Wenn am Samstagabend das Topspiel der 2. Bundesliga angepfiffen wird, weht ein Hauch von Erstklassigkeit durch das weite Rund. Unter Flutlicht treffen im Berliner Olympiastadion mit Hertha BSC und dem 1. FC Köln zwei echte Traditionsvereine aufeinander.
Die Berliner und Kölner kommen zusammen auf über 3000 Bundesliga-Spiele und 92 Jahre im Oberhaus. In der ewigen Bundesliga-Tabelle steht der FC auf dem neunten, Hertha auf dem zwölften Rang. Dass beide sportlich durchaus noch mit Erstligisten mithalten können, haben sie unter der Woche im DFB-Pokal gezeigt.
Der Hauptstadtklub setzte sich am Mittwochabend gegen Conference-League-Teilnehmer Heidenheim mit 2:1 durch, Köln warf Aufsteiger Holstein Kiel am Dienstagabend mit 3:0 aus dem Wettbewerb. Es scheint also alles angerichtet zu sein für ein Fußballfest, auch auf den Rängen.
Die Domstädter teilten am Freitag mit, dass sie von 15.000 Anhänger:innen nach Berlin begleitet werden. Eine fraglos beeindruckende Zahl, wie auch Trainer Gerhard Struber feststellte. "15.000 Fans werden den 1. FC Köln begleiten – das ist positiv verrückt", befand der Übungsleiter.
Dann aber legte Struber einen Satz nach, der wohl nur als frommer Wunsch durchgehen kann: "Ich wünsche mir wieder den Rückhalt unserer Fans und dass wir Berlin zum Heimspiel machen."
In der Theorie ist das natürlich möglich, tatsächlich sprechen die Fakten aber klar dagegen. Denn nicht nur der Kölner Anhang ist heiß auf das Topspiel, sondern auch die Fangemeinde des Hauptstadtklubs. Wie Herthas Pressesprecherin Vera Krings mitteilte, erwartet der Verein gut 65.000 Zuschauende. Abzüglich der Gäste ergibt dies also etwa 50.000 Hertha-Fans.
Blau-weiß wird auf den Rängen also klar in der Mehrheit sein, dürfte selbst dann das akustische Übergewicht haben, wenn nur die Hälfte, was ungefähr der Anzahl an Dauerkarteninhaber:innen entspricht, mitsingt.
Gegen eine Kölner Heimspielatmosphäre spricht zudem die Erfahrung vergleichbarer Ankündigungen. Denn in den vergangenen Jahren haben auch schon andere Fangemeinden große Mengen für ein Wochenende in der Hauptstadt mobilisiert, dabei von einer Einnahme des Olympiastadions geträumt.
Während das auf dem Rasen durchaus das eine oder andere Mal gelungen ist, liefen derartige Ankündigungen auf den Rängen in der Regel ins Leere. Etwa im Falle von Werder Bremen oder dem FC St. Pauli. Geblieben sind dafür belustigende Memes. "Selbst ca. 300k Bremer Vollmaschinen" seien kaum zu hören gewesen, erinnert sich ein X-User mit Blick auf aufgeblähte Zahlen und aufgepumpte Personen.
Einigkeit dürfte indes sowohl im Berliner als auch im Kölner Fanlager dahingehend bestehen, dass beide Seiten dieses Aufeinandertreffen am liebsten wieder in der Bundesliga sehen würden. Dafür brauchen beide dringend Punkte. Hertha würde mit einem Sieg am Samstagabend mindestens auf den Relegationsplatz vorrücken, Köln kann bestenfalls auf den zehnten Rang springen.