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"Top Gun: Maverick": Wiedersehen mit Tom Cruise – doch es ist nicht alles gut

Tom Cruise schlüpft noch einmal in die Rolle des Pete "Maverick" Mitchell.
Tom Cruise schlüpft noch einmal in die Rolle des Pete "Maverick" Mitchell.Bild: Paramount Pictures
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"Top Gun: Maverick": Wiedersehen mit einem Kultfilm – es ist nicht alles gut

23.05.2022, 17:5405.01.2023, 11:28
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Als der F18-Kampfjet seinen Nachbrenner zündet und mit ohrenbetäubendem Lärm über das Deck des Flugzeugträgers donnert, vibrieren die Sitze im Kino. Aus den Boxen dröhnt "Danger Zone", der Hit von Kenny Loggins aus dem "Top Gun"-Soundtrack, der bis heute auf keiner 80er-Jahre-Party fehlen darf. Es sind die ersten Szenen des neuen Blockbusters "Top Gun: Maverick", der am 26. Mai in die Kinos kommt. Und das alte "Top Gun"-Gefühl, es ist sofort wieder da.

Der Kultfilm von Regisseur Tony Scott kam 1986 in die Kinos, zwei oder drei Jahre später habe ich ihn das erste Mal gesehen. Ich war noch in der Grundschule, "Top Gun" kam auf einer ausgeleierten VHS-Kassette aus der Videothek (die jüngeren Leserinnen und Leser können gerne googeln, was es damit auf sich hat). Ich weiß nicht mehr, ob es damals Sommer oder Winter war. Aber ich weiß noch genau, dass der Film mich sehr beeindruckt hat.

Die perfekt in Szene gesetzten F14-Tomcat-Kampfflugzeuge, der mächtige Flugzeugträger "USS Enterprise", die Kameradschaft der Soldaten, der überragende Soundtrack und natürlich der junge Tom Cruise, der in seiner vielleicht ikonischsten Rolle als Lieutenant Pete "Maverick" Mitchell auf seinem Motorrad dem Sonnenuntergang entgegenbrauste.

"Top Gun" ist für viele Menschen eine prägende Kindheitserinnerung

Tom Cruise ist für waghalsige Stunts bekannt.
Tom Cruise ist für waghalsige Stunts bekannt.Bild: Paramount Pictures

Dass der Film letztlich ein Werbevideo in Spielfilmlänge für die U.S. Navy war, voller Pathos und von der amerikanischen Marine finanziell und logistisch massiv unterstützt, verstand ich erst Jahre später. Es störte mich aber nicht wirklich. Und viele andere auch nicht. "Top Gun" ist für eine ganze Generation eine prägende Kindheits- und Jugenderinnerung. Was sich auch daran zeigt, dass zur Pressevorführung in einem Münchner Kino Mitte Mai mehrere Männer mittleren Alters in "Top Gun"-Shirts erscheinen.

Ein passendes Shirt habe ich nicht, aber auch ich sitze voller Vorfreude mit Popcorn in meinem Sessel und bin sehr gespannt, was das arg verspätete Sequel fast 35 Jahre nach meiner ersten Begegnung mit dem Original zu bieten hat. Auftritt Tom Cruise. Maverick schraubt an einem Oldtimer-Flugzeug, dann streift er die alte Fliegerjacke über, schnappt sich seine Ray-Ban-Pilotenbrille und braust auf seinem Motorrad davon. Natürlich ohne Helm. Genau wie damals.

"Top Gun: Maverick" verneigt sich vor den Actionfilmen der 80er-Jahre

"Top Gun: Maverick" macht sich keine Mühe, das Rad neu zu erfinden. Der Film ist eine Verneigung vor dem Original und vor Actionfilmen der 80er-Jahre allgemein. Mit Val Kilmer als Tom "Iceman" Kazanski ist ein weiterer Schauspieler aus dem Original-Cast dabei. Etliche Szenen und Anspielungen verweisen direkt auf den Film von 1986. Wieder wird in einer Bar gesungen und geflirtet, am Strand wird diesmal statt Volleyball American Football gespielt. Natürlich ohne T-Shirts.

"Top Gun: Maverick" setzt auf handgemachte Action.
"Top Gun: Maverick" setzt auf handgemachte Action.Bild: Paramount Pictures

Die Actionszenen hingegen wirken topmodern und brauchen sie vor keinem Marvel-Blockbuster zu verstecken. Wobei "Top Gun: Maverick" größtenteils auf CGI-Effekte verzichtet und die wirklich atemberaubenden Flugszenen und Luftkämpfe mit echten Jets gedreht wurden. Fast der ganze Cast von "Top Gun: Maverick" flog während der Dreharbeiten tatsächlich mit den F18-Jets der Navy, was das Filmerlebnis authentisch und beeindruckend macht. Die G-Kräfte zeichnen sich in den Gesichtern der Schauspielerinnen und Schauspieler ab, selbst mich als Zuschauer drückt die Action in den Kinosessel. Hier setzt "Top Gun: Maverick" wirklich Maßstäbe und überbietet den Vorgänger um Längen.

Maverick trifft auf den Sohn seines verstorbenen Co-Piloten

Spannend ist auch, dass die Geschehnisse von 1986 direkt wieder aufgegriffen werden. Maverick, der gerade als Testpilot einen sündhaft teuren Experimentaljet geschrottet hat, wird erneut zur Elite-Fliegerschule "Top Gun" abkommandiert. Dort soll er eine Gruppe junger Pilotinnen und Piloten auf einen extrem riskanten Einsatz im Feindesland vorbereiten.

Einer dieser Piloten ist Lieutenant Bradley Bradshaw (Miles Teller), dessen Rufname "Rooster" lautet. Er ist der Sohn von Nick "Goose" Bradshaw, Mavericks früherem Co-Piloten. Wie wir alle wissen, verunglückte Goose tödlich bei einem Flug mit Maverick, der Unfall steht nun zwischen dem jungen Piloten und seinem Ausbilder. Maverick muss das Vertrauen von Rooster gewinnen und sich den Geistern der Vergangenheit stellen.

Miles Teller spielt Bradley Bradshaw.
Miles Teller spielt Bradley Bradshaw.Bild: Paramount Pictures

"Top Gun: Maverick": Die Story lässt zu wünschen übrig

"Top Gun Maverick" hat mit seinen grandiosen Bildern und der spektakulären Action sicherlich das Potenzial, einer der großen Blockbuster dieses Sommers zu werden und den nach wie vor leidenden Kinos endlich mal wieder ein paar Euros in die Kassen zu spülen. Und doch ist nicht alles gut. Denn die Story des Sequels ist unrealistisch, stellenweise vorhersehbar, pathetisch und kitschig. Einige Charaktere wirken überzeichnet, das Drehbuch hat Logiklöcher. Dazu wird mehrfach auf Comedy-Momente gesetzt, was nicht wirklich zum Film passt.

Es ist also nicht alles gut beim Wiedersehen mit einem Kultfilm meiner Jugend. Aber hey, es ist immer noch "Top Gun". Ehrlich gesagt war auch schon die Story des Originals mies, der enorme Erfolg des Films beruhte einzig und allein auf den geweckten Emotionen. Weshalb man auch jetzt als Erwachsener im Kino für zwei Stunden und zehn Minuten einfach mal sein Gehirn ausschalten darf. Dann kann man sich wieder ein bisschen fühlen wie damals, als Grundschüler in den späten 80er-Jahren.

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