Es sind beeindruckende Zahlen, die Robert Glatzel im Trikot des Hamburger SV vorzuweisen hat. Seit seiner Ankunft im Sommer 2021 beendete er jede Spielzeit als bester HSV-Torjäger. Mit 22, 19 und zuletzt wieder 22 Treffern. An ihm, das scheint klar, sind die Aufstiegsträume nicht geplatzt.
Ganz im Gegenteil, der Knipser hat die Fans weiter träumen lassen. Dass es in dieser Saison doch endlich mal klappen könnte. Dass es nach all den Jahren des Leids endlich klappt. Sieben Tore hat der 30-Jährige an den ersten acht Spieltagen beigesteuert, mit einem Doppelpack zuletzt den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Düsseldorf bezwungen.
Und das, obwohl Glatzel die komplette Vorbereitung sowie den Saisonstart wegen einer Sehnenreizung verpasst hatte. Am Donnerstag nun hat ihn sein Körper wieder ausgebremst, im Testspiel gegen Aarhus GF hat sich der Angreifer schwer verletzt.
Es wirkte zunächst noch harmlos. Der 30-Jährige musste ein Laufduell abbrechen, wurde vor Ort behandelt. Es bestand die Hoffnung, dass es sich lediglich um einen Faserriss handle. Diese zerschlug sich in den Folgetagen aber, stattdessen brachten die anschließenden Untersuchungen Klarheit: Glatzel hat sich einen Sehnenabriss im Übergang zwischen Hüfte und Oberschenkel zugezogen.
Der Angreifer muss operiert werden, nach Informationen der "Bild" soll der Eingriff bereits im Laufe der Woche erfolgen. Die Ausfallzeit beziffert der HSV selbst auf "einige Monate", in diesem Jahr wird der Torjäger definitiv nicht mehr zur Verfügung stehen.
Trainer Steffen Baumgart stellt das vor die Herausforderung, den treffsichersten Spieler der Liga zu ersetzen. Womöglich durch eine externe Lösung?
Spekuliert wurde in Folge von Glatzels Ausfall vor allem über Eric Maxim Choupo-Moting. Der gebürtige Hamburger kam 2004 in die HSV-Jugend, wurde bei den Rothosen zum Profi und zog 2011 schließlich nach Mainz weiter.
Zuletzt spielte er für PSG und den FC Bayern, seit dem Sommer aber steht Choupo-Moting ohne Verein da. Der HSV könnte ihn rein theoretisch also sofort verpflichten. Wie "Bild" und "Kicker" übereinstimmend berichten, wird es dazu aber nicht kommen – zumindest vorerst nicht.
Denn die Hamburger sehen demnach vielmehr eine interne Lösung vor, hätten sich für einen derartigen Fall bewusst breiter aufgestellt. So holten die Hanseaten im Sommer mit Davie Selke einen ähnlichen Stürmertypen dazu, der zuletzt sogar an der Seite von Glatzel einen vernünftigen Eindruck gemacht hat.
Drei Tore in 321 Minuten sprechen für Selke, seine Art im Umgang mit den Mitspielern ebenfalls. "Davie tut uns auch in der Kabine gut", zitiert der "Kicker" Trainer Baumgart.
Der Neuzugang soll also als emotionaler Anführer der Mannschaft und idealerweise auch als Torjäger in die Bresche springen. Glatzels Platz in der Startelf dürfte indes an Ransford Königsdörffer gehen.
Der hatte zu Saisonbeginn noch einen Stammplatz inne, knipste an den ersten fünf Spieltagen viermal. Findet er wieder zu dieser Form, könnte das Hamburger Offensivspiel etwas variabler werden. Der Ausfall von Glatzel aber wird nichtsdestotrotz enorm schwer wiegen.