Am 19. April erscheint mit "The Tortured Poets Department" das elfte Studioalbum von Taylor Swift. Kurz nach dem Release stellte sich heraus: Das Album ist ein Doppelalbum. Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung gab Taylor "The Antalogy" zum Streamen frei. Dabei handelt es sich um 15 zusätzliche Songs, die bis dato auf keiner Version des Albums verfügbar waren.
Die Fans haben dieses Mal besonders gespannt auf das neue Werk der Musikerin gewartet. Denn: Im April 2023 und damit nach dem Release ihres letzten Albums "Midnights" wurde ihre Trennung von Schauspieler Joe Alwyn öffentlich.
Taylor nutzte das Wissen um das Liebes-Aus vor allem zur Promo. Sie veröffentlichte Playlists, die an die fünf Phasen der Trauer angelehnt waren, benannte ihr Album offenbar nach einer Whatsapp-Gruppe ihres Verflossenen (die hieß: The Tortured Men Club) und ließ die Fans wissen, dass sie noch nie ein Album so sehr gebraucht habe wie dieses.
Ein völlig offensichtliches Breakup-Album also? Nein. "The Tortured Poets Department" erzählt zwar durchaus die Geschichte einer Trennung, allerdings wohl nicht ausschließlich die von Taylor und Joe. Watson hat sich das Album für euch angehört und fünf Geheimnisse um "The Tortured Poets Department" gelüftet.
Ja, in "Tortured Poets", wie Taylor das Album nennt, geht es um das Ende einer Liebe. Es geht um Herzschmerz und das Verlieren von etwas, das man gerne behalten hätte. Nur: Es gibt jede Menge Indizien, dass Taylor damit nicht die Beziehung mit Joe meint.
Tatsächlich gibt es wohl nur einen Song, der sich eindeutig dem britischen Schauspieler zuordnen lässt. Und das ist ausgerechnet Lied Nummer fünf. "Ich wähle immer sehr persönliche, sehr verletzliche, sehr ehrliche, emotionale Songs als Nummer fünf", sagte Taylor laut "Vulture" einmal in einem Livestream.
Das fünfte Lied auf "The Tortured Poets Department" ist "So long London". Darin geht es nicht um den Abschied von der UK-Hauptstadt, sondern um eine Beziehung. "Wie viel Traurigkeit dachtest du, hätte ich in mir?", singt Taylor. Und: "Bis dann, London. Du wirst jemanden finden."
Da Taylor mit Joe in London gewohnt hat, ist die Verbindung zwischen ihm und der Stadt schnell hergestellt. In dem Lied gibt es außerdem viele medizinische Referenzen. Taylor singt von Reanimationsmaßnahmen, die sie nicht mehr durchführen wollte und von "Nähten, die aufgelöst wurden".
Damit zieht sie eine auffällige Parallele zu "You're loosing me", das sie im Mai 2023 als Bonustrack von "Midnights" veröffentlichte. Der Song gilt als das Lied, das erklärt, woran ihre Beziehung mit Joe scheiterte. Auch dort gibt es immer wieder Metaphern aus dem medizinischen Bereich. "Ich finde keinen Puls mehr, mein Herz fängt für dich nicht mehr zu schlagen an", singt sie.
Zum Scheitern der Beziehung gibt es in "So long London" weitere Details. "Du hast das Schiff verlassen, während ich damit unterging", singt Taylor. Zeilen wie "Wenn du dir nicht sicher bist, ob er wirklich da sein will" und "Du hast geschworen, du liebst mich, aber wo ist der Beweis?" könnten Hinweise auf Trennungsgründe sein.
In "The Tortured Poets Department", dem zweiten Song des Albums, stellt Taylor klar, wer sie dazu inspiriert hat: Matty Healy, Frontman von "The 1975". "Manchmal frage ich mich, ob du das mit mir versaust. Aber du hast Lucy gesagt, du würdest dich umbringen, wenn ich jemals gehe, und ich habe Jack das Gleiche über dich gesagt, also habe ich mich verstanden gefühlt." Die eine Person, die Taylor hier nennt, ist wohl Jack Antonoff, mit dem sie mehrere Alben produzierte. Er gilt als ihr Vertrauter.
