Der 1. FC Köln erlebte in den vergangenen Jahren ein ständiges Auf und Ab. Nicht nur was die Tabellenplatzierung und Liga angeht, sondern auch was die Arbeit des ganzen Vereins angeht. Derzeit ist mal wieder Krisenstimmung in der Domstadt angesagt.
Erst handelten sich die Bosse eine einjährige Transfersperre bei der Uefa ein. Der Abstieg in die 2. Bundesliga konnte in der vergangenen Saison zudem nicht vermieden werden. Dann wiederum konnten die Verantwortlichen über den Sommer sensationell fast den kompletten Kader zusammenhalten.
Im "Unterhaus" des deutschen Fußballs läuft es aber bisher wechselhaft für den Klub mit Aufstiegsansprüchen. Immerhin kehrte mit dem 1:0-Sieg bei Hertha BSC am Samstag wieder etwas Ruhe ein.
Nun droht der "Effzeh" jedoch, ein wichtiges Talent für die Zukunft zu verlieren.
Zuletzt konnte sich die Mannschaft durch zwei Siege in Serie etwas freischwimmen, nachdem die Ergebnisse zuvor Diskussionen über Trainer Gerhard Struber haben aufkommen lassen.
Der Clou beim zwischenzeitlichen Erfolg: Sowohl beim überraschenden 3:0-Sieg im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel als auch beim 1:0 in Berlin bei der Hertha änderte Struber System und Personal signifikant. Statt auf hohes Pressing und schnelle Angriffe, setzte der Coach auf eine bessere Balance und einen defensiveren Ansatz.
Und: Er wechselte den Torwart aus. Statt U21-Nationalkeeper Jonas Urbig rückte Routinier Marvin Schwäbe in den Kasten. Urbig war zuvor zwar nicht Ursache des Misserfolgs, dennoch spricht die Statistik für Schwäbe.
Doch unabhängig vom kurzfristigen Erfolg könnte die Entscheidung für Köln einen bitteren Nachgeschmack haben. Denn der 21-jährige Urbig, eines der größten Torwart-Talente Deutschlands, ist heiß begehrt bei vielen Klubs. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2026, also eineinhalb Jahre.
Dass Urbig entweder länger bei Köln bleibt oder zumindest seinen Vertrag verlängert, um eine höhere Ablösesumme in die klammen Kassen des Vereins zu spülen, wird natürlich unwahrscheinlicher, wenn er nicht mehr Stammspieler ist.
Und so vermeldete Sky-Transferexperte Florian Plettenberg auf X, dass Köln Urbig schon bald an die Bundesliga verlieren könnte.
Demnach ist es jetzt sogar möglich, dass Urbig bereits im Winter den Verein wechselt. Denn eine Vertragsverlängerung über 2026 hinaus sei bisher nicht geplant.
Dennoch bleibt ein Transfer in der Sommer-Transferperiode nach dieser Saison laut Plettenberg die wahrscheinlichste Option. Es gebe bereits "konkrete Anfragen" aus dem Ausland und auch Interesse von Bundesliga-Vereinen.
Besonders bitter wäre das für alle Kölner auch, weil der Verein in der Vergangenheit gleich mehrere Top-Talente leichtfertig hat ziehen lassen. Das beste Beispiel ist Nationalspieler Florian Wirtz, der Köln im Januar 2020 für lediglich 200.000 Euro verließ.
Auch Yann Bisseck debütierte zunächst als jüngster Köln-Profi aller Zeiten in der Bundesliga, schaffte dann den Durchbruch nicht und spielt mittlerweile bei Inter Mailand in der Champions League. Er sagte 2023, er habe sich bei Köln "nicht gewollt gefühlt".