag ist die Lage rund um den Tabellenzweiten der 2. Bundesliga gar nicht mehr so klar. Denn nach dem überzeugenden 3:1-Sieg des HSV beim Karlsruher SC kann sich Interimstrainer Merlin Polzin berechtigte Hoffnungen machen, die Mannschaft zu übernehmen.
"Erst einmal haben wir das noch nie dementiert, dass er eine Chance hat", betonte Kuntz in der ARD, wollte jedoch keine öffentliche Aussage aus der Emotion des Sieges treffen. Dennoch lassen seine anschließenden Aussagen eine gewisse Denkrichtung zu.
"Wir hüpfen nach dem Spiel heute nicht aus der Hose und tanzen durch die Gegend, es war trotzdem ein sehr wichtiger Sieg", machte er deutlich. Und dann sagte Kuntz noch einen Satz, der durchaus als positives Zeichen in Richtung Merlin Polzin gedeutet werden kann.
"Du kannst ja letztlich quatschen wie du möchtest, letztlich sind es die Siege, die zusammenschweißen. Und auf jeden Fall werden wir nicht versuchen, so eine Welle zu unterbrechen." Und diese Welle haben Polzin und sein Co-Trainer Loïc Favé mit vermeintlichen einfachen Kniffen erst entstehen lassen.
Kuntz hätte beim Spiel in Karlsruhe das Gefühl gehabt, "dass alle in die gleiche Richtung marschieren, nämlich nach vorne." Ein Grund: Polzin änderte das Spielsystem und passte es dem Kader entsprechend an. Doch nur daran wollte er den Erfolg nicht festmachen. "Es ging um Mut und Überzeugung in die eigene Stärke. Das haben wir insbesondere in der ersten halben Stunde sehr gut umgesetzt."
Besonders diesen Mut und diese Überzeugung untermauerte der Interimstrainer vor der Partie, in dem jedem Spieler in Kurz-Videos seine persönlichen Erfolge und Stärken aufgezeigt wurden. "Das hat auf jeden Fall gepusht", sagte Mittelfeldspieler Daniel Elfadli nach der Partie.
Ob nun Polzin oder sein Freund Labbadia Trainer wird, wollte Kuntz am Wochenende noch nicht kommentieren. "Lassen Sie uns das in Ruhe entscheiden, und ich glaube, dass wir eine gute Entscheidung hinbekomme."
Er sei nun ein halbes Jahr in Hamburg und könne noch viel von den Leuten lernen, die schon länger beim HSV arbeiten, "damit wir dann bei der nächsten Trainerentscheidung gut gewappnet sind" und der Aufstieg in die Bundesliga endlich gelingt.
Laut "kicker"-Informationen gibt es auch innerhalb des Klubs noch keine Beschlussvorlage, was einen neuen Trainer betrifft.
Doch dann ist da noch eine weitere Aussage von Kuntz, die Polzin hoffen lassen kann. "Merlin ist ein Trainertalent", sagt er über den 34-Jährigen, "er hat jetzt auch die Chance." Und das könnte bedeuten, dass er auch am kommenden Sonntag beim Heimspiel gegen Darmstadt auf der Trainerbank sitzen wird.
Er selbst wehrt sich dagegen nicht. "Ich hab' Bock, weiter mit den Jungs erfolgreich zu sein."