Die zweite Person, über die Taylor spricht, dürfte Lucy Dacus sein. Die Sängerin von Boygenius hatte zusammen mit Matty das "Eras"-Tour-Konzert besucht, in Zuge dessen die Beziehung der beiden öffentlich wurde. Jack Antonoff kennt Matty ebenfalls gut, das letzte Album der Band hat er produziert. "Jeder, den wir kennen, versteht, warum das so sein muss", heißt es in dem Titeltrack weiter.
Taylor beschreibt die zweite Person in dem Lied als Raucher mit Tattoos, zwei Eigenschaften, die auf Matty zutreffen. Jack wird als Verbindung der beiden immer wieder erwähnt.
"But Daddy I love him" dürfte ebenfalls Matty-inspiriert sein. Die Protagonist:innen in dem Lied müssen sich massiv gegen Kritik von Außen wehren. "Gott beschütze die Creeps, die am meisten urteilen", heißt es etwa. Oder "Die Saboteure haben zu viel protestiert."
Nachdem die Beziehung von Taylor und Matty 2023 öffentlich wurde, flippte ein Teil ihrer Fans aus, in einem offenen Brief forderten sie die sofortige Trennung des Paares.
Auch in den Songs "I can fix him (no, I really can)" und in "loml" gibt es Hinweise auf Kritik von außen, mit der die Protagonist:innen umgehen müssen, was dafür spricht, dass auch diese Lieder von ihren Gefühlen zu Matty inspiriert sind. Insgesamt kommt er damit als Muse für (mindestens) vier Songs infrage, bei Joe dagegen sind es wohl weniger.
Während Taylor lange dafür bekannt war, sehr autobiografisch zu schreiben, tauchen bei "TTPD" immer wieder Szenarien auf, die auf den ersten Blick fiktiv sind. In "Fortnight" erzählt sie die Geschichte einer Frau, die sich in ihren verheirateten Nachbarn verliebt. "But Daddy I love him" thematisiert eine Teenagerliebe. Und in "I can fix him" setzt sie ihre Protagonist:innen in ein Wild-West-Szenario.
Aber: zumindest in den beiden letzten Liedern werden immer wieder autobiografische Elemente referenziert. Etwa die Last, sich für das Image des Partners rechtfertigen zu müssen, was von Taylor während der Datinggerüchte um Matty und sie gefordert wurde.
Natürlich ist Kunst eines der Themen des Albums. Dementsprechend nennt Taylor viele Künstler:innen, etwa Sängerin Patti Smith, mit der sie sich selbst vergleicht, Dylan Thomas oder Clara Bow, der sie einen ganzen Song gewidmet hat. Die Schauspielerin war dafür bekannt, dass ihr Liebesleben intensiv in der Presse besprochen wurde, ein Problem, mit dem Taylor nicht erst seit ihrer Beziehung mit Travis Kelce kämpft.
Immer wieder geht es auf "TTPD" um eine Liebesbeziehung, die von außen bewertet wird und deshalb einem großen Druck standhalten muss. Dabei sind mit dem "Außen" aber wohl nicht nur die Presse und womöglich die Fans gemeint, sondern auch das eigene Umfeld, das sich einmischt. Neben den Freunden, die in "So long London" eine Rolle spielen, nennt sie auch eine Vaterfigur als Problem.
Nur wenige Wochen nach dem Start ihrer Eras-Tour wurde ihre Trennung bekannt, eine Situation, die für sie wohl extrem schwer war. Während der Tour wirkte sie während einiger Songs immer wieder emotional, verarbeitete offensichtlich etwas und trat trotzdem weiter auf.
"Alle Teile von mir zerbrochen, während die Menge 'Mehr'-Sprechchöre sang", heißt es etwa in "I can do it with a broken heart". Dort singt sie auch die Zeile "Du weißt, dass du gut bist, wenn du es mit einem gebrochenen Herzen tun kannst." Ein deutlicher Kommentar zu der Erwartungshaltung, die sowohl die Fans als auch die Medien an sie stellen: Als Musikerin hat sie immer zu performen, egal, wie es in ihr gerade wirklich aussieht